Ein Jugendlicher hält einen Controller in seinen Händen und spielt ein Videospiel. © picture alliance / Eibner-Pressefoto | Fleig / Eibner-Pressefoto Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto | Fleig / Eibner-Pressefoto

"Lootboxen": Strengere Regeln für Videospiele gefordert

Stand: 17.05.2024 09:55 Uhr

"Lootboxen" werden bei Computerspielen oft zusätzlich zum Kauf angeboten - und locken mit seltenen Belohnungen. Allerdings: Die Suchtgefahr ist hoch. Niedersachsens Landesregierung will strengere Vorgaben.

"Wir müssen der Spieleindustrie, die mit Spiele-Software in Deutschland jährlich Milliardenumsätze macht, Regeln für Fairplay vorgeben", sagte Niedersachsens Verbraucherschutzministerin Miriam Staudte (Grüne) am Donnerstag im Landtag. Die beiden Regierungsfraktionen SPD und Grüne hatten sich in einem gemeinsamen Antrag für strengere Vorgaben für Videospiele mit glücksspielähnlichen Inhalten ausgesprochen. Geprüft werden soll demnach auch, ob Spiele mit entsprechenden Inhalten künftig erst ab 18 Jahren verkauft werden dürfen.

Staudte: "Lootboxen" sind das größte Problem

Glücksspielähnliche Elemente wie "Lootboxen" seien das größte Problem, betonte Staudte. Sie würden Spielerinnen und Spielern das Geld aus der Tasche ziehen - und könnten im schlimmsten Fall süchtig machen. Die Kosten seien nicht transparent und würden durch viele kleine Zahlungen verschleiert, so die Ministerin. Sie kündigte an, dass Niedersachsens Landesregierung den Antrag konstruktiv begleiten werde. Dies ist aber nicht als Alleingang geplant: Man wolle den Schulterschluss mit anderen Bundesländern suchen, betonte Staudte. In Niedersachsen soll es aber zumindest mehr Aufklärung über die Verbraucherzentrale geben.

Spiele mit "Lootboxen" erst ab 18 Jahren?

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Pascal Leddin sieht insbesondere eine mögliche Altersbeschränkung als Hebel. Er geht davon, dass die Entwickler lieber Elemente wie die sogenannten Lootboxen entfernen, als eine Freigabe erst ab 18 zu riskieren. Ein Beispiel dafür sei das Game "Fortnite", das nach einem Verbot in Belgien nahezu alle "Lootboxen" aus dem Spiel genommen habe.

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CDU unterstützt Ansatz

Auch die Opposition stützt den Ansatz, setzt aber mitunter andere Schwerpunkte. Die CDU plädiert für eine Registrierung vor den Käufen, ein monatliches Einzahlungslimit sowie ein Verbot von "Lootboxen" für Kinder unter zehn Jahren. Die Gaming-Branche müsse aber in die Überlegungen einbezogen werden, so die CDU-Abgeordnete Katharina Jensen. Die AfD beklagt, dass viele Kinder ihr Geld in Apps an den sogenannten Lootboxen "verzocken". Da "Lootboxen" aber kein neues Phänomen seien, fehle ihr der Glaube, dass die übrigen Fraktionen wirklich etwas verändern wollten, so Vanessa Behrendt von der AfD.

"Lootboxen" in Videospielen

  • Lootboxen gibt es in zahlreichen Computer- und Videospielen. Spielerinnen und Spieler müssen zusätzlich bezahlen, um diese zu erhalten. Dies funktioniert meist mit virtuellen Währungen.
  • Im Gegenzug erhalten Spielerinnen und Spieler eine digitale Schatzkiste. Von dieser erhofft man sich zum Beispiel besonders gute Fußballspieler, mächtige Waffen oder Superhelden, die einen im Spiel gut voranbringen (Prinzip "Pay-to-win").
  • Kritiker bemängeln unter anderem eine intransparente Kostengestaltung und geringe Chancen auf wirklich hilfreiche Vorzüge. "Lootboxen" gelten auch als Einstieg in eine mögliche Glücksspielsucht. Sie seien häufig Beginn einer Abwärtsspirale, so der Sozial- und Suchttherapeut Christian Groß aus Gütersloh (NRW).
  • Lootboxen ( "Loot" bedeutet im Englischen Beute) gibt es in verschiedenen Formen unter anderem bei "FC 24", das früher "FIFA" hieß, "Counter-Strike" oder "Castle Clash". Auch in zahlreichen Handyspielen wird das Prinzip angewendet.

 

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