Szenen fürs Museum: Der Playmobil-Mann aus Hamburg
Der Hamburger Oliver Schaffer hat die wohl größte Playmobil Sammlung Deutschlands und nennt sich selbst "Diorama Artist". Für Museen in ganz Deutschland stellt er historische Szenen mit Playmobil Figuren nach.
Wenn Oliver Schaffer in seinen unzähligen Playmobil Teilen kramt, ist er in seinem Element. Mit einem "Klick" tauscht er bei einer Figur Bauarbeiterhelm gegen Königskrone. Wie viel Playmobil er genau besitzt, kann Oliver Schaffer nur schätzen. "Ich gehe von über 3 Millionen Einzelteilen und über 400.000 Figuren aus." Die seien meistens im Einsatz in ganz Deutschland und das ist auch gut so, betont Schaffer. "Wenn alles gleichzeitig hier wäre, könnte ich mich gar nicht mehr bewegen."
Playmobil meterhoch in Kisten aufgestapelt
Meterhoch stapeln sich die Kisten in seinem Lager nördlich von Hamburg. Im Hochregal und auf dem Boden stehen - aufgereiht wie zu einer Parade - XXL-Figuren von eineinhalb Metern Höhe. "Das hier ist ein Clown, und hier ein feiner Herr und irgendwo dahinten stehen dann auch so besondere Figuren wie zum Beispiel die Palastwache des Buckingham-Palace in London."
Oliver Schaffer ist Playmobilsammler im großen Stil. Es geht ihm aber nicht hauptsächlich ums Besitzen. Er will seine Figuren zeigen. Gerade laufen zwei Ausstellungen von ihm in Speyer und im Rheingau. Im vergangenen Jahr hat er im Archäologischen Museum Hamburg eine Zeitreise durch die Stadtgeschichte gezeigt. "Mein persönliches Highlight war die Hammaburg, eine frühmittelalterliche Siedlung. Viele Kinder und auch Erwachsene denken immer: Burg = Stein, aber die Hammaburg war eine große Burg aus Holz, mit einem großen Wall und diesen Wall hab ich dann nachgebaut. Das ist eine total schöne Art, sich mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen."
Von der Liebhaberei zum Vollzeitberuf
Eigentlich ist Oliver Schaffer Musicaldarsteller. Früher hat er unter anderem in "Mamma Mia" in Hamburg gespielt. Die Begeisterung für Playmobil-Welten aber hat ihn schon als Kind gepackt. "Da war ich drei Jahre alt und großer Zirkusfan und dann hab ich meinen eigenen Zirkus gegründet, den 'Zirkus Oliver'." Jahre später, zum damals 30. Playmobil Jubiläum zeigt er seine Zirkus-Sammlung erstmals im Museum. Nach und nach wird daraus ein Vollzeitberuf.
An Oliver Schaffers Sammlung sieht man, wie sich die Playmobil-Figuren im Laufe der Jahrzehnte entwickelt haben. "Da geht es hier zum Beispiel los im Jahr 1974 mit Ritter, Bauarbeiter und Indianer. Erst zwei Jahre später gab es dann die ersten weiblichen Figuren. Die Kinderfiguren gibt es seit 1981 und die haben das erste Mal drehbare Hände."
Immer auf der Suche nach Playmobil-Teilen
Historische Szenen interessieren Oliver Schaffer am meisten. Ob Steinzeit oder Mittelalter - immer ist er auf der Suche nach passenden Bauteilen. "Da denke ich: 'Ah, der Besen ist auf einmal in einer braunen Farbe erschienen!' Und dann kaufe ich den auch gleich 100 oder 200 Mal nach, damit ich den für historische Themen in Zukunft immer parat habe." Im Lager wird alles vorsortiert und später im Museum aufgebaut. Bis heute fasziniert ihn, wie sich alles immer wieder neu kombinieren lässt. "Durch eine andere Frisur und zwei Accessoires sieht man: Das ist jetzt nicht mehr Mozart, das ist auf einmal Theodor Fontane."
Ausstellungen im Pariser Louvre und der Gemäldegalerie in Kassel
Sogar im Westflügel des Louvre konnte Oliver Schaffer seine Playmobil Figuren schon zeigen. Auch das nächste Projekt, auf das er sich gerade vorbereitet, klingt spannend. Es ist in der Gemäldegalerie der Alten Meister im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel. "Ich stelle 20 Gemälde von Rembrandt, Vermeer und so weiter mit Playmobil nach. Das letzte, wo eigentlich Familien mit Kindern hingehen sind Gemäldegalerien, insofern erschließt das einen ganz neuen Besucherkreis."
Heile Welt mit ewig lächelnder Playmobil-Figur
50 Jahre Playmobil - für Oliver Schaffer ist das auch ein Stück deutsches Kulturgut. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. "Man könnte es so salopp sagen: Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt. Und das finde ich so charmant, dass es wirklich eine heile Welt ist. Es gibt keinen Krieg, es gibt keine Panzer, es ist immer eine ewig lächelnde Figur."