VIDEO: Anklam erinnert an die Bombardierung vor 80 Jahren (3 Min)

Als der Zweite Weltkrieg nach Anklam kam

Stand: 09.10.2023 19:40 Uhr

Am 9. Oktober 1943 warfen US-amerikanische Bomber ihre tödliche Fracht über Anklam ab. Der Angriff im Zweiten Weltkrieg galt hauptsächlich den Flugzeugwerken und brachte 317 Menschen den Tod.

An diesem Oktobertag um 11.42 Uhr fielen im Zweiten Weltkrieg erstmals alliierte Bomben auf eine deutsche Kleinstadt. Der Angriff auf Anklam in Vorpommern dauerte nur vier Minuten und brachte 317 Menschen den Tod, unzählige wurden verletzt. "So etwas wie dieses massenhafte Sterben, diese sinnlose Zerstörung darf nicht mehr sein", sagte Bischof Tilman Jeremias am Montag während einer Gedenkveranstaltung, "und dieser Appell geht auch von diesem Tag aus".

Ein Foto des städtischen Museums in Anklam zeigt um 1946 die zerstörte Steinstraße von Anklam. © Museum Anklam Foto: Museum Anklam
AUDIO: Vor 80 Jahren: Als der Krieg nach Anklam kam (1 Min)

Hauptziel Flugzeugwerke

Hauptziel des Angriffs war das Arado-Flugzeugwerk. Dort wurden dem Vorsitzenden des Förderkreises St. Nikolai, Peer Wittig, zufolge die Tragflächen für die Focke-Wulf Fw 190 produziert, einem "Standardjäger" der deutschen Luftwaffe. Die Verwüstungen in der Stadt müssen verheerend gewesen sein. Das geht aus einem Tagebucheintrag eines US-amerikanischen Kriegsgefangenen drei Monate später hervor: "Auf dem Weg von Frankfurt zu dem Stammlager I in Barth kamen wir durch eine Stadt, oder was von ihr übrig war, mit Namen Anklam. Ihr Anblick ließ einige von uns aufmerksam werden. Sie waren beim Angriff auf diese Stadt dabei. Die Zerstörungen waren unglaublich. Hier und da stolperten Zivilisten oder Männer in Uniform mitten durch die Trümmer. Wer konnte diese Zerstörungen überlebt haben?"

Recherchen im In- und Ausland

Zum 70. Jahrestag der Bombardierung im Jahr 2013 waren Banner mit Fotos und Schriftzeugnissen wie das des Kriegsgefangenen in einer Ausstellung in der Kirche St. Nikolai gezeigt worden. Dazu befragten Mitglieder des Förderkreises Zeitzeugen und recherchierten in Archiven im In- und Ausland. Die Schau dokumentierte erstmals die Geschichte der Zerstörung Anklams und sollte den Umfang und die Hintergründe der Luftangriffe auf die Stadt beleuchten. "Das Anklam von heute ist nicht mehr das hanseatisch geprägte Anklam von früher", sagte der Förderkreis-Vorsitzende Wittig.

Auch deutsche Luftwaffe bombardierte die Stadt

Im August 1944 folgten zwei weitere US-Angriffe auf die seinerzeit rund 20.000 Einwohner zählende Stadt. Die größten Lücken in das damals noch hanseatisch geprägte Stadtbild riss allerdings die deutsche Luftwaffe, die am 29. April 1945 das gerade von russischen Truppen besetzte Anklam bombardierte. Dabei wurde auch die Kirche St. Nikolai zerstört. Insgesamt kamen bei sämtlichen Bombardierungen Schätzungen zufolge etwa 800 Menschen ums Leben.

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Nordmagazin | 09.10.2023 | 19:30 Uhr

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