"World of Warcraft": Nach 20 Jahren noch immer ein Hit
Am 23. November 2004 erschien das Online-Computerspiel "World of Warcraft" (kurz "WoW"). Es revolutionierte die Gamingszene und hatte einen immensen popkulturellen Einfluss. Noch immer erfreut sich das Fantasy-Rollenspiel großer Beliebtheit.
"World of Warcraft" war vor 20 Jahren sogar den "Tagesthemen" einen Bericht wert, Moderator Ulrich Wickert sprach fast ergriffen von trendigen Computerspielen, die "MMORPG" abgekürzt würden, was so viel hieße wie "Viele Menschen können gleichzeitig online spielen".
"WoW" kam quasi mit dem Internet in deutsche Wohnungen, denn damals begann das Internet zu Hause normal zu werden. Und wie das Internet, entfaltete auch "WoW" auf Dauer einen überraschend kräftigen kulturellen Einfluss. Spätestens als Thomas D. von den Fantastischen Vier in einer Fernsehwerbung für das Computerspiel auftrat, wurde offensichtlich, dass Games im Mainstream angekommen waren. Auch Fanta4-Bandkollege Smudo spielte "WoW".
"WoW" ist weiterhin eine Cashcow
Über zwölf Millionen Abonnenten konnte die kalifornische Entwicklerfirma Blizzard in den 2000er- und 2010er-Jahren mit "WoW" an sich binden. Zwar werden seit einigen Jahren keine offiziellen Zahlen mehr veröffentlicht, aber auch noch heute klingeln die Kassen - dank einer zahlreichen, leidenschaftlichen und vor allem zahlungsbereiten Spielerschaft.
Denn monatlich zu bezahlende Abo-Games sind inzwischen sehr selten. Es dominiert das "Free to play"-Modell, in dem das Basisspiel kostenfrei ist, aber zusätzliche Inhalte für kleines Geld erworben werden können.
Rekorde schon beim Verkaufstart
Als "World of Warcraft" am 23. November 2004 veröffentlicht wurde - zuerst nur in Nordamerika und Australien - brach es schnell alle Verkaufsrekorde: Allein am ersten Tag ging das Spiel 240.000 Mal über die Theke. Es entführte die Spieler und Spielerinnen - außergewöhnlich viele Spielerinnen - in die relativ klassische, wenn auch in bonbonbunt gestaltet Fantasy-Welt von Azeroth. Hier erlebten die Spielenden als Nachtelfen-Hexenmeister oder menschliche Paladine Abenteuer und Gemeinschaft.
"WoW" auch Ausgangspunkt für Spielsucht
"Global hat das Spiel natürlich ganz vielen Leuten Spaß und Abwechslung und auch eine neue Gaming-Dimension in die Wohnzimmer gebracht", sagt Kai Müller, Psychologe in der Ambulanz für Spielsucht der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz.
Auf der anderen Seite müsse man aber auch deutlich sagen, dass sich immer mehr Menschen mit einem suchtartigen Gamingverhalten im Suchtberatungs- oder im Suchthilfesystem vorgestellt haben - "und da war ganz häufig - weil das immer mit dokumentiert wird - 'World of Warcraft' genannt", ergänzt Müller.
Tatsächlich wurden Wissenschaft und Medizin durch "WoW" auf das Phänomen der Computerspielabhängigkeit aufmerksam. Inzwischen ist die Gaming Disorder, also das risikobehaftete Dauerzocken, gut erforscht. Sie wurde sogar in das Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen.
Das soziale Erlebnis ist "WoW"-Fans am wichtigsten
Aber trotz aller Debatten hielt der Erfolg von "World of Warcraft" an. Der popkulturelle Einfluss des Spiels ist in zahllosen Zitaten in Musik und Literatur, Fernsehserien und Filmen zu spüren. Höhepunkt war eine ganze Folge South Park, die weitgehend in "WoW" spielt und sogar mit einem Emmy ausgezeichnet wurde.
Auch heute ist "WoW" noch präsent. Auf Netflix läuft seit kurzem die Doku über einen norwegischen Jungen, der im Alter von 25 Jahren an einer degenerativen Muskelerkrankung starb. Erst nach seinem Tod zeigte sich, dass er in "WoW" ein geheimes Parallelleben aufgebaut hatte, an dem viele andere Menschen teilnahmen, denen er durch das Spiel eng verbunden war.
Vielen Fans ist das soziale Erlebnis am wichtigsten bei "World of Warcraft": Gemeinsam bestehen sie gefährliche Abenteuer und bewältigen große Aufgaben. Hier enstehen auch 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung noch Freundschaften, manchmal mehr: Geschichten von Paaren, die sich in "WoW" fanden und im echten Leben heirateten, gibt es zuhauf. Und ein schöneres Zeichen für den Erfolg eine Computerspiels kann es kaum geben.