Osnabrück fällt kampflos
4. April 1945: Die alliierten Truppen marschieren von Westen nach Deutschland ein. Bereits fünf Wochen bevor die deutsche Wehrmacht vor den Alliierten kapituliert, wird die Stadt Osnabrück von britischen und kanadischen Truppen eingenommen. Am frühen Morgen erreichen die Alliierten die völlig zerstörte Stadt. Eine Woche zuvor hatten die Osnabrücker den schlimmsten Bombenangriff des Krieges erlebt.
Osnabrücker verweigern Gehorsam
Einen Abend vor dem Einmarsch der Briten geht in der Stadt das Gerücht um, Osnabrück solle wie eine Festung verteidigt werden. In der Stadt gibt es zu diesem Zeitpunkt einen Volkssturm: "Alle waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren sollen den Heimatboden des Deutschen Reiches verteidigen", hat die SS als Propaganda ausgegeben. Rund um die Stadt werden Panzersperren errichtet. Der Volkssturm hat den Befehl, dort auf Posten zu gehen. Aber die Osnabrücker verweigern den Gehorsam - keiner kämpft. Die Alliierten besetzen eine "leere" Stadt.
Briten verteilen Schokolade
Wilhelm Kückelhahn, Jahrgang 1929, erinnert sich: "Als der Beschuss aufhörte, sind wir nach draußen, und es war ein sonniger Vormittag. Und dann hieß es: Die Engländer sind da. Da warf die Polizei ihre Gewehre weg, ihre Pistolen und dann hauten die Soldaten ab, denn die wollten ja nicht in Gefangenschaft." Zu der zivilen Bevölkerung waren die alliierten Soldaten freundlich. "Hin und wieder schmissen sie ein Stück Schokolade rüber", erzählt Wilhelm Kückelhahn.
Panzer fahren weiter Richtung Berlin
Nicht nur die deutschen Soldaten, auch die städtische NSDAP-Führung war Hals über Kopf geflüchtet. "Unterwegs sollen sie eine Bäuerin erschossen haben, weil sie ein weißes Tuch aus dem Fenster gehängt hatte", erinnert sich Gerhard Strüwer. Die Mutter von Brigitte Löbecke hatte sich mit dem Fahrrad auf den Weg gemacht, um Lebensmittel zu ergattern. Plötzlich kommen ihr Panzer entgegen. "Aber die haben ihr nichts getan, erzählt sie." Es sind Panzerkolonnen, die durch die Stadt rollen und dann Richtung Berlin weiter ziehen.
Die Schnapsfabrik fliegt in die Luft
Für die meisten in der Bevölkerung ist der Einmarsch der Truppen eine Befreiung. Sie nutzen den Moment, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Heinz Ahlert, Jahrgang 1931, erinnert sich: "Dann wurde gesagt, die Lebensmittellager werden geplündert. Da sind wir dann los zur Winkelhausenkaserne oben am Hafen. Wir sind da rein und haben noch einen Sack Mehl gekriegt und eine Kiste mit Sauerkraut und Konserven." Andere hatten es auf die Schnapsfabrik abgesehen. Dort soll Alkohol auf dem Boden ausgelaufen sein." Und da hat einer eine Kippe oder ein Streichholz reingeworfen. Der Alkohol ist dann explodiert. Da waren ungefähr 30 Tote", erzählt Gerhard Strüwer.