Eine Frau mit Schirmmütze goldenen Ohrringen und blauer Jacke steht vor einem grünen Busch und schaut freundlich in die Kamera. © NDR / Christina Grob Foto: Christina Grob
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AUDIO: Anke Feuchtenberger über ihre Leipziger Buchpreis-Nominierung (6 Min)

Anke Feuchtenberger über Buchpreis-Nominierung: "Verblüfft" und "gerührt"

Stand: 26.03.2024 10:15 Uhr

Seit gestern stehen die 15 Werke fest, die für den Leipziger Buchpreis nominiert sind. Eines davon ist von Anke Feuchtenberger. Sie ist Zeichnerin und Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, lebt in Hamburg und Vorpommern.

Als die Liste erschien, haben sich manche die Augen gerieben und es waren Urteile von bizarr bis echt überraschend zu hören. Die Jury hat sich unter 486 eingereichten Titeln für jeweils fünf Bücher in drei Sparten entschieden: Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. In der Kategorie Belletristik ist erstmals eine Graphic Novel vertreten. "Genossin Kuckuck" heißt sie und gezeichnet hat sie Anke Feuchtenberger.

Frau Feuchtenberger, erstmal: Herzlichen Glückwunsch zur Nominierung. Wie haben Sie am Tag der Verkündung davon erfahren?

Anke Feuchtenberger: Wir Nominierten haben das schon vor einer Weile erfahren. Insofern war die Freude trotzdem natürlich groß, weil da viele Reaktionen von außerhalb kamen, aber ich hab es schon ein bisschen länger gewusst und mich gehörig gefreut.

 

Es wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass es das erste Mal ist, dass ein Comic in der Kategorie Belletristik nominiert ist. Hat Sie das ebenfalls erstaunt?

Ja. Es hat mich auch wirklich verblüfft. Ich war darauf überhaupt nicht gefasst gewesen. Ich hab mich auch nicht darum beworben. Mein Verlag hat mir darüber auch nichts gesagt und insofern war es eine Überraschung.

Was bedeutet das vielleicht auch für die Comic-Szene In Deutschland?

Das war mir auch im ersten Augenblick gar nicht so bewusst. Auf Grund meiner Verblüffung hab ich mich erstmal gar nicht um andere kümmern können, aber gestern (am Tag der Verkündung, Anm. d. Red.) kam aus der Comic-Szene in Hamburg und auch international so gutes Feedback. So viel Freude und Wohlwollen. Ich war ganz gerührt.

"Genossin Kuckuck" erzählt die Geschichte einer Kindheit und Jugend in der DDR, wie persönlich ist das Buch?

Ich denke, so wie jede künstlerische Arbeit ist es immer sehr persönlich. Aber es ist für mich nicht ein Buch über die DDR. Ich würde mir nicht anmaßen wollen, irgendwelche historischen Gegebenheiten erklären zu wollen, sondern ich erzähle das aus einer sehr persönlichen Sicht und vermeide auch Fakten-Richtig-Stellung aus der heutigen Sicht.

Sie haben zehn Jahre daran gearbeitet, wie schafft man es, dass einem da nicht Atem ausgeht?

Cover der Graphic Novel "Genossin Kuckuck" von Anke Feuchtenberger © NDR.de Foto: Mathias Heller
"Genossin Kuckuck" ist bei Reprodukt erschienen und kostet 44 Euro.

Es brauchte schon immer wieder Pausen, weil der Stoff manchmal schon sehr heftig ist und ich viele Projekte auch parallel gemacht habe - nicht nur das Unterrichten in Hamburg, sondern ich hab mehrere Bücher gemacht in der Zeit, die mir von außen angetragen worden sind. Und "Genossin Kuckuck" war ja so ein Eigenauftrag. Daher musste ich ihn manchmal einfach ablegen - wegen Verschnaufpausen, aber auch, weil ich andere Projekte verführerisch fand und die auch unbedingt machen wollte.

Sie unterrichten seit über 25 Jahren graphisches Erzählen. Was ist das Wichtigste, was Sie Ihren Studentinnen und Studenten vermitteln möchten?

Ich unterrichte ja zwei Fächer: das eine ist Zeichnen - also so ganz an der Basis mit den Erstsemestern. Es geht mir immer darum zu vermitteln: Guckt genau hin. Nehmt eure Wahrnehmung ernst. Versteht, dass eure Perspektive einzigartig und subjektiv ist und dass euch niemand diesen Standpunkt durch eine objektive Richtigstellung ersetzen kann. Das zieht sich dann weiter in den grafischen Erzählungen, in den Fächern, auch in den Masterklassen die ich unterrichte - also immer genau hingucken und hinterfragen. Was mein spezieller Auftrag, den ich dabei sehe ist, einen Spiegel zu geben - vielleicht den ersten, oder vielleicht auch einen ohne Marktinteresse, oder irgendein anderes Interesse, den Studierenden widerspiegelt, was sie da tun, das ist sehr wichtig. Das es ein Interesse gibt an der Arbeit, die die jungen Leute machen und das man in den Spiegel fragen kann und dann zurückbekommt, was habe ich da eigentlich gemacht.

Das Gespräch führte Philipp Schmid.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 01.03.2024 | 07:20 Uhr

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