Benjamin Fredrich © picture alliance Foto: Benjamin Fredrich
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AUDIO: Vorwürfe gegen "Katapult"-Gründer Benjamin Fredrich (5 Min)

Nach Vorwürfen: "Katapult"-Gründer legt Finanzierung offen

Stand: 07.02.2023 17:30 Uhr

Der Gründer des "Katapult"-Magazins aus Greifswald, Benjamin Fredrich, hat in einem Artikel dargelegt, wie die Spenden für das Projekt "Katapult Ukraine" verwendet worden sind. Ukrainische Journalisten hatten Fredrich vergangene Woche vorgeworfen, Gehälter nicht in der vereinbarten Höhe gezahlt zu haben.

In einem Bericht bei "Übermedien" hatten die beiden ukrainischen Journalisten Sergey und Roksana Panashchuk am 30. Januar dem Gründer des "Katapult"-Magazins vorgeworfen, Gehälter nicht gezahlt und Vereinbarungen gebrochen zu haben. Besondere Brisanz bekam dies dadurch, dass das Projekt "Katapult Ukraine" durch Spenden finanziert wird. Fredrich hatte das Projekt unmittelbar nach dem Beginn des Krieges initiiert, um die Berichterstattung aus und über die Ukraine zu stärken, Menschen aus der Ukraine als Redakteure eingestellt und versucht, in Odessa ein eigenes Büro aufzubauen. "Übermedien"-Gründer Stefan Niggemeier warf Fredrich im Gespräch mit NDR Kultur vor, keine Transparenz darüber herzustellen, wie viel Geld "Katapult Ukraine" durch Spenden einnimmt und wohin es fließt.

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Katapult-Chef Benjamin Fredrich

"Katapult"-Gründer Benjamin Fredrich tritt nach Vorwürfen zurück

Zuvor hatten ihm ukrainische Journalisten vorgeworfen, Gehälter nicht in der vereinbarten Höhe gezahlt zu haben. Der Greifswalder weist die Vorwürfe zurück. mehr

Fredrich: Großteil des Geldes ging an ukrainische Journalisten

Fredrich trat am 31. Januar als Chefredakteur des "Katapult"-Magazins zurück, dementierte aber den Vorwurf, Gelder nicht ausgezahlt zu haben. In einem Artikel hat Fredrich nun dargestellt, wie viele Spenden das Ukraine-Projekt erhalten hat und wofür es ausgegeben worden sein soll. Mehr als die Hälfte des Geldes sei in den Journalismus geflossen - insbesondere in ukrainische Journalisten sowie Journalisten, die sich in der Ukraine aufgehalten haben. Der zweitgrößte Anteil ist laut Fredrich für drei Hilfsreisen ausgegeben worden, bei denen "Katapult" Medikamente, schusssichere Westen, Gefechtshelme, Smartphones, Kameras, Laptops und Kleingeräte in die Ukraine gebracht hat. Zudem sei ein weiterer Teil des Geldes für einen Teilumbau der Redaktionszentrale in eine Geflüchtetenunterkunft geflossen. Insgesamt seien 92,4 Prozent des Geldes bereits ausgegeben worden, der Rest fließe weiter in Journalismus und Hilfsgüter. Fredrich belegt die Reisen umfangreich mit Bildern und nennt die Vornamen der Journalisten, die Geld erhalten haben. Er begründet, warum und wofür "Katapult Ukraine" wie viel Geld ausgegeben hat. Die exakten Geldflüsse veröffentlicht er nicht, darf er jedoch aus rechtlichen Gründen auch nicht.

Die Vorwürfe von Sergey und Roksana Panashchuk

Das Projekt "Katapult Ukraine" begann als Vorbild-Projekt und zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Auch der NDR berichtete. Fredrich wollte damit die Berichterstattung aus und über die Ukraine stärken, gründete auch ein Büro in Odessa. Sergey Panashchuk sollte dieses für Fredrich leiten. "Er schickte 6.000 Euro für Büro-Ausgaben, twitterte die Neuigkeit, dass er ein Büro in Odessa, Ukraine, eröffnet habe, und vergaß uns", sagt Sergey Panashchuk im "Übermedien"-Bericht. Die fünf Journalisten in dem Büro in Odessa hätten irgendwann gemerkt, dass ihnen "gar keiner richtig sagt, was sie machen sollen, denen fehlte im Grunde genommen ein Ansprechpartner, eine Struktur", sagt der Medienjournalist Stefan Niggemeier im Gespräch mit NDR Kultur. Die eigentlich zugesagten Arbeitsverträge von "Katapult" hätten die Journalisten nie erhalten.

"Katapult" - Laut Eigenbeschreibung das "Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft". Zu sehen ist das Cover der Ausgabe Nr. 15, in dem ein Vergleich zwischen Mehlwürmern und Rindern gezogen wird. © NDR
AUDIO: Corinna Pfaff vom DJV zu den Vorwürfen bei "Katapult" (1 Min)

Fredrich räumt Fehler ein und weist Vorwürfe zurück

Das Magazin Katapult liegt auf einem Tisch.
Das Magazin "Katapult" wurde 2015 in Greifswald von Benjamin Fredrich gegründet. Es beleuchtet überwiegend sozial- und politikwissenschaftliche Themen.

In seinem Statement zum Rücktritt räumte Fredrich Fehler ein. "Dass ich es nicht geschafft habe, grundlegende Erwartungen zu erfüllen, und schlecht kommuniziert habe, stört mich", schreibt Fredrich. Den Vorwurf, die Gelder nicht ausgezahlt zu haben, weist er zurück. Dass es nicht immer zu Einstellungen gekommen sei, habe rechtliche Gründe gehabt, weil die Ukraine kein EU-Mitglied ist. Er habe sich bei der Formulierung "einstellen" verschätzt. "Das Geld haben die Leute aber trotzdem bekommen", so Fredrich. Er begründete seinen Rücktritt von der operativen Geschäftsführung sowie der Chefredaktion von "Katapult" damit, dass er sich nun voll auf das Projekt "Katapult Ukraine" konzentrieren wolle, um seine ursprünglichen Pläne zu verwirklichen.

Fredrich: Trennungen unumgänglich

Fredrich begründete in seinem Statement auch, warum er sich von einigen ukrainischen Journalisten getrennt hat. "Ich verstehe, dass die Leute, von denen wir uns wieder trennen mussten und die Niggemeier für seinen Artikel interviewt hat, verärgert sind", sagte der "Katapult"-Gründer. Die Trennungen seien jedoch unumgänglich gewesen. "Manche Leute haben trotz Bezahlung keine Artikel abgegeben, manche haben diskriminierende Sprache verwendet, manche haben bei der Übersetzung unserer Artikel in andere Sprachen eigenmächtig kritische Abschnitte über die Ukraine entfernt."

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 01.02.2023 | 16:00 Uhr

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