Caroline Wahl stellt in Hamburg neuen Roman "Windstärke 17" vor
Die Rostockerin Caroline Wahl ist im Moment der Shooting Star der deutschen Literaturszene. Ihr erster Roman "22 Bahnen" wurde ein Bestseller. Nun hat sie ihren Nachfolger "Windstärke 17" im Hamburger Literaturhaus vorgestellt - im sehr ungewöhnlichen Dresscode.
Im Hansa-Rostock-Trikot in Hamburg aufzutreten, das muss man sich erstmal trauen. Es sei eins dieser betrunkenen Versprechen gewesen, erzählt die Schriftstellerin Caroline Wahl an diesem Abend im Hamburger Literaturhaus. Einem der Spieler von Hansa Rostock habe sie nach ein paar Wein versprochen, in Hamburg im Hansa-Trikot aufzutreten. Da, wo Hansas Erzfeind, der FC St. Pauli, zuhause ist. Im Literaturhaus ist es aber eh ein Heimspiel. Als gefragt wird, wer ihren Erstling "22 Bahnen" gelesen habe, gehen fast alle Hände hoch. Jetzt also "Windstärke 17".
Caroline Wahls Unangepasstheit ist wunderbar
Auch das neue Buch hat diesen direkten, schnellen Caroline-Wahl-Sound. Der passt zur Frau. Caroline Wahl, Ende 20, Bob-Frisur, aber mit extrem kurzem Pony. Sie redet einerseits sehr bedacht, andererseits sehr authentisch. Zum Beispiel, als sie beschreibt, wie sie den Sprung in die Literatur wagte, obwohl der Anfang schwer war: "Ich hab einen Text, an dem ich schon gearbeitet hab, ein paar Agenturen geschickt. Aber es gab keine Antwort, oder nur Absagen. Da war ich ein bisschen entmutigt. Dann hab ich mich parallel für 'nen Job in Zürich entschieden und bin da hingegangen. Dann war der Job richtig scheiße und so hab ich gedacht: Ich schreib jetzt trotzdem."
Diese gewisse Unangepasstheit ist wunderbar. Caroline Wahl ist völlig unprätentiös. Sie habe zwar grundsätzlich gerne studiert, aber einen Master wollte sie nicht machen. Das Zerreden von literarischen Texten hätte ihr nicht gut getan. Der neue Roman "Windstärke 17" spielt auf Rügen. Am dortigen Baumwipfelpfad habe sie recherchieren wollen, ob man da auch nachts rein kann. Kann man eigentlich nicht. "Dann hab ich gefragt: Rein theoretisch, kann man da rüber klettern? Da hat die mich ganz komisch angeguckt. Dann hab ich gesagt, ich bin Autorin und ich schreib über ein Mädchen - das hat sie mir nicht geglaubt", beschreibt sie die Begegnung und das Publikum lacht laut.
"Rügen ist ein bisschen wie Bali"
Caroline Wahl kann nach dem gigantischen Erfolg von "22 Bahnen" mittlerweile vom Schreiben leben - über 100.000 Exemplare sind über die Ladentische gegangen. Ein Buch, von dem ihr viele gesagt hätten, dass sie es manchmal in einer einzigen Sitzung durchgelesen hätten, wie sie erzählt: "Ich finde das cool, weil ich finde, das hängt auch mit dem Schreibprozess zusammen, weil das Schreiben auch irgendwie so atemlos war und so schnell rausmusste. Irgendwie denke ich, dass das zusammenhängt: dass es in einem Rutsch rauskam und in einem Rutsch gelesen werden muss."
Auch das neue Buch, vom ersten geschriebenen Satz bis zum gedruckten Buch, habe gerade einmal ein Jahr gedauert. In der Literaturwelt ist das sehr fix. "Windstärke 17" ist eine Fortsetzung von "22 Bahnen" geworden, diesmal mit Fokus auf Ida, die nach Hamburg will, aber in Rügen strandet. "Ich war noch nie auf Rügen", sagt Carolin Wahl. "Als ich den Roman geschrieben hab, tat ich das größtenteils auf Bali. Und meine Lektorin und ich lachen nun immer, dass Rügen ein bisschen wie Bali ist." Das war ein richtig lockerer Abend im Literaturhaus.