NDR Podcast "Geschafft?!": Wie umgehen mit den ganzen Krisen?
In dem neuen NDR Podcast "Geschafft?!" geht es um Krisen wie Krieg, Klima oder Corona - und um die Frage, wie wir damit umgehen. Die ersten beiden Folgen finden Sie ab Mittwoch in der ARD Audiothek.
Die Pandemie, Kriege mit unzähligen Opfern, Menschen auf der Flucht, Klimawandel, der Rechtsruck in Politik und Gesellschaft - in den täglichen Nachrichten haben wir uns daran gewöhnt. Claas Christophersen ist unter anderem Nachrichtensprecher beim NDR. Er verkündet sozusagen beruflich seit vielen Monaten immer neue Katastrophenmeldungen. "Was macht das eigentlich mit mir, mit uns?", hat er sich gefragt.
Fühlen sich andere genau so überrollt wie ich?
Und so ist Christophersen auf die Idee für seinen Podcast gekommen: "2008 hat die internationale Finanzkrise Deutschland erreicht. Seitdem beherrscht eigentlich immer irgendein großes Krisen-Thema die Politik. In diesem Podcast schaue ich mir sechs Ereignisse und Prozesse genauer an. Dabei geholfen hat mir mein Kollege Norbert Zeeb. Wir schauen aufs Große, zusammen mit Expertinnen und Experten, die diese Krisen einordnen, manchmal Tipps geben und vielleicht sogar Mut machen können. Und dann habe ich natürlich auch mit ganz normalen Menschen gesprochen. Fühlen sich meine Nachbarn, Freunde oder Kolleginnen genauso ohnmächtig, überrollt und überfordert wie ich manchmal in diesem ganzen Krisengewitter?"
Folgen der Corona-Lockdowns bis heute spürbar
Ein Freund des Autors, Dennis, ist Lehrer. Über die Folgen der Corona-Lockdowns sagt er: "Wir haben sehr viele Kinder in dieser Zeit verloren, an die wir nicht rangekommen sind. Und die haben größere Defizite angesammelt, in verschiedenen Bereichen, vor allem im Sozialen, die wir jetzt in der Schule auch nochmal extrem merken. Wir mussten echt viel mit denen arbeiten, viel diskutieren und Regeln vorgeben, die früher eigentlich selbstverständlich waren."
Dennis und seine Familie, seien vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen, erzählt er. Andere leiden bis heute unter den Folgen:
Nach Abrechnungsdaten der Krankenkassen haben Depressionen und Essstörungen bei Mädchen in den ersten beiden Jahren der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Die Fallzahlen stiegen zwischen 2019 und 2021 um 27 Prozent. Das hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung bekanntgegeben. aus dem Podcast "Geschafft?!"
Social Media und die veränderte Wahrnehmung von Krisen
Hat sich vielleicht die Krisenwahrnehmung, etwa durch Social Media, stärker verändert als die Heftigkeit der Krisen selbst? Darüber spricht der Autor mit dem Medienwissenschaftler Stephan Weichert. "Mir macht es Angst, dass man sagt: ‘Ich habe bei Facebook gelesen, dass…’ und das für bare Münze nimmt und dann am Stammtisch so argumentiert, dass ‘die Medien’ so und so berichtet hätten", erklärt Weichert. "Dass das alles einseitig ist oder regierungsgesteuert oder nicht kritisch hinterfragt wird. Aber das ist nicht so."
Auch Leugnung ist Krisenbewältigung
Jeder Mensch reagiert anders auf täglich neue, oft verstörende Meldungen. Eine Strategie ist der Rückzug ins Nicht-Handeln, ins Private, erklärt der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl. Eine zweite: Man leugnet einfach den Sachverhalt, gerne auch aggressiv. "Die dritte Form, und das ist wahrscheinlich die allgemeinste, von der jeder von uns in irgendeiner Form befallen ist, besteht darin, eine lange eingeübte Delegierung von Handlungsmacht weiterhin einzufordern", so Vogl. "Das heißt: Die Politik muss handeln, diejenigen müssen handeln, die Eliten müssen handeln. Und wenn sie’s nicht tun, dann bin ich sauer auf sie."
Folge 1 und 2 des Podcasts finden Sie bereits in der ARD Audiothek. Oder Sie hören "Geschafft?!" am Sonntag, 18. Februar, um 11.05 Uhr auf NDR Info.