VIDEO: Besuch der alten Damen (NDR Talkshow classics 2015) (4 Min)

Brigitte Mira: Bekannt und beliebt als "Dame vom Grill"

Stand: 27.02.2025 14:20 Uhr

Als "Dame vom Grill" wurde sie bekannt. Doch die gebürtige Hamburgerin war auch eine talentierte Balletteuse, Soubrette, Kabarettistin und Sängerin. Am 8. März ist ihr zehnter Todestag.

von Nicola Millies

Am 20. April 1910 in Hamburg geboren, wird die kleine "Biggi" schon früh nach Düsseldorf umgepflanzt. Dort entdeckt die Tochter eines Konzertpianisten schnell ihre Liebe zur Bühne. Doch Vater Mira sieht die Zukunft seiner Tochter weniger auf der Bühne denn als Musikpädagogin. Zum Glück hat die junge Frau schon damals den Dickkopf ihres Sternkreiszeichens Widder und geht nach ausgiebigem Ballett- und Gesangsunterricht als 19-Jährige ans Kölner Theater.

Klein, aber oho

Brigitte Mira (l.) und Klaus Günther Neumann spielen am 5.5.1965 als "Max und Moritz" auf der Berliner Kleinkunstbühne "Kabarett der Komiker" zusammen mit Harald Ludwig (oben) ihr heiter-satirisches Programm "Paprikaschoten a la Berlin". © picture-alliance / dpa Foto: Konrad Giehr
Ihren Hang zum Komischen stellt Brigitte Mira 1965 mit Klaus Günther Neumann als "Max und Moritz" unter Beweis.

Nur ein Jahr später bekommt sie ihr erstes Engagement - in Bremerhaven. Weitere Bühnen folgen, und 1941 entdeckt die "rote Brigitte" nun auch ihr Talent zum Komischen. Beginnend im "Kabarett der Komiker", bleibt sie diesem Genre bis 2000 mit den "Drei alten Schachteln" (begleitet von Evelyn Künneke und Helen Vita) treu.

Auch das Fernsehen wird aufmerksam auf das große Talent. Doch ist Brigitte Miras Einstieg eher fragwürdig: Die nach nationalsozialistischer Anschauung als Halbjüdin geltende Schauspielerin wird für die NS-Propagandaserie "Liese und Miese" verpflichtet. Dort spielt sie an der Seite von Gisela Schlüter (der "Liese") den Gegenpart, die "Miese". Die Rechnung der Propaganda-Abteilung geht allerdings nicht auf. Brigitte Mira findet beim Publikum erheblich mehr Anklang als die brave "Liese", und das Ministerium setzt die Reihe als kontraproduktiv bald ab.

Schauspielerin Brigitte Mira, Mitte der 1990er-Jahre © picture alliance / Sammlung Richter
AUDIO: Brigitte Mira: "Ich war eine flotte Biene, als ich jung war" (15 Min)

Zwischen Fassbinder und Pfitzmann

Hand in Hand mit ihren Kollegen und langjährigen Weggefährten Günter Pfitzmann (l.) und Harald Juhnke lässt sich Brigitte Mira am 16.3.2000 in Berlin fotografieren. © picture-alliance / dpa Foto: Tom Maelsa
Harald Juhnke (r.), Brigitte Mira und Günther Pfitzmann waren mehr als Kollegen - enge Freunde.

Eine fantastische Darbietung liefert Brigitte Mira später in Rainer Werner Fassbinders Drama "Angst essen Seele auf", wofür ihr 1974 auch der Deutsche Fernsehpreis als beste Hauptdarstellerin verliehen wird. Eine weitere gemeinsame Produktion ist "Berlin Alexanderplatz" (1979/80).

Ihren Fans wächst Brigitte Mira vor allem mit dem ARD-Serien-Dauerbrenner "Drei Damen vom Grill" (1977 bis 1991) ans Herz. Darin spielt sie die Rolle der dickköpfigen Oma Färber, die mit ihrer Tochter (Brigitte Grothum) und Enkelin (Gabriele Schramm) einen Imbisswagen in Berlin stehen hat. Besonders ihre männlichen Kollegen - erst Günter Pfitzmann, später Harald Juhnke - schwärmen von der gerade mal 153 Zentimeter messenden "Kleenen" mit Herz und Schnauze.

Fünfmal hat sie "ja" gesagt

Brigitte Mira mit ihrem fünften Ehemann, dem 1983 verstorbenen italo-amerikanischen Regisseur Frank Guerente, am 3. Juni 1981 in Berlin. © picture-alliance / dpa Foto: von Maydell
Über den Tod ihres fünften Ehemanns Frank Guerente im Jahr 1983 kommt Brigitte Mira nie richtig hinweg.

Auch privat tanzt das Multitalent Brigitte Mira auf vielen Hochzeiten - im wahrsten Sinne des Wortes. Die begabte Balletteuse, Soubrette, Kabarettistin und Sängerin war fünfmal verheiratet. Und das, obwohl sie gar nicht kochen konnte. "Ich hatte eben andere Qualitäten", antwortet sie dem Moderator Alfred Biolek auf die Frage, wie sie das geschafft habe.

1983 stirbt ihr fünfter und letzter Ehemann, Regisseur Frank Guerente. Über seinen Tod kommt sie nie richtig hinweg. Ihre fünf Enkelkinder (von ihren beiden Söhnen Thomas und Robert aus dritter Ehe) helfen der Schauspielerin über so manch einsame Stunde hinweg. Und sie entdeckt ihr Herz für Tiere. Inmitten von Hunden und Katzen freut sich die quirlige Dame über die vierbeinige Abwechslung.

90 - und kein bisschen leise

Von links nach rechts: Cheryl Shepard, Andrea Loewig, Thomas Rühmann, Brigitte Mira und Thomas Koch aus der Serie "In aller Freundschaft" (2004) © picture-alliance / dpa Foto: Waltraud Grubutzsch
Mit 94 Jahren verzauberte Brigitte Mira das Team von "In aller Freundschaft" mit ihrer Professionalität und fröhlichen Art.

Zu ihrem 90. Geburtstag rühmt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sie als "phänomenale Schauspielerin", im gleichen Jahr steht sie als "Bettelkönigin von Moabit" noch auf der Berliner Theaterbühne und präsentiert ihr Leben in dem 90-minütigen Solo-Stück "Kleine Frau - was nun?".

Doch mit zunehmendem Alter machen ihr verschiedene Krankheiten immer mehr zu schaffen. Nach einer Notoperation 2003, bei der ihr ein Herzschrittmacher eingesetzt wird, erholt sie sich zwar noch einmal so weit, dass sie noch kleinere Rollen annehmen kann. Doch ein Schwächeanfall ein Jahr später setzt der damals 94-Jährigen so zu, dass sie künstlich ernährt werden muss. Am 8. März 2005, wenige Wochen vor ihrem 95. Geburtstag, erliegt sie schließlich den Folgen. Ihren Fans wird sie ewig als die Kleene-Große mit den hennaroten Haaren in Erinnerung bleiben.

Hinweis: Die Urfassung dieses Beitrags wurde bereits 2010 veröffentlicht.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Talk Show classics | 07.03.2015 | 01:00 Uhr

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