Kieler Woche: Von der Freundschaftsregatta zum Großereignis
1882 wird die erste Veranstaltung ausgetragen - mit 20 Jachten auf der Förde. Vor 130 Jahren taucht zum ersten Mal der Begriff "Kieler Woche" auf. Heute ist sie das größte Segelsportereignis der Welt und zugleich ein gigantisches Volksfest.
Sommer 1881: Neugierig beobachten zwei Männer das Geschehen auf See. Während in Kiel kaum einer Notiz von der kleinen Freundschaftsregatta auf der Förde nimmt, schauen zwei Hamburger Segler genau hin. Aus dem freundschaftlichen Kräftemessen machen der Vorsitzende des Norddeutschen Regatta-Vereins und sein Schwager schon im folgenden Jahr eine Großveranstaltung, zusammen mit den Kieler Seglern.
Am 23. Juni 1882 beginnt mit 20 Jachten die Zeitrechnung der Kieler Woche. Nur zehn Jahre danach reisen die Teilnehmer aus aller Welt an. Der Hamburger Segelclub findet in dem von Kieler Offizieren gegründeten Marine-Regattaverein einen Partner.
Der Kaiser kommt
Als Freund der Segler reist Kaiser Wilhelm II. 1889 - im Jahr nach seiner Thronbesteigung - zur Regatta nach Kiel. Am 2. Mai 1891 übernimmt er als "Kommodore" die Schirmherrschaft über den in "Kaiserlicher Yacht-Club" umbenannten Marine-Regattaverein. 1894, seine Hoheit befindet sich wieder einmal auf Anreise, taucht in einer Zeitung zum ersten Mal der Begriff "Kieler Woche" für die mehrtägige Regattaveranstaltung auf - und bleibt bestehen. Als den Kaiser 1914 auf seiner Jacht "Meteor" die Nachricht vom Attentat in Sarajevo erreicht, endet auch schon wieder die Zeitrechnung des Segelereignisses.
Deutsche Leistungsschau im Nationalsozialismus
Nur knapp 60 Jachten sind 1920 zur ersten Kieler Woche nach dem Ersten Weltkrieg gemeldet. Doch es dauert nicht lange, bis die Stadt wieder im internationalen Mittelpunkt steht. Mit dem heraufziehenden Nationalsozialismus wird die Woche zur deutschen Leistungsschau: Hunderte Segel- und Kriegsschiffboote, Hakenkreuzfllaggen an den Häuserwänden und ein großes "Kraft durch Freude"-Feuerwerk. Feierliche Regatta-Essen und Bälle beschwören die alten wilhelminischen Zeiten wieder herauf.
Der Höhepunkt ist mit den olympischen Segelwettbewerben 1936 in Kiel erreicht, in deren Anschluss die Kieler Woche zelebriert wird. Der Tiefpunkt folgt drei Jahre danach. Als sich 1939 der Zweite Weltkrieg abzeichnet, verzichtet das Ausland fast gänzlich auf eine Teilnahme. Während am Ende der Woche die Koffer gepackt werden, bricht der Krieg aus.
Engländer organisieren 1945 die erste "Kiel Week"
Ohne die Kieler, aber mitten in Kiel lebt das Segelereignis nach dem Krieg wieder auf. Die britischen Besatzer feiern 1945 die erste "Kiel Week". Die Veranstaltung wird ein Jahr danach wiederholt - allerdings unter Ausschluss der Kieler Bevölkerung. 1947 ruft Oberbürgermeister Andreas Gayk die "Septemberwoche: Kiel im Aufbruch" ins Leben, die in Vorträgen und Kunstausstellungen die Aufbauarbeit nach dem Krieg dokumentiert. Unter dem Namen Kieler Woche wird sie im darauffolgenden Jahr wiederholt.
1948 feiert man dann zwei Kieler Wochen: Im Juni wird gesegelt, im Herbst ist "Septemberwoche". 1949 wird endlich eine Veranstaltung daraus: Segeln, Sport, Kultur und ein Programm für Kinder und Jugendliche bilden fortan die neue Woche.
Kieler Woche wird zum Segel-Event
Von 1950 an geben sich Bundespräsidenten und -kanzler die Schiffsglocke in die Hand: von Theodor Heuss bis Frank-Walter Steinmeier. Heute kämpfen mehr als 4.000 Aktive auf der Außenförde vor dem Olympiazentrum in Schilksee gegen den Wind. Damit ist die Kieler Woche das größte Segelsportereignis der Welt. Mit jährlich rund drei bis vier Millionen Besuchern ist das Spektakel zwischen Schilksee, Rathausmarkt, Ostseekai, Spiellinie und Krusenkoppel zugleich das größte Sommerfest im Norden Europas.