Ein Mann mit Brille schaut in die Kamera, hinter ihm ist ein Raum eines Museums zu sehen © Museen Stade
Ein Mann mit Brille schaut in die Kamera, hinter ihm ist ein Raum eines Museums zu sehen © Museen Stade
Ein Mann mit Brille schaut in die Kamera, hinter ihm ist ein Raum eines Museums zu sehen © Museen Stade
AUDIO: Kunsthaus Stade: Ausstellung fällt buchstäblich ins Wasser (4 Min)

Kunsthaus Stade: Ausstellung fällt buchstäblich ins Wasser

Stand: 18.03.2024 16:30 Uhr

Gerade erst wurde die Ausstellung "Expressionismus in Kunst und Film" im Kunsthaus in Stade eröffnet. Nun musste das Haus kurz darauf wegen eines Wasserschadens geschlossen werden.

Am 9. März hatte die Ausstellung begonnen und sollte bis zum 20. Mai zu sehen sein. Über 120 Kunstwerke, darunter Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Filmsequenzen waren dafür im Kunsthaus Stade aufgebaut worden. Nun fällt alles buchstäblich ins Wasser. Paula Modersohn-Becker, Otto Dix, Franz Marc, Gabriele Münter und Wilhelm Morgner gehören zu den ausgestellten Künstler*innen. Museumsdirektor Sebastian Möllers schildert die aktuelle Lage im Stader Museum.

Herr Möllers, Was ist denn das Problem? Was ist passiert?

Sebastian Möllers: Wir haben Wassereintritt gehabt durch Elektroschächte. Weil das die einzigen Verbindungen in dem alten historischen Fachwerkhaus sind, die über mehrere Deckenebenen gehen, ist Wasser in Zwischendecken gelangt. Da diese Feuchtigkeit quasi in der Zwischendecke zwischen der Decke und dem Fußboden eingeschlossen ist, müssen diese Decken geöffnet werden, teilweise ausgebaut werden, und das Ganze muss getrocknet werden.

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Wem ist das denn aufgefallen?

Möllers: Wir haben tatsächlich festgestellt, weil das eben über die Elektroleitungen ging, dass wir in einigen Leuchten so kleine Wasseransammlungen hatten. Darüber haben wir das im Prinzip entdeckt.

Ich habe auch gehört, dass einige Besucher plötzlich im Dunkeln gestanden hätten?

Möllers: Es war tatsächlich so: Wir haben das kurz vor der Eröffnung, wirklich zwei Stunden davor, festgestellt, was wirklich tragisch war. Dann habe wir gesagt: okay, weil wir die Feuchtigkeit in den Lampen und so weiter sehen, müssen wir den Strom auf den Etagen abstellen. Dann mussten wir auf den beiden Etagen, die betroffen waren, den Strom abstellen. Und weil es dann eben dunkel war dort, durften wir niemanden zur Eröffnung in diese Etagen lassen, sondern konnten nur in der ersten Etage, die nicht betroffen ist, die kleine Eröffnung durchführen.

Also halten wir fest: Gefahr für die Bevölkerung bestand zu keinem Zeitpunkt. Wie sieht es denn mit den Kunstwerken aus? Wo kommen die denn jetzt hin?

Möllers: Es ist glücklicherweise nichts an den Kunstwerken beschädigt. Es hätte ja auch sein können, dass wir da irgendwo Wasseraustritte gehabt hätten an anderen Stellen. Aber es ist nichts passiert. Wir haben jetzt momentan auch noch gute Bedingungen im Kunsthaus. Es ist eher zu trocken als zu feucht. Die Kunstwerke werden jetzt abtransportiert und werden in einem Kunstlager eingelagert. Wir hätten gehofft, dass sie vielleicht auch noch zurückkommen können, um sie noch eine Weile zu zeigen. Aber die Taktung der Anschluss-Stationen ermöglicht das denke ich nicht.

Wir bereiten das jetzt gerade vor. Dann werden die Kunstwerke Anfang nächster Woche aus dem Haus gebracht. Ich denke nicht, dass noch vor Ostern baulich was passieren wird. Nach Ostern wird das baulich losgehen. Das wird bestimmt alles zusammen vier, fünf Wochen dauern. Dann würden uns am Ende nur noch zwei Wochen übrig bleiben. Für die zwei Wochen werden wir dann wahrscheinlich die Kunst auch nicht wieder hierher holen, weil das keinen Sinn macht.

Wie groß ist der finanzielle Schaden durch Einnahmeausfälle, aber auch durch die Reparaturen?

Möllers: Das können wir tatsächlich noch gar nicht ganz genau sagen, weil wir zu diesem Zeitpunkt den Firmen noch nicht erlaubt haben, groß in die Decken reinzugucken. Weil wir gesagt haben, wir wollen gar keine baulichen Eingriff jetzt haben, solange die Kunst noch im Haus ist. Die konnten zwar messen, dass dort überall Feuchtigkeit in den Zwischendecken ist, weil wir da eben diese Elektroschächte haben, über die man das detektieren kann. Wie großflächig das allerdings ist und wie großflächig dann aufgemacht werden muss und wie lange getrocknet werden muss, das kann man zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht sagen.

Das ist eine enge Taktung dieser Wanderausstellung. Gibt es vielleicht eine Chance, das in Stade nachzuholen?

Möllers: Das wäre natürlich toll. Wir haben natürlich auch Folgeausstellungen, die wir schon geplant haben wiederum, aber wir hoffen, dass wir vielleicht noch mal zu einem späteren Zeitpunkt, vielleicht irgendwann im nächsten Jahr, noch mal Tournee-Standort werden können. Das wäre natürlich schön, weil es wirklich eine ganz, ganz tolle Ausstellung ist. Wir sind sehr, sehr traurig. Da steckt so viel Herzblut drin. Das ist ja immer das Allertraurigste daran, da haben so viele dran gearbeitet, damit man eine tolle Ausstellung im Haus hat. Die jetzt zu schließen ist schon ein sehr trauriger Fall.

Das Interview führte Mischa Kreiskott.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal Gespräch | 18.03.2024 | 16:30 Uhr

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