#Zusammenland: Medienhäuser starten Kampagne gegen Rechtsextremismus
Seit Wochen gehen hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Jetzt haben mehrere deutsche Verlage und Medienhäuser eine Kampagne gegen Rechtsextremismus gestartet - zusammen mit rund 500 Unternehmen, Verbänden und Stiftungen.
"Dieses Jahr zählt. Gegen Hass und Spaltung. Für ein neues Miteinander" - so steht es in der doppelseitigen Anzeige, die heute in der "Zeit" und in der "Süddeutschen Zeitung" erscheint, aber auch im "Handelsblatt", im "Tagesspiegel" und in der "Wirtschaftswoche". Das Medienhaus Ströer, zu dem unter anderem das Nachrichtenportal "T-Online" gehört, macht ebenfalls mit und veröffentlicht die Anzeige auf seinen Werbewänden in Bahnhöfen und Innenstädten.
Rainer Esser, Geschäftsführer der Wochenzeitung "Die Zeit", erklärt: Nachdem Millionen Menschen in ganz Deutschland gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen seien, habe man überlegt, "dass wir auch ein kleines Scherf bei dieser großen Bewegung beitragen müssen, um möglichst viele Menschen zu erreichen und sie zu stärken bei ihrem Commitment für die Demokratie. Wir dürfen den Populisten nicht die Meinungshoheit überlassen. Wir müssen dagegenhalten."
500 Unternehmen, Verbände und Stiftungen machen mit
Rund 500 Unternehmen, Verbände und Stiftungen haben sich der Kampagne angeschlossen, darunter Dax-Konzerne, große Beratungsfirmen, Mittelständler. Ihre Logos erscheinen in den kommenden Wochen nacheinander in den Anzeigen der Kampagne. Den entsprechenden Gegenwert für Werbung sollen sie spenden. Die angefragten Unternehmen hätten sich sehr schnell zurückgemeldet, berichtet Andrea Wasmuth, Geschäftsführerin der Handelsblatt Media Group: "Ich war selbst überwältigt von dem Zuspruch, weil wir nicht damit gerechnet haben, dass so viele bereit sind, es so deutlich nach außen zu tragen. Da ist gerade in den letzten Wochen viel Bewegung entstanden."
Medienhäuser könnten dieser Entwicklung einen Rahmen und Reichweite bieten. Als politische Aktion wollen die Initiatoren ihr Engagement trotzdem nicht verstanden wissen. Gabriel Grabner, Geschäftsführer des "Tagesspiegels", betont: "Wir machen diese Kampagne nicht aus der Redaktion und aus dem Verlag heraus und auch dezidiert nicht gegen oder für eine einzelne Partei, sondern für die Demokratie." Die AfD wird in der Anzeige nicht direkt erwähnt. Allerdings heißt es: "Wir brauchen keine Alternative zur Freiheit und Vielfalt."
Wasmuth: "Meinungsfreiheit ist Teil der journalistischen Unabhängigkeit"
Einen Konflikt mit der unabhängigen Berichterstattung ihrer Häuser sehen die Initiatoren nicht. Zwischen den Redaktionen und der jeweiligen Geschäftsführung herrsche eine strikte Trennung. Vorgaben zur Berichterstattung gebe es selbstverständlich nicht. Andrea Wasmuth vom Handelsblatt betont: "Aus meiner Sicht hat das überhaupt nichts mit journalistischer Unabhängigkeit zu tun, zu sagen, man ist für Vielfalt, man ist für Meinungsfreiheit. Im Gegenteil, das ist ein Teil der journalistischen Unabhängigkeit. Ich glaube, das kann eigentlich nur jeder unterstützen." Sollte es zu Widerspruch kommen, stelle man sich der Diskussion - auch das sei Demokratie, betont sie.
Und wenn nun Abos gekündigt werden sollten? Rainer Esser von der "Zeit" sagt: "Ganz ehrlich, das ist mir relativ wurscht, weil wir können nicht aus Angst vor ein paar Abo-Kündigungen unsere Werte nicht nach außen tragen."