VIDEO: Heimatkunde: Der HVV (3 Min)

Jungfernstieg: Deutschlands erste Unterwasser-U-Bahn-Station

Stand: 29.04.2024 00:00 Uhr

Aufgeschüttete Dämme, abgesenktes Grundwasser: Am 25. März 1931 wurde die erste Unterwasser-U-Bahn-Haltestelle Deutschlands in Hamburg eingeweiht. Die Station Jungfernstieg war zunächst noch provisorisch. Regulär ging es am 28. April 1934 los.

Zehntausende Fahrgäste steigen dort pro Tag ein und aus: Die U-Bahn-Station Jungfernstieg ist mit den Stationen Hauptbahnhof und Berliner Tor die meistgenutzte Haltestelle Hamburgs. Am 25. März 1931 wurde sie nach besonders komplizierten Bauarbeiten offiziell eingeweiht - als erste Unterwasser-Haltestelle Deutschlands. Sie bildete damals den vorläufigen Endpunkt der Strecke - der sogenannten Kell-Jung-Linie, die seitdem den Norden Hamburgs mit der Innenstadt verbindet. Heute kennt man sie als Teil der U1.

Endpunkt der Kell-Jung-Linie

Bereits Mitte der 1920er-Jahre hatten die Arbeiten an der neuen U-Bahn-Linie begonnen. Als erstes Teilstück der Kell-Jung-Linie war im Juni 1929 der Abschnitt zwischen Kellinghusenstraße und Stephansplatz in Betrieb gegangen. Der Bau des 620 Meter langen letzten Teilstücks bis zum Jungfernstieg startete ein Jahr später im März 1930.

Wegen ihrer Lage unter den Alsterabflüssen waren die Bauarbeiten für die Haltestelle besonders anspruchsvoll. Es wurden "Fangedämme" aus Sand in der Binnenalster aufgeschüttet, eiserne Spundwände zur Absicherung der Baugrube eingerammt, das Wasser aus der Baugrube abgepumpt und zusätzlich das Grundwasser abgesenkt.

Schlamm, Steine und Pfähle waren im Weg

Pressevertreter bei der Eröffnung der Hochbahn-Haltestelle Jungfernstieg. © Hamburger Hochbahn
Zahlreiche Pressevertreter kamen zur Einweihung der ersten Unterwasser-Haltestelle Deutschlands.

Rund eine Million Arbeitsstunden waren nötig - unter anderem weil der schlammige Baugrund, Findlinge und Holzpfähle die Bauarbeiten erschwerten. 1.300 Tonnen Eisen wurden verbaut, hinzu kamen 3.500 Tonnen Zement, gut 14.000 Kubikmeter Kies, rund 300.000 Mauersteine und noch 1.300 Kubikmeter Holz.

Zunächst konnte am 25. März 1931 nur ein provisorischer, eingleisiger Bahnsteig auf Höhe des Neuen Walls eingeweiht und eröffnet werden. "Die Fertigstellung der letzten 150 Haltestellen-Meter war nochmal ungleich schwieriger, denn sie lagen im schlammigen Grund unter den Alsterabflüssen und der Reesendammbrücke", schreibt die Hochbahn in ihrer Chronik über die Jahre 1913 bis 1934. Erst am 28. April 1934 ging die Gesamtstrecke regulär in Betrieb. Die Station Jungfernstieg war nicht nur Deutschlands erste Unterwasser-Haltestelle, sie hatte auch als erste Rolltreppen und war mit ihrer Art-Deko-ähnlichen Architektur modern gestaltet.

Erweiterung der Station und des Streckennetzes

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten zunächst Schäden an den Strecken im Hamburger Stadtgebiet behoben werden. In den Folgejahren wurde das Netz ausgebaut so etwa mit der U-Bahn-Linie nach Wandsbek, die ab 1955 geplant wurde. Vom Jungfernstieg aus über Meßberg, Hauptbahnhof, Wandsbek Markt bis nach Wandsbek Gartenstadt schloss die Linie wichtige Wohnquartiere wie Eilbek und Dulsberg an die U-Bahn an. Seit 1958 besteht eine unterirdische Verbindung von der Station Jungfernstieg zur U-Bahn-Haltestelle Rathaus und der dort verkehrenden U3, Die Haltestellen am Jungfernstieg sowie am Hauptbahnhof waren in Erwartung weiterer U-Bahn-Ausbauten gleich viergleisig konzipiert worden. Am 3. Juni 1973 war die Erweiterung am Jungfernstieg fertig. Am 1. Juni 1975 folgte der S-Bahnsteig. Der gesamte unterirdische Bahnhofskomplex umfasst auf drei Ebenen vier Bahnsteige.

U4 auch über Jungfernstieg angebunden

Bei der Entwicklung der HafenCity wurde eine zentrale U-Bahn-Anbindung von vornherein mitgeplant, offizieller Baubeginn war am 23. August 2007. Im Jahr 2008 begannen die Arbeiten in einer offenen Baugrube am Jungfernstieg. Der Anschluss an die Tunnel der neuen U4 erfolgte am 28. Februar 2011.

Weitere Informationen
Blick auf die Strecke zwischen Landungsbrücken und Baumwall im Juni 1912 © Hochbahn Hamburg

Wie Hamburgs Untergrund in Fahrt kam

Am 15. Februar 1912 eröffnet in Hamburg die erste U-Bahnlinie. Buchstäblich zügig nimmt eine Erfolgsgeschichte ihren Lauf. mehr

Umsteigeanlage Wandsbek 1965 © Hamburger Hochbahn

HVV - Der Pionier des öffentlichen Nahverkehrs

Ein Tarif, ein Ticket, ein Fahrplan: Mit diesen Zielen ist 1965 der weltweit erste Verkehrsverbund gegründet worden. mehr

Eine Hamburger Straßenbahn der Linie 3, Eidelstedter Platz, 1961 © Archiv VVM (Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e. V.) - Helmut Grevsmühl Foto: Helmut Grevsmühl

Als Hamburg seine Straßenbahn aufs Abstellgleis schickte

Am 1. Oktober 1978 fuhr in Hamburg die letzte Straßenbahn. Sie passte nicht mehr in das damalige Ideal der "autogerechten Stadt". mehr

Pferdebahnen in der Hamburger Neustadt, Fotografie von etwa 1892. © Wiki Commons Foto: Von Friedrich Strumper († 1913) - Die Hamburger Neustadt: 1878-1986, Hans Christians Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-7672-0973-X, Von Pincerno am 11. Dezember 2008 in die deutschsprachige Wikipedia geladen., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7876558

Chronik der Hamburger Straßen- und U-Bahnen

1866 begann der Pferdebahnbetrieb, 1978 fuhr in Hamburg die letzte Straßenbahn. Seitdem verkehren Busse und U-Bahnen. Mit U4 und U5 baut die Stadt das Netz weiter aus. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 25.03.2016 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Neuzeit

Hamburger Geschichte

Mehr Geschichte

Bertha Keyser, der "Engel von St. Pauli" © Hauptkirche St.Michaelis

60. Todestag von Bertha Keyser: Der echte "Engel von St. Pauli"

Bertha Keyser hat sich ein halbes Jahrhundert lang um Arme und Obdachlose in St. Pauli gekümmert. Am 21. Dezember 1964 starb sie. mehr

Norddeutsche Geschichte