Die heimliche Liebe von Franz Kafka in Ostholstein
Franz Kafka ist ein weltberühmter Schriftsteller, der bis heute die Menschen begeistert. Am 3. Juni 1924 ist er mit 40 Jahren an Tuberkulose gestorben. Auch in Schleswig-Holstein hat er Spuren hinterlassen.
Wenn man es genau nimmt, meint Wolfram Kummer, hat sich Franz Kafka höchstwahrscheinlich zumindest von einem Ereignis in Gleschendorf zu einer seiner berühmten Erzählungen inspirieren lassen. Der ehemalige Lehrer hat gemeinsam mit seiner Frau eine Chronik über das ostholsteinische Dorf geschrieben und kennt die Geschichte, dass der damalige Arzt in Gleschendorf zu einem Kranken gerufen wurde, aber zunächst kein Pferd zur Verfügung hatte. Eine Konstellation, die genauso der Schriftsteller Franz Kafka in seiner Erzählung "Der Landarzt" verwendete.
Und noch etwas findet Wolfram Kummer spannend, denn die weibliche Hauptperson der Erzählung ähnelt doch sehr der Lübeckerin Gerti Wasner. Die Tochter eines wohlhabenen Lübecker Weinhändlers gilt als Kafkas "heimlichste Geliebte".
Er inspiriert bis heute weltweit Schriftsteller
Franz Kafka ist einer der berühmtesten deutschsprachigen Schriftsteller überhaupt. Der in Prag geborenen Kafka begeistert und beeinflusst mit seinen Büchern Menschen in der ganzen Welt. Bis heute gilt er als eine der wichtigsten Stimmen moderner Literatur. Mit gerade 40 Jahren ist er am 3. Juni 1924 an Tuberkulose gestorben. Sein Tod vor 100 Jahren wird weltweit mit Gedenkveranstaltungen, mit Büchern und Filmen begangen. Und auch in Schleswig-Holstein kann man an den weltberühmten Schriftsteller erinnern, denn Kafka hat auch hier Spuren hinterlassen.
Kafkas Sehnsucht nach Gleschendorf
So machte Kafka 1901 gemeinsam mit einem Onkel auf Helgoland Urlaub, um sich von den Anstrengungen des Abiturs zu erholen. Aber am bedeutsamsten war der Besuch Kafkas in Lübeck, von wo er eigentlich im Sommer 1914 nach Gleschendorf weiterfahren wollte. Spät Abends kam er in Lübeck an. Zunächst bezog er ein Hotel am Bahnhof, dass ihm aber zu laut war. Es folgte ein Umzug in den "Kaiserhof" an der Untertrave, den Kafka als "Erlösung und Glück" empfand, wie er in seinem Tagebuch schrieb.
Nun kommt Gerti Wasner ins Spiel. Sie hatte der Schriftsteller in einem Sanatorium kennengelernt und sich in die damals 18-jährige Lübeckerin verliebt. Er war von Gerti Wasner hingerissen und vielleicht hatte auch der Wunsch sie wiederzusehen, ihn den Weg nach Lübeck machen lassen. Ihre Familie war häufig zu Besuch in Gleschendorf und verbürgt ist ein Anruf Kafkas bei der dortigen Poststelle. Ob er sich nach Gerti erkundigt hat oder aber nun allein Ferien im Freiluftpark machen wollte, weiß man nicht.
Mut sich nackt zu zeigen
Vielleicht fehlte ihm auch etwas der Mut sich nackt durch das ostholsteinische Gebüsch "zu schagen", denn Klingberg gilt als Europas erste FKK-Kolonie in denen Männer und Frauen gemeinsam nackt Sport trieben. Kafka war ein Gesundheitsfanatiker und hatte zugleich immer mit seiner Schüchternheit zu kämpfen, vielleicht hat er Klingberg als Therapie gesehen, um sich von Zwängen zu befreien.
Gerti und Franz haben sich nie wiedergesehen
Letztlich entschied sich Franz Kafka anders. Nach dem Telefonat fuhr er mit Bekannten nach Marielyst auf der dänischen Insel Falster. Schade eigentlich, meint Wolfram Kummer, denn vielleicht hätte sich, so der Dorfchronist, das Schreiben Kafkas verändert, wäre er nach Klingberg gefahren, denn dort war das pralle Leben und Gerti Wasner hat Kafka nie wiedergesehen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels haben wir gesagt, dass das Hotel, in dem Franz Kafka 1914 wohnte, der „heute noch existierende „Kaiserhof“ war“. Dieses Hotel wurde 1942 zerstört. Auch sprachen wir davon, dass Kafka Gerti Wasner in der Schweiz kennenlernte. Richtig ist, er lernte sie im damalig österreichisch-ungarischen Riva kennen. Zudem heißt der Ort, an den Franz Kafka auf der Insel Falster fuhr, Marielyst und nicht Marienlyst.