Kent Nagano © picture alliance/dpa | Georg Wendt
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AUDIO: Neue Oper für Hamburg - Interview mit Ideengeber Kent Nagano (7 Min)

Neue Oper für Hamburg - Ideengeber Kent Nagano sagt "Bravo"

Stand: 07.02.2025 17:07 Uhr

Die Stiftung von Klaus-Michael Kühne will 330 Millionen Euro für den Bau einer neuen Oper in Hamburg auf den Tisch legen. Ein Gespräch mit Kent Nagano, der die Idee eines neuen Opernneubaus an Kühne weitergetragen hatte.

Kent Nagano ist Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und des Philharmonischen Staatsorchesters.

Her Nagano, wie stehen Sie zu der Nachricht, dass Hamburg jetzt ein neues Opernhaus bekommen soll?

Kent Nagano: Dieser Tag war ganz wunderbar, und er hat mich an die Zeit erinnert, als ich in Hamburg an der Staatsoper meinen Posten angetreten habe. Damals war es eine andere Geschichte. Das war die Situation mit die Elbphilharmonie, die etwas problematisch war. Damals hatte ich das Gefühl, dass Hamburg eine besondere Vision für die Zukunft hatte. Der aktuelle Trend ist nicht, neue, große, künstlerische Gebäude zu bauen, in die nächste Generation zu investieren. Und durch die Elbphilharmonie sind die Leute zusammengekommen, um eine Lösung zu finden für etwas, das ein Benefit bringen wird für die nächste Generation.

Das ist nie eine Person, das ist das Kollektiv, ein demokratisches Ideal. Hamburg hat es erreicht, diese besondere Vision möglich zu machen in einer Zeit, wo es viel Diskussion gibt über die Zukunft Europas, für den symphonischen Bereich. Solche Statements sind sehr wichtig, und ich kann nur "Bravo" sagen an die Stadt Hamburg und auch großen Dank an Herrn Kühne.

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Warum - aus künstlerischer Sicht, aus Ihrer Perspektive - braucht Hamburg ein neues Opernhaus, wo es doch eins gibt, in dem wir jetzt sitzen?

Nagano: Das hat man mich schon vor ein paar Jahren gefragt, als die Diskussion über ein neues Opernhaus sehr lebendig war. "Brauchen" ist leider ein politisches Wort geworden: "Was brauchen wir?" Wir brauchen es nicht. Wir brauchen kein Gebäude, wir können hier Oper machen.

Auf der anderen Seite sind wir in diesem Gebäude limitiert. Es ist nicht optimal, auch nicht für die Gesundheit. Unser Orchestergraben ist einfach zu tief für die Lautstärke von vielen modernen Opern und für moderne Instrumente. Die Lautstärke für die Musiker in diesem zu kleinen Ort sind eine große Herausforderung, auch für die Ohren des Publikums und der Sänger. Wir können den Graben wegen verschiedener Gründe nicht größer machen, also wie sollen wir dann den richtigen Klang für eine große Besetzung in Graben formieren?

Die gleiche Diskussion gab es damals für die Laeiszhalle und für die Elbphilharmonie. Niemand wird sagen, dass die Laeiszhalle kein schönes Konzerthaus ist - sie ist wunderbar, aber ab einer bestimmte Orchestergröße auf der Bühne ist es nicht optimal, besonders was ein modernes Publikum in einer moderner Zeit erwartet. Brauchen wir also eine neue Konzerthalle - das war die Frage damals. Nein, wir haben schon eine sehr schöner Konzerthalle in der Laeiszhalle. Aber für die Progression, für die Evolution, für den Entwicklung von unserem Repertoire in unserer Gesellschaft, sollten wir etwas haben, besonders für Hamburg, eine Musikstadt. Wir sollten etwas haben, wo wir das volle Potenzial von unserem Meisterwerken teilen können.

Ist es richtig, dass das Ihre Idee war?

Nagano: Es ist nicht richtig, dass das meine Idee war, weil das schon vor mir eine Diskussion war. Aber es ist wahr, dass ich ein paar private Diskussionen hatte, ob das eine Idee, ein nächster Schritt für Hamburg wäre nach dem Erfolg der Elbphilharmonie.

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Diese Diskussion haben Sie auch mit Herrn Kühne geführt?

Nagano: Ja, wir haben mehrfach diskutiert, und Herr Kühne ist ein großer Freund der Kunst und ein großer Freund von Hamburg. Aber für solche visionären Ideen muss es der richtige Zeitpunkt sein - Timing ist alles. Es geht niemals um eine Person oder um die Wünsche von einem besonderen Ego. Es ist immer besonders für unserer Geschichte hier in Hamburg: In dem Moment, wo die Gesellschaft zusammenkommt, können überraschende Dingen passieren - und das ist heute passiert.

Das Gespräch führte Marcus Stäbler.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 07.02.2025 | 17:15 Uhr

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