Gauß: Das Genie vom Zehn-Mark-Schein
Der Mathematiker, Physiker und Astronom Carl Friedrich Gauß steht hinter zahlreichen Formeln und Erfindungen. Mit der Gaußschen Normalverteilung haben sich Generationen von Schülern beschäftigt, das Gaußsche Doppelobjektiv hat in Kameras noch heute eine Bedeutung und sogar die Einheit der magnetischen Flussdichte ist nach ihm benannt. Geboren am 30. April 1777 in Braunschweig, arbeitete und wohnte er den überwiegenden Teil seines Lebens in Göttingen. Zu spätem Ruhm außerhalb der Welt der Wissenschaften kam er 1991 als Motiv auf dem Zehn-Mark-Schein.
Schon als Schüler verblüfft Gauß, der Sohn eines Schlachters und Maurers, mit seinem mathematischen Verständnis. Die Aufgabe, alle Zahlen von 1 bis 100 zu addieren, löst er in kürzester Zeit als Summe von 50 Zahlenpaaren zu je 101 (100+1; 99+2 ...) über die Rechnung 50 x 101= 5.050. Die Gaußsche Summenformel ist geboren. Mit 19 Jahren liefert Gauß seinen ersten mathematischen Beweis ab: Es geht um ein reguläres 17-Eck. Damit gelingt ihm die erste neue geometrische Konstruktion seit dem Altertum. Damals studiert Gauß an der Georg-August-Universität in Göttingen. Die Unterstützung des Braunschweiger Herzogs ermöglicht dem Kind aus einfachen Verhältnissen diese Ausbildung. Später promoviert Gauß in Helmstedt und mit 30 Jahren beginnt er seine Laufbahn als Wissenschaftler an der Göttinger Uni, wird dort Professor für Mathematik.
Gauß leitet die Königliche Sternwarte in Göttingen
Neben der Mathematik und Physik widmet sich Gauß der Astronomie, leitet als erster Direktor die neue Königliche Sternwarte vor den Toren Göttingens. Von 1816 bis zu seinem Tod arbeitet und lebt er in dem Gebäude. Er berechnet die Bahn von Planeten, konstruiert Teleskope. Gauß heiratet zwei Mal, wird Vater von fünf Kindern. Der akademische Workaholic schätzt das Studium von Fachliteratur und den Austausch mit Kollegen mehr als das gesellschaftliche Leben der Universitätsstadt. Professuren in Berlin, Leipzig und Sankt Petersburg schlägt er aus. Zu lieb sind dem menschenscheuen Genie die Bedingungen für seine Arbeit in der südniedersächsischen Provinz.
Von Erdvermessung bis Telegrafie
Auch als sich Gauß mit der Vermessung der Erde, der Geodäsie, befasst, entwickelt er bahnbrechende Methoden. So entstehen Karten in bislang unbekannter Genauigkeit. Gemeinsam mit dem Naturforscher Alexander von Humboldt erforscht Gauß den Erdmagnetismus, ein Schutzschild gegen die gefährliche Strahlung der Sonne. Ein Netz von Messstationen in allen Teilen der Welt liefert dazu wichtige Daten zur Zentrale in Göttingen: ein frühes Beispiel internationaler Zusammenarbeit in der Forschung. Wie nebenbei erfindet Gauß mit Wilhelm Weber die elektromagnetische Telegrafie und legt die Grundlagen für die Versicherungs-Mathematik.
Am 23. Februar 1855 stirbt Carl Friedrich Gauß im Alter von 77 Jahren in Göttingen. Stadt und Universität fühlen sich bis heute eng mit dem Ausnahme-Wissenschaftler verbunden. Sein Grab auf dem Albani-Friedhof existiert noch.
Erfolgreicher Roman und Film
2005 erscheint ein Roman, der sich mit den Leben von Gauß und Humboldt beschäftigt: "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann. Es ist keine Biografie, aber eine zeitgeschichtliche Einordnung eines neuen Forschertyps, der die Welt vor Ort erkundet. Das Buch wird zum Bestseller und 2012 erfolgreich verfilmt.