Jürgen Rieger - ein Anwalt im Dienste des Rechtsextremismus
Wer war Jürgen Rieger? Der Hamburger Anwalt galt als einer der einflussreichsten Drahtzieher der deutschen Neonazi-Szene. Schon als Student trat er rechten Organisationen bei. Ein Porträt.
Jürgen Rieger wurde am 11. Mai 1946 im niedersächsischen Nordenham als Sohn einer Arztfamilie geboren. Schon früh wurde er in der rechten Szene aktiv: Ende der 1960er-Jahre schloss er sich als Jurastudent den rechtsextremistischen Organisationen "Aktion Oder-Neiße" und "Bund Heimattreuer Jugend" an. 1975 begann Rieger seine Tätigkeit als Rechtsanwalt, zuletzt betrieb er eine Kanzlei im finanzstarken Hamburger Stadtteil Blankenese.
Rieger macht schnell Karriere in der NPD
In der NPD machte er schnell Karriere: 2006 trat Rieger der Partei bei. Von Februar 2007 an war er Landesvorsitzender der Hamburger NPD, ab Mai 2008 stellvertretender NPD-Bundesvorsitzender. Rieger galt als einer der einflussreichsten Drahtzieher unter den deutschen Neonazis.
Er schätzte Hitler als "großen Staatsmann"
Den Nationalsozialismus verherrlichte Rieger: Adolf Hitler hielt er nach eigenen Angaben für den "größten deutschen Staatsmann". Vom millionenfachen Mord an den Juden in der NS-Zeit wollte Rieger nichts wissen. Das Warschauer Ghetto bezeichnete er vor Gericht als "seuchenhygienische Maßnahme". Niemand hätte in dem Ghetto verhungern müssen, wenn die Juden sich gegenseitig geholfen hätten, behauptete Rieger. Der Hamburger Anwalt sammelte Wehrmachtsfahrzeuge und Uniformen.
Auf der Seite von Holocaust-Leugnern
Rieger war auch Mitglied des Deutschen Rechtsbüros, einer Vernetzung rechtsextremistischer Anwälte. Das Deutsche Rechtsbüro bezeichnet sich selbst als "Selbsthilfegruppe zur Wahrung der Rechte politisch unkorrekter Deutscher". Rieger hatte zahlreiche Rechtsextremisten vor Gericht vertreten, unter ihnen den Holocaust-Leugner Ernst Zündel. Dieser Prozess hatte ein Nachspiel für den Rechtsanwalt: Die Staatsanwaltschaft Mannheim erhob 2007 Anklage gegen ihn wegen Volksverhetzung. Ihm wurde vorgeworfen, als Verteidiger öffentlich den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden abgestritten oder verharmlost zu haben. Die Staatsanwaltschaft strebte ein Berufsverbot für Rieger an.
Mehrfach verurteilt
Rieger stand als Angeklagter nicht nur wiederholt vor Gericht - er wurde auch mehrfach rechtskräftig verurteilt, unter anderem wegen Körperverletzung, Volksverhetzung und Verwendung von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen.
Am 29. Oktober 2009 starb Rieger im Alter von 63 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.