Für Nationalisten und Militaristen war Philipp Scheidemann ein verhasster Politiker. Der Reichstagsabgeordnete trat im 1. Weltkrieg für einen Verständigungsfrieden ein, was ihn für seine Gegner zum Hochverräter werden ließ.
Der gelernte Schriftsetzer und Buchdrucker war früh in die SPD eingetreten. Lange Zeit arbeitete er als Redakteur für verschiedene sozialdemokratische Zeitungen, bis er Abgeordneter im Reichstag wurde.
Vom Balkon des Reichstags rief Scheidemann dann am 9. November 1918 die Republik aus, Wochen später war er der erste Regierungschef der neuen Weimarer Republik - ein prägender Politiker der jungen Demokratie, aber auch ein entschiedener Gegner des Versailler Vertrages. Doch ohne den Rückhalt seiner sozialistischen Fraktion, gab er im November 1919 sein Amt als Reichsministerpräsident auf.
Vor allem für die Rechten war der Sozialdemokrat das Feindbild, das das Weimarer System verkörperte.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten floh Scheidemann im Frühjahr 1933 ins Ausland, gelangte über Umwege nach Dänemark, wo er als ein von den Nazis ausgebürgerter Deutscher starb.
Autor: Wolfram Stahl
Redaktion: Ronald Feisel