Jungfernstieg: Deutschlands erste Unterwasser-U-Bahn-Station
Aufgeschüttete Dämme, abgesenktes Grundwasser: Am 25. März 1931 wurde die erste Unterwasser-U-Bahn-Haltestelle Deutschlands in Hamburg eingeweiht. Die Station Jungfernstieg war zunächst noch provisorisch. Regulär ging es am 28. April 1934 los.
Zehntausende Fahrgäste steigen dort pro Tag ein und aus: Die U-Bahn-Station Jungfernstieg ist mit den Stationen Hauptbahnhof und Berliner Tor die meistgenutzte Haltestelle Hamburgs. Am 25. März 1931 wurde sie nach besonders komplizierten Bauarbeiten offiziell eingeweiht - als erste Unterwasser-Haltestelle Deutschlands. Sie bildete damals den vorläufigen Endpunkt der Strecke - der sogenannten Kell-Jung-Linie, die seitdem den Norden Hamburgs mit der Innenstadt verbindet. Heute kennt man sie als Teil der U1.
Endpunkt der Kell-Jung-Linie
Bereits Mitte der 1920er-Jahre hatten die Arbeiten an der neuen U-Bahn-Linie begonnen. Als erstes Teilstück der Kell-Jung-Linie war im Juni 1929 der Abschnitt zwischen Kellinghusenstraße und Stephansplatz in Betrieb gegangen. Der Bau des 620 Meter langen letzten Teilstücks bis zum Jungfernstieg startete ein Jahr später im März 1930.
Wegen ihrer Lage unter den Alsterabflüssen waren die Bauarbeiten für die Haltestelle besonders anspruchsvoll. Es wurden "Fangedämme" aus Sand in der Binnenalster aufgeschüttet, eiserne Spundwände zur Absicherung der Baugrube eingerammt, das Wasser aus der Baugrube abgepumpt und zusätzlich das Grundwasser abgesenkt.
Schlamm, Steine und Pfähle waren im Weg
Rund eine Million Arbeitsstunden waren nötig - unter anderem weil der schlammige Baugrund, Findlinge und Holzpfähle die Bauarbeiten erschwerten. 1.300 Tonnen Eisen wurden verbaut, hinzu kamen 3.500 Tonnen Zement, gut 14.000 Kubikmeter Kies, rund 300.000 Mauersteine und noch 1.300 Kubikmeter Holz.
Zunächst konnte am 25. März 1931 nur ein provisorischer, eingleisiger Bahnsteig auf Höhe des Neuen Walls eingeweiht und eröffnet werden. "Die Fertigstellung der letzten 150 Haltestellen-Meter war nochmal ungleich schwieriger, denn sie lagen im schlammigen Grund unter den Alsterabflüssen und der Reesendammbrücke", schreibt die Hochbahn in ihrer Chronik über die Jahre 1913 bis 1934. Erst am 28. April 1934 ging die Gesamtstrecke regulär in Betrieb. Die Station Jungfernstieg war nicht nur Deutschlands erste Unterwasser-Haltestelle, sie hatte auch als erste Rolltreppen und war mit ihrer Art-Deko-ähnlichen Architektur modern gestaltet.
Erweiterung der Station und des Streckennetzes
Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten zunächst Schäden an den Strecken im Hamburger Stadtgebiet behoben werden. In den Folgejahren wurde das Netz ausgebaut so etwa mit der U-Bahn-Linie nach Wandsbek, die ab 1955 geplant wurde. Vom Jungfernstieg aus über Meßberg, Hauptbahnhof, Wandsbek Markt bis nach Wandsbek Gartenstadt schloss die Linie wichtige Wohnquartiere wie Eilbek und Dulsberg an die U-Bahn an. Seit 1958 besteht eine unterirdische Verbindung von der Station Jungfernstieg zur U-Bahn-Haltestelle Rathaus und der dort verkehrenden U3, Die Haltestellen am Jungfernstieg sowie am Hauptbahnhof waren in Erwartung weiterer U-Bahn-Ausbauten gleich viergleisig konzipiert worden. Am 3. Juni 1973 war die Erweiterung am Jungfernstieg fertig. Am 1. Juni 1975 folgte der S-Bahnsteig. Der gesamte unterirdische Bahnhofskomplex umfasst auf drei Ebenen vier Bahnsteige.
U4 auch über Jungfernstieg angebunden
Bei der Entwicklung der HafenCity wurde eine zentrale U-Bahn-Anbindung von vornherein mitgeplant, offizieller Baubeginn war am 23. August 2007. Im Jahr 2008 begannen die Arbeiten in einer offenen Baugrube am Jungfernstieg. Der Anschluss an die Tunnel der neuen U4 erfolgte am 28. Februar 2011.