Hannoveraner Deniz Utlu will Bachmannpreis gewinnen
Der Ingeborg-Bachmann-Preis ist einer der renommiertesten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Zwölf Autorinnen und Autoren konkurrieren in Klagenfurt mit ihren Texten. Einer davon ist Deniz Utlu aus Hannover. Ein Interview.
Herr Utlu, wie sieht es gerade auf Ihrem Nervositätsbarometer aus?
Deniz Utlu: Ich bin schon aufgeregt, sehr aufgeregt sogar. Ich kann das gar nicht so richtig verorten, weil es nicht nur die Aufregung vor der Lesung ist, sondern schon so eine allgemeinere Angespanntheit, weil der Roman jetzt bald erscheint. Das ist wie so ein schwarzes Loch, das alles in sich hineinzieht. Ich meine das positiv: Jede Nervosität, jede Aufregung ist in dem Kontext. Vier bis fünf Tage hier zu sein, diese Anspannung zu halten, mitten im Geschehen zu sein, das erzeugt eine Aufregung. Aber es ist irgendwie auch schön zu sehen, dass wir alle zusammen aufgeregt sind. Die anderen Autor*innen und ich waren gestern zusammen essen, in einem netten Restaurant in Klagenfurt, mit einem köstlichen Hauswein. Die Stimmung war richtig gut unter uns, und das hat mich sehr gefreut. Das hat mir ein richtig gutes Gefühl gegeben.
Haben Sie sich Klagenfurt in den letzten Jahren im Fernsehen angeschaut?
Utlu: Ja, ich habe es mir das eine oder andere Mal angeschaut - im Fernsehen noch nicht, aber im Livestream, oder auch im Radio gehört.
Die Jury kann sehr harsch sein. Wie sind Sie darauf vorbereitet, dass dann über Ihren Text diskutiert wird?
Utlu: Die Modalitäten haben sich dahingehend geändert, dass man als Autor eingreifen darf. Aber das finde ich gar nicht so entscheidend, weil das Gespräch stattfindet, und das weiß man. Meine Aufgabe ist es, Texte zu schreiben. Das so gut zu machen, wie ich kann, mit allen Fähigkeiten, die ich mitbringe und mir aneigne. Das ist meine Vorbereitung, das ist das, was ich machen will, was mir Freude bereitet und mir Erfüllung gibt. Alles andere ist dann eine andere Art der Vorbereitung. Die innere Ruhe zu bewahren zum Beispiel - da sind wir alle so ein bisschen auf uns selbst zurückgeworfen in dem Moment.
Wie bereiten Sie sich auf die Autorenlesung vor?
Utlu: Ich bin schon seit sehr langem auf der Bühne. Die erste Lesung, die ich gemacht habe, war vor 25 Jahren - da war ich 15. Mit zwei anderen Schüler*innen haben wir in der Schule eigene Texte vorgelesen. Seitdem mache ich das regelmäßig. Ich gehöre zu denen, die in der Lesesituation drin sind - ähnlich wie eine Sängerin in ihrem Song ist. Das ist mir schon wichtig. Ich habe das vorbereitet, weil wir diese Zeitvorgabe haben: 25 Minuten. Und allein, um das ungefähr hinzubekommen, bedarf es schon ein bisschen Übung mit diesen Text. Hier fühlt sich meine Stimme so an, als wäre sie Teil des Textes, hier ist die Stimme noch außerhalb - solche Überlegungen haben schon in meiner Vorbereitung stattgefunden.
Das Interview führte Mischa Kreiskott. Deniz Utlu wird im Wettbewerb am 1. Juli um 13.30 Uhr lesen.