Ein Erlebnis in den Schulferien auf dem Bauernhof der Großmutter legt den Grundstein: Vor den Augen des 13-jährigen Donald Watson wird 1923 eines der beiden Schweine geschlachtet.
"Damals habe ich entschieden, dass Bauernhöfe ganz neu einzuschätzen waren", sagt der Brite später. "Diese idyllische Szenerie war nichts anderes als ein Todestrakt." Am Silvesterabend beschließt der junge Donald, nie mehr Fleisch zu essen.
Der Teenager schließt sich der "Vegetarian Society" ("Vegetarische Gesellschaft") in seinem Wohnort Leicester an. Als Erwachsener wird er ihr Geschäftsführer. Doch es genügt ihm nicht, lediglich auf Fleisch zu verzichten.
Für Watson ist Vegetarismus nur "eine Zwischenstation in der Evolution menschlicher Ernährung" - hin zu einer Ernährung ganz ohne tierische Produkte. Als 32-Jähriger streicht er 1942 auch Milch, Eier, Käse und Honig aus seinem Speiseplan.
Auf der Suche nach einer Bezeichnung für eine rein pflanzliche Ernährung setzt Watson das englische Wort Vegetarian neu zusammen. Aus den ersten drei und den letzten Buchstaben entsteht: vegan.
Watson ist allerdings nicht der Erste, der in Großbritannien auf tierische Produkte verzichtet. Bereits 1806 hatte der Arzt William Lambe aus gesundheitlichen Gründen seine Kost auf Pflanzen umgestellt.
Wenig später brachte einer von Lambes Patienten auch ethische Gesichtspunkte ins Spiel: John Frank schrieb ein Buch über menschliche Emotionen gegenüber tierischem Leid.
1838 eröffnete bei London ein Internat, in dem es nur pflanzliche Nahrung gab. Betreiber des "Alcott House" war eine Gemeinschaft utopistischer Spiritueller. Daraus bildete sich später die "Vegetarische Gesellschaft".
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren darin sowohl Menschen organisiert, die kein Fleisch aßen, als auch solche, die überhaupt keine tierischen Produkte zu sich nahmen.
Der reine Pflanzenköstler Watson will zunächst innerhalb der "Vegetarischen Gesellschaft" eine eigene Abteilung bilden, scheitert aber. Darum gründet er am 1. November 1944 die weltweit erste vegane Organisation, die "Vegan Society".
Heute versteht man unter Veganern Menschen, die keine tierischen Produkte essen oder verwenden. Sie unterlassen beispielsweise auch den Kauf von Lederschuhen oder Kosmetika mit tierischen Inhaltsstoffen.
Seit 1994 gilt der 1. November als Weltvegantag - die "Vegan Society" hat ihn zu ihrem 50-jährigen Bestehen ausgerufen.