Was fasziniert uns am Leuchtturm? Ein paar Seebrautgedanken
Nun ist der heißbegehrte Job für Schwindelfreie vergeben: Seit Pfingstmontag hat die Insel Wangerooge einen neuen Leuchtturmwärter. 1.100 Mitbewerberinnen und Mitbewerber gab es - ein großer Andrang für eine so kleine Insel. Was fasziniert uns am Leuchtturm?
Zwei Herzen schlagen, ach in meiner Brust: Meer, Möwen, da hinten der Horizont - wir Nordnasen können uns regelrecht betrinken an diesem Anblick. Unseren von der Salzluft glasigen Augen gibt er - dieser schönste der Türme - dann den Rest: Verschwenderisch große rote und weiße Streifen wechseln sich ab. Zu später Stunde tanzt ein Licht in seiner Spitze im Kreis. Unverkennbar: der Leuchtturm an der Küste.
Die übertriebene Leuchtturm-Marketing-Offensive
Ich träume von einem Seebrautleben. Von bezwungenen Stürmen. Von Freiheit. "Ich möchte Leuchtturm sein in Nacht und Wind", sagte schon Wolfgang Borchert. Und doch fühle ich auch Turm-Irritationen, wenn ich - bei purer Abwesenheit von jeglichem Abenteuer - mit Softeis in der Hand und ausgelatschten Flip-Flops im Touri-Ort stehe. Warnemünde? Oder war’s Büsum? Oder doch die Insel Poel?
Egal - die Souvenirshops an der Promenade verkaufen alle zum Verwechseln ähnlich dasselbe Sortiment: Leuchtturm-Schneekugeln, Leuchtturm-Schnapsgläser, Leuchtturm-Badehosen. Die übertriebene Marketing-Offensive kommt einem Verrat gleich, quetscht, was zu quetschen geht, verschnulzt die vielleicht norddeutscheste aller Architekturen.
Leuchttürme: Am schönsten von außen
Zuzugeben, dass ich Leuchttürme mag, ist deshalb eher peinlich. Im Traum würde mir nicht einfallen, eine Postkarte mit ihm zu kaufen.
Gut, Stichwort Architektur: Wohnen möchte auch ich im Leuchtturm nicht. An keine Wand könnte ich mein Bücherregal stellen. Das viele Treppensteigen. Am Fenster immer zugig. Vielleicht ist es ohnehin am Schönsten, nur Draufzuschauen auf den Leuchtturm und ein paar Seebrautgedanken zu denken.