Kunstauktion für Viva la Bernie: "Ein Stück Hamburg erhalten"
Einen echten Jonathan Meese oder Daniel Richter, und das zum Schnäppchenpreis! Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe sind am Donnerstag 25 zum Teil hochkarätige Kunstwerke zugunsten des Kreativhofs Viva la Bernie versteigert worden.
"1.500 Euro zum Dritten, für Sie!" 1.500 Euro zahlt ein Bieter für "Fettes Boot 9" von Jakobus Durstewitz. Das Gemälde zeigt eine Hafenansicht, die bei der Abschiedstournee von Fettes Brot das Bühnenmotiv war. 1.500 Euro zugunsten von Viva la Bernie. Das ist eine Initiative für einen Komplex in Altona, beste Lage, der seit einigen Jahren zwei Investoren gehört. König Boris von der Band Fettes Brot, mit bürgerlichem Namen Boris Lauterbach, hat das immer mit Sorge gesehen.
"Haben uns auf die Fahnen geschrieben, den Hof zurückzukaufen"
"Wir als Fettes Brot haben, und das wird auch immer so bleiben, immer noch unser Studio da", so König Boris. "Als vor sieben Jahren der Hof gekauft wurde, da ging natürlich die Angst um: Was passiert jetzt mit uns? Da haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, den Hof zurückzukaufen und für immer dem Immobilienmarkt zu entziehen. Und ein Stück Hamburg zu erhalten, nicht nur für uns, sondern auch für die Generationen, die danach kommen."
König Boris macht bei der Auktion den Moderator. Zu ersteigern gibt es hochkarätige Arbeiten. Ein Bild, groß wie eine Tischplatte, von Jonathan Meese, Daniel Richter und dem Dänen Tal R zum Beispiel.
Auktionatorin von Christie's schwingt den Hammer
Auktionatorin Christiane Gräfin zu Rantzau ist Deutschland-Chefin des großen Auktionshauses Christie's, deswegen fließt bei ihr viel Englisch mit ein. Das klingt dann so: "7.000, lady’s bid. 8.000, gentleman’s bid. 8.000 Euro zum Ersten, 8.000 Euro zum Zweiten, letzte Chance, fair warning - für Sie, zum Dritten. Herzlichen Glückwunsch!"
Ein weiteres Werk des Trios Meese / Richter / Tal R geht ebenfalls für 8.000 Euro weg. Es ist Geld, das Viva la Bernie zu gebrauchen kann, denn die Lösung geht so: Für gut 8,5 Millionen Euro würden die Investoren das Areal verkaufen. Und zwar an die Johann Daniel Lawaetz-Stiftung, die wiederum an Viva la Bernie verpachten würde. Die Stiftung, einst von der Stadt Hamburg gegründet, kann aber nicht alles aufbringen. Gut 3,5 Millionen Euro muss Viva la Bernie beisteuern.
"Wir haben null Euro auf dem Konto"
Jedoch: "Wir haben null Euro auf dem Konto", sagt Ralf Gauga, Hofsprecher und Vorstand von Viva la Bernie e.V. "Im Grunde genommen sind wir jetzt schwanger und haben neun Monate Zeit, das Geld reinzuholen. Wir versuchen das in erster Linie über solidarische Kredite. Wir hoffen, dass wir viele Leute zusammen bekommen, die uns diese Kredite geben. Das wird aber nicht ganz reichen. Deswegen machen wir auch verschiedene Veranstaltungen - und die Auktion hier im Museum für Kunst und Gewerbe ist der Auftakt dazu."
Drei Aschenbecher mit den Gesichtern von Wladimir Putin, Marine Le Pen und Donald Trump, entworfen von Rocko Schamoni, werden für 500 Euro gekauft. Insgesamt werden 25 Kunstwerke auktioniert. Mit dem höchsten Gebot von 12.000 Euro wechselt ein Fotodruck von Wolfgang Tillmans den Besitzer. Er zeigt einen pink neon beleuchteten Flur nach einer Party.
Gebraucht werden 3,5 Millionen Euro - König Boris ist optimistisch
Sänger Julian Pregardien singt im Rahmenprogramm - und versteigert für 2.000 Euro noch ein Privatkonzert. 52.200 Euro kommen am Ende zusammen. Ein Anfang ist für Viva la Bernie damit gemacht. Es ist aber ein weiter Weg, meint Ralf Gauga: "Real bin ich sehr nervös, das zu schaffen, aber es bleibt uns im Grunde gar nichts anderes übrig. Es geht um unsere Existenz, wir müssen das einfach schaffen."
Rapper König Boris glaubt, dass Viva la Bernie es schaffen wird und viele Menschen helfen werden, die benötigten 3,5 Millionen Euro zu sammeln: "Ich glaube, dass viele Leute Lust haben, Teil eines Happy Ends zu sein. Ich bin guter Hoffnung."