Ein Jesuskreuz auf einem Stab steht vor dem Erfurter Dom. © Heiko Rebsch/dpa
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Ein Jesuskreuz auf einem Stab steht vor dem Erfurter Dom. © Heiko Rebsch/dpa
AUDIO: Deutscher Katholikentag: Wie ist die Stimmung an der Basis? (4 Min)

Deutscher Katholikentag 2024: Wie ist die Stimmung an der Basis?

Stand: 30.05.2024 09:20 Uhr

Rund 20.000 Menschen werden bis Sonntag am Katholikentag in Erfurt teilnehmen. Was sagen Katholikinnen und Katholiken aus dem Norden zum Zustand ihrer Kirche? Dazu vier Stimmen aus Hannover und Rostock.

von Michael Hollenbach

Andrea Weinhold engagiert sich in der katholischen Heilig-Geist-Kirche in Hannover-Bothfeld. Sie hofft seit langem, dass in ihrer Kirche auch Frauen zum Priesteramt und zum Diakonat zugelassen werden. Bislang vergeblich. "Ich habe das Gefühl, dass der Frust langsam so groß ist, dass man sich nicht mehr sehr viel davon erwartet - nicht zu unseren Lebzeiten", so die Katholikin.   

"Meine Töchter und Söhne haben dafür kein Verständnis"

Nun hat Papst Franziskus erneut erklärt, dass eine Diakoninnenweihe für ihn nicht in Frage komme. So eine Haltung sei jungen Menschen nicht mehr zu vermitteln, meint Andrea Weinhold. "Es treibt die Jugendlichen aus der Kirche raus. Meine Töchter, meine Söhne auch, die haben da überhaupt kein Verständnis für. Für die ist der Grund, warum man als Frau nicht Priester werden darf, nicht zu verstehen." 

Auch Kirsten Heiduk-Hoffmann engagiert sich in der Gemeinde. Sie sagt: "Wir strampeln uns hier ab, wollen einen anderen Weg gehen, und bekommen von oben immer wieder einen auf den Deckel." Bei den Bemühungen, die katholische Kirche zu reformieren, werde man vom Vatikan ausgebremst. 

Engagement für queerfreundliche Kirche und Angriffe von rechtsaußen  

"An der Basis in der Gemeinde machen wir unseren eigenen Stiefel", fährt Heiduk-Hoffmann fort. "Wir Ehrenamtlichen entscheiden viel, was hier gemacht wird, und ziehen unser Ding durch." So engagiert man sich in der Heilig-Geist-Gemeinde für eine queerfreundliche Kirche. An Fahnenstangen vor der Kirche hängen zwei große Regenbogenfahnen, die allerdings schon mehrmals von Rechtsextremen der Identitären Bewegung zerstört wurden.

Gerade wegen solcher Erfahrungen findet Andrea Weinhold es gut, dass sich die Deutsche Bischofskonferenz eindeutig von der AfD abgegrenzt hat: "Das hatten wir ja schon mal. Himmler wollte eine ganz andere Kirche. Bevor Volk, Nation, Blut und Boden das Hauptthema in der Kirche werden, finde ich es gut, dass sie sagen, die sind nicht wählbar - und wer in der Kirche arbeitet, kann dort nicht mitarbeiten."

Heiduk-Hoffmann verweist darauf, dass der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, dem Korruption vorgeworfen wird, in der vergangenen Woche mit einem christlichen Statement auffiel: Man könne nie tiefer fallen als in Gottes Hand. "Daran sieht man ja, dass solche christlichen Aussagen immer wieder missbraucht werden. Und da ist es wichtig, sich abzugrenzen und nicht zu sagen, die Kirche ist eine Art Legitimation für euch."

Abgrenzung zur AfD: "Damit kann man auch falsch liegen" 

Der Rostocker Katholik Michael Hollmann hält die Abgrenzung seiner Kirche von der AfD dagegen für überzogen: "Die Kirche sollte in der Politik schon Position beziehen - aber das sollte mehr sachlich sein und nicht unbedingt Personen oder Vereinigungen beim Namen nennen. Damit kann man auch mal falsch liegen und Leuten Unrecht tun."

Hollmann, Mitarbeitervertreter in einer kirchlichen Einrichtung, möchte Gottesdienst und Politik nicht vermischt sehen. "Die Predigt ist die Auslegung des Wortes Gottes. Da muss man sehr vorsichtig sein - es könnten Leute vor den Kopf gestoßen werden, wenn eine unbedachte politische Äußerung getan wird."

Zum Katholikentag nach Erfurt: "Es erfordert schon persönliche Stärke" 

Eva-Maria Albrecht fährt von Rostock zum Katholikentag nach Erfurt. Früher seien viel mehr Menschen aus ihrer Pfarrei zum Katholikentag gefahren. "Es erfordert schon persönliche Stärke zum Dazugehören - eine gefestigte Haltung, die wir in unseren Gesprächen rüberbringen wollen. Wer jetzt dabei ist, der bekennt schon Flagge zum katholischen Glauben."  

Doch die Leiterin eines katholischen Horts ist skeptisch, wie es weitergehen soll: In zehn, 20 Jahren seien sehr viele Priester im Ruhestand. Was dann? "Das fehlt mir, diese Brücke zu schlagen in eine sehr absehbare Zukunft", so Albrecht. "Worauf wartet man da? Wir tun nicht gut daran, einen Übergang zu schaffen, der kein Übergang ist, sondern ein Abbruch." Ihre Sorge: Die katholische Kirche habe keinen Plan, wie die Zukunft der Kirche in Deutschland aussehen könnte.

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