Auf den Spuren der Natur: "Das grüne Königreich" von Cornelia Funke
Die Ethno-Botanikerin Tammi Hartung und die Kinderbuchautorin Cornelia Funke widmen sich in ihrem Buch dem Thema Pflanzenwelt und Natur. "Das grüne Königreich" bringt auch nach dem Lesen noch Spaß.
Dieses Buch hat alle Zutaten für eine spannende Entdeckungsreise: einen Ortswechsel wider Willen - Metropole in der Sommerhitze statt Land in frischer Brise; eine geheimnisvolle Verbindung in die Vergangenheit durch ein zufällig gefundenes Bündel von Briefen aus der ganzen Welt; und das alles in ewig langen Sommerferien. Die verbringt die zwölfjährige Caspia mit ihren Eltern in New York, und sie taucht nach kurzem Zögern mit allen Sinnen ein:
Zu Hause sahen alle irgendwie gleich aus - als ob sie alle aus demselben Ton gemacht waren. Wilmerton spielte eigentlich jeden Tag dieselbe Melodie. Brooklyn dagegen kam Caspia wie eine wilde Symphonie vor, die Tausende von menschlichen Instrumenten spielten. Aber irgendwie kamen all ihre Klänge harmonisch zusammen. Leseprobe
Eine echte Sinnesvermischung, die das Buch prima lesbar macht.
Cornelia Funke: "Ich kann ohne Pflanzen nicht leben"
In den Briefen, die Caspia in einer Kommode findet, befinden sich immer neue Rätsel: Die Verfasserin war als junges Mädchen auf einer botanischen Expedition mit ihrem Vater in aller Welt unterwegs und stellt ihrer Schwester Aufgaben - jedes Mal muss sie eine neue Pflanze erraten. Löwenzahn oder Bambus, Jasmin oder Brennnessel, Holunder oder Zitronengras sind die Stars des Buches. Aber warum? "Erstens kann ich ohne Pflanzen nicht leben", erzählt Autorin Cornelia Funke. "Das ist eine Leidenschaft von mir, die ich schon als Kind gehabt habe. Ich hatte immer schon Lust darauf, diese Leidenschaft weiterzugeben, ein bisschen habe ich das in den 'Wilden Hühnern' getan. Aber wirklich ein Buch dieser Leidenschaft zu widmen und zu versuchen, diese Liebe in jemand anderem zu säen, das kam erst zustande, als ich ein Buch von der Tammi Hartung las, die ganz wunderbar von den Mythen und Märchen erzählte, die sich die Menschen über Pflanzen erzählen."
Cornelia Funke fordert: Kinder müssen raus!
Also schrieben die Ethno-Botanikerin Tammi Hartung und Cornelie Funke gemeinsam "Das Grüne Königreich" - der Titel des Buches klingt auch nach Märchen. Caspia begibt sich auf eine Suche, so wie die Gralsritter, beispielsweise, um in Brooklyn einen Zimtbaum zu finden. Ein knallvoller Gewürzladen wirkt wie eine verwunschene Hexenküche. Und am Ende tritt eine Art "gute Fee" persönlich auf. Ist es doch Fantasy, obwohl Cornelia Funke das Buch in der Realität spielen lassen wollte? "Ich glaube, dass unsere Wirklichkeit wesentlich fantastischer ist, als wir das immer wieder wahrnehmen, weil wir vergessen, genau hinzusehen."
Besonders die Pflanzenwelt bietet diese fantastischen Elemente, findet Funke und fordert: Kinder müssen raus! Sie zitiert wissenschaftliche Erkenntnisse und sagt: "Wir haben noch gar keine Ahnung, was es mit unseren Kindern anrichtet, dass die keine nichtmenschlichen Kontakte mehr haben, dass die nicht verstehen, dass die Welt nicht von Menschen gemacht ist. Das kann ganz furchtbare Folgen haben, Depressionen, die Rastlosigkeit bei Kindern, der Mangel sich zu konzentrieren. Dass das nichts damit zu tun hat, dass bei ihnen etwas nicht in Ordnung ist und man ihnen eine Pille geben muss, sondern dass die nicht nach draußen dürfen."
Ein Buch, das auch nach dem Lesen noch Spaß bringt
Doch bei aller Aufforderung, rauszugehen und einzutauchen ins "Grüne Königreich": Es ist kein Gegeneinanderstellen von Natur und Moderne - Funke bringt Alt und Neu zusammen. Beispielsweise funktioniert das Netzwerk, das Caspia von Maine bis Brooklyn flicht, über Chatgruppen; Briefe werden zu einem "Post":
"Ist das mit dem Baum eine Hausaufgabe, die ihr über den Sommer aufbekommen habt?" "Nein, nur ein Rätsel, das jemand gepostet hat", antwortete Caspia ausweichend. Das war nicht wirklich gelogen, oder? Rosalinde hatte es eben nur auf sehr altmodische Art gepostet. Leseprobe
Die Rätsel, die Pflanzenbeschreibungen, das Abenteuer-Kochen mit den dann gefundenen Gewürzen und Zutaten machen es zu einem sehr handfesten Buch, das auch nach dem Lesen noch Spaß bringt: Pflanzen nachsuchen, Rezepte nachkochen. Auf zur eigenen Expedition in echt oder zumindest per Gewürzexpress:
Caspia roch an dem leeren Glas. Es hing noch ein leises Gemurmel von Zimt darin. Und von Affen und Eidechsen (…) Gerüche nahmen einen so leicht mit auf die Reise. Leseprobe
Das grüne Königreich
- Seitenzahl:
- 155 Seiten
- Genre:
- Kinderbuch
- Zusatzinfo:
- ab 10 Jahren
- Verlag:
- Dressler
- Bestellnummer:
- 978-3-407-75717-3
- Preis:
- 13 €
- FSK:
- ab 7 Jahren