VIDEO: Heimatkunde: Silvester (2 Min)

Was hat Silvester mit dem Papst zu tun? Was heißt "Guter Rutsch"?

Stand: 06.12.2024 12:30 Uhr

Jedes Jahr wird am 31. Dezember Silvester gefeiert und ein "Guter Rutsch" ins neue Jahr gewünscht. Warum ist Silvester nach einem Papst benannt? Und was bedeutet es, zum Jahreswechsel einen "Guten Rutsch" zu wünschen?

von Daniel Kaiser

Papst Silvester I. lebte vor rund 1.700 Jahren in Rom. Silvester - zu Deutsch: Waldbewohner - hatte die letzte große Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian überlebt, so Gudrun Sailer von Radio Vatikan vor einigen Jahren gegenüber dem NDR. "Vor Papst Silvester wurden die Christen verfolgt. Viele starben auch für ihren Glauben als Märtyrer. Nach Papst Silvester waren die Christen geduldet, ja sogar gern gesehen im Römischen Reich."

Der Papst, der Kaiser und eine wundersame Heilung

Wie es dazu kam, erzählt eine Legende. In den Hauptrollen: Papst Silvester I. und Kaiser Konstantin. "Kaiser Konstantin, ein passionierter Christen-Verfolger, soll vom Aussatz (Lepra) heimgesucht worden sein", so Sailer. "Davon soll Papst Silvester ihn mit Gottes Hilfe und einem einfachen Handauflegen geheilt haben. Daraufhin bekannte sich Konstantin zum Christentum und ließ den Päpsten großzügige Schenkungen zukommen."

Schwere Krankheit und wundersame Heilung - das kann sein, aber Strategie spielte wohl auch eine Rolle. Konstantin setzte machtpolitisch auf die neue Religion. Es war die Wende für das Christentum und die Weltgeschichte: die berühmte konstantinische Wende - das Christentum auf dem Weg zur Staatsreligion.

Silvester ist der Schutzheilige für Haustiere

"In den vatikanischen Museen, in den sogenannten Raffael-Stanzen, gibt es ein wunderbares Fresko von Raffael, das zeigt, wie Papst Silvester den Kaiser Konstantin eigenhändig tauft", erklärt Sailer. "Wahrscheinlich ist das eine erfundene Szene, aber eine sehr hübsch erfundene." Handfest sind dagegen die Lateranbasilika und der Petersdom in seiner ältesten Form. Beide Kirchen entstanden zu Silvesters Zeiten.

Der Wende-Papst starb am 31. Dezember 335 und nach katholischem Brauch wurde dieses Datum zu seinem Gedenktag. Heute ist Silvester der Schutzheilige für Haustiere und für ein gutes neues Jahr.

Warum feiert man Silvester?

Zum Ende eines jeden Jahres finden in den christlichen Gemeinden viele Gottesdienste statt. Dabei wird auf das alte Jahr zurückgeschaut. Zugleich erbitten Christinnen und Christen Gottes Segen für das neue Jahr. Die Tradition eines Silvesterfeuers geht auf die Germanen zurück, die am Jahresende Feuerzeremonien veranstalteten und für ordentlich Lärm sorgten, um böse Geister und Dämonen zu vertreiben. Später entwickelten sich regelrechte Lärmumzüge mit Klopfen, Peitschen, Schellen und Feuerwerk.

Mittlerweile gibt es in vielen Städten Feuerwerks- oder Böllerverbotszonen, in denen keine Raketen oder Silvesterknaller gezündet werden dürfen.

"Guter Rutsch!": Könnte aus dem Jiddischen kommen

Ob es glatt ist oder nicht - klimaunabhängig wünscht man sich bei uns am Silvester-Tag einen guten Rutsch. Aber warum eigentlich? Mit Schlittern und Rutschen hat es wahrscheinlich nichts zu tun. Das mit dem "guten Rutsch" könnte aus dem Jiddischen - der Sprache der osteuropäischen Juden - kommen. Das jüdische Neujahrsfest heißt auf Hebräisch "Rosch ha-Schana". "Rosch" bedeutet "Kopf" oder "Anfang" und "ha-Schana" meint "Jahr". Der jiddische Gruß "Gut Rosch" heißt also nichts anderes als "guter Anfang" oder "guter Start". Das haben die Menschen, die damals kein Jiddisch verstanden, vermutlich aufgeschnappt und aus dem "Rosch" einen "Rutsch" gemacht. Das passierte häufiger bei jiddischen Redewendungen: "Hals- und Beinbruch" zum Beispiel hieß eigentlich mal "hazloche und broche", was "Glück und Segen" bedeutet.

Was hat Silvester mit dem Papst zu tun?

Silvester war Bischof von Rom und gilt als erster Papst. Während seiner 21-jährigen Amtszeit endet die Christenverfolgung, und erste große Kirchenbauten (Petersdom) entstehen. Silvester stirbt am 31. Dezember 335. Der Tag ist deshalb für Katholiken Namens- bzw. Gedenktag des Heiligen. Heute ist Silvester der Schutzheilige für Haustiere und für ein gutes neues Jahr.

 

Weitere Informationen
Glücksschweinchen, Hufeisen, Sektkorken, Kleeblatt und ein Schild mit der Aufschrift "Guten Rutsch!" auf einem Holztisch. © Fotolia Foto: PhotoSG - stock.adobe.com

Silvester-Bräuche: Feuerwerk, Glücksbringer, Sekt & Co.

Weltweit feiern Menschen den Jahreswechsel, hierzulande mit Feuerwerk, Bleigießen und Sekt. Was steckt hinter den Bräuchen? mehr

Bildmontage: Dinner for one. © NDR Foto: NDR/Annemarie Aldag,

"Dinner for One": Alles zum Silvester-Klassiker beim NDR

Seit 60 Jahren feiert Miss Sophie ihren 90. Geburtstag zu Silvester im deutschen Fernsehen. Feiern Sie mit! mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 31.12.2020 | 08:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Frühgeschichte

Mittelalter

Mehr Geschichte

"Stern"-Reporter Gerd Heidemann am 25.04.1983 mit den vermeintlichen Dokumenten, den "Hitler-Tagebüchern". © picture alliance/dpa Foto: Cornelia Gus

"Hitler-Tagebücher"-Skandal: Ex-"Stern"-Reporter Heidemann tot

Sein Name ist verbunden mit einem der größten Medienskandale Deutschlands: Gerd Heidemann. Er starb jetzt im Alter von 93 Jahren in Hamburg. mehr

Norddeutsche Geschichte