Tchibo wird mit Kaffee und "Kram" zum Großunternehmen
Am 15. März 1949 gründen Max Herz und Carl Tchilling-Hiryan in Hamburg eine Firma für Röstkaffee. Ihre revolutionäre Geschäftsidee ist der Kaffee-Versand mit der Post. Inzwischen ist Tchibo ein Handelsriese.
Die beiden Kaufleute Max Herz und Carl Tchilling-Hiryan beginnen ihr Gemeinschaftsprojekt 1949 in Hamburg mit dem Postversand für Tchilling Bohnenkaffee. Schon bald wird aus Tchilling und Bohne der Markenname Tchibo. In der Nachkriegszeit lockt die findigen Unternehmer ihre Kunden mit einem Kombi-Angebot: Das Luxus-Produkt Kaffee wird als Bonus in Geschirr- oder Schnupftücher verpackt. Als das Wirtschaftswunder einsetzt, gibt's für die Kunden wiederverwendbare Dosen dazu.
Erste Tchibo-Filiale eröffnet 1955 in Hamburg - mit Ausschank
Auch wenn Herz die Firma schon ab 1952 ohne Tchilling weiterführt, mangelt es nicht an Ideen. Am 13. Oktober 1955 eröffnet in der Caffamacherreihe in der Hamburger Neustadt die erste Tchibo-Filiale. Nun gibt es den "Gold-Mocca", Deutschlands meist getrunkenen Kaffee, frisch abgepackt in Hamburg zu kaufen. Und die Kunden können dort auch Kaffee trinken und so vor dem Kauf probieren. Aber Max Herz will expandieren. Gemeinsam mit seiner Frau Ingeburg fährt er quer durch Deutschland und sucht mit ihr exklusive neue Standorte aus. Zehn Jahre später gibt es 400 Tchibo-Filialen.
In den 60ern setzt Tchibo auf Breite
Der Verkauf in den eignen Filialen reicht dem umtriebigen Unternehmer bald nicht mehr aus. Bäckereien und Konditoreien werden mit ins Boot geholt, die den Tchibo-Kaffee als sogenannte Frische -Depots ab 1963 ebenfalls verkaufen. Parallel dazu wächst das Sortiment der Kaffee-Spezialitäten, die die Kundschaft direkt in den Filialen verkosten kann.
1965 stirbt Max Herz überraschend. Sein Sohn Günter übernimmt die Führung und baut das Unternehmen weiter aus.
Die 70er bringen Alltagsartikel in die Tchibo-Filialen
Die 1970er-Jahre bringen abermals einige Neuerungen, zum Beispiel werden nun auch Gebrauchsartikel angeboten, die nichts mit Kaffee zu tun haben. Aus rechtlichen Gründen darf Tchibo ab 1973 seine "Aufmerksamkeiten" zusätzlich zum Kaffee nicht mehr verschenken. Die noch vorrätigen Artikel werden in den Filialen verkauft - der Start der heutigen Themenwelten ist gemacht.
1971 bringt Tchibo den ersten milde Kaffee auf den Markt und plant, nun auch mit eigenen Regalen in die Supermärkte einzuziehen.
Tchibo wird viertgrößter Kaffeeröster
1984 soll ein neues Röstverfahren die Bohnen ergiebiger machen. Tchibo verkauft ab sofort nur noch 400 Gramm- statt der Pfundpackung. Aber der Umsatz bricht ein und die Firma kehrt zur Pfundpackung zurück.
Kaffee entwickelt sich zu einem Grundnahrungsmittel - und das Hamburger Unternehmen verdient gut daran. Mit der Übernahme des Konkurrenten Eduscho 1997 wird Tchibo zum viertgrößten Kaffeeröster der Welt.
"Jede Woche eine neue Welt"
Aber auch die mittlerweile wöchentlich wechselnde Welt in den Tchibo-Shops wird immer bunter und ausgefallener. Neben Wohn- und Bekleidungstextilien, Haushaltsgeräten, Küchenutensilien, Spielzeug, Schmuck und Elektronik sorgen zwischendurch ausgefallene Verkaufsaktionen für Aufmerksamkeit: Autos und Reisen machen die Tchibo-Welt nun auch groß und weit und sogar Ökostrom lässt sich über Tchibo beziehen. Nach fünf Jahren trennt sich das Unternehmen 2015 allerdings wieder von diesem Geschäftszweig.
Vom guten alten Filterkaffee bis zur Barista-Edition
Auch in der Kaffee-Welt bleibt der Handelsriese, der über die Beteiligungsgesellschat Maxingvest nach wie vor zu 100 Prozent der Familie Herz gehört, seiner Linie treu, stets mit der Zeit zu gehen. So vielfältig inzwischen die Zubereitungsvorlieben von Kaffee-Liebhabern sind - ob mit Handfilter, Kapselmaschine, Vollautomat oder per Siebträger - Tchibo kann sie bedienen.
So hat sich Tchibo vom kleinen Kaffeeversand zu einem Handelsriesen mit weltweit mehr als 11.000 Mitarbeitern entwickelt. Im Geschäftsjahr 2022 kann der Umsatz mit 3,25 Milliarden Euro zwar stabil gehalten werden, aber Tchibo muss einen historischen Verlust hinnehmen: ein Minus von 167 Millionen Euro. Das Unternehmen erklärt die roten Zahlen mit stark gestiegenen Rohwaren-, Energie- und Frachtkosten sowie der weltweiten Lieferkettenkrise.