Stand: 10.09.2007 18:23 Uhr

"Mein Schreibtisch in der Staatskanzlei wurde ausgeräumt"

von Andreas Kirsch

Für die NDR Dokumentation "Der Tod des Uwe Barschel - Skandal ohne Ende" hat Andreas Kirsch mit Reiner Pfeiffer gesprochen, dem damaligen Medienreferenten von Uwe Barschel.

Der ehemalige Medienreferent Uwe Barschels, Reiner Pfeiffer
Reiner Pfeiffer ist eine schillernde Figur im Barschel-Skandal.

"Nein, eine Adresse gebe ich Ihnen nicht, wir müssen einen Treffpunkt ausmachen", sagt Reiner Pfeiffer am Telefon. Der Mann ist misstrauisch. Denn über Jahre stand er immer wieder im Blitzlichtgewitter der Fotografen, vor den Mikrofonen der Reporter. Er war "der Mann fürs Grobe", der die Machenschaften in der Kieler Staatskanzlei umsetzte; er war es, der Uwe Barschel als Mitwisser und Anstifter beschuldigte; er war es, der als Kronzeuge für den "Spiegel" und den ersten Kieler Untersuchungsausschuss das Urteil über Uwe Barschel maßgeblich prägte. Und Pfeiffer war es auch, der Jahre später von der SPD unter dubiosen Umständen mindestens 40.000 Mark bekam - wofür auch immer.

Die Affäre holt ihn immer wieder ein

Irgendwo bei Bremen, eine Landstraße, ein Sommertag - wir treffen Reiner Pfeiffer wie abgesprochen an einer Tankstelle. Bedingung für das Interview: Niemand dürfe erfahren, wo er wohne. Das Haus, selbst die Wohnung, sollen nicht zu erkennen sein. Wovor hat er Angst? "Jahrelang hat man mich auf der Straße angesprochen. Hier im Dorf weiß man, wer ich bin, da bin ich auch akzeptiert. Aber ich will jetzt meine Ruhe haben."

Medienreferent und "Mann fürs Grobe"

Reiner Pfeiffer (r.) und sein Anwalt Hajo Wandschneider vor dem Untersuchungsausschuss in Kiel am 23.10.1987. © picture-alliance/ dpa Foto: Wulf Pfeiffer
Pfeiffer musste sich vor dem Kieler Untersuchungsausschuss verantworten.

Er war der Medienreferent. Er war der Mann, den der Springer-Verlag auf Bitten Uwe Barschels für den Wahlkampf nach Kiel geschickt hatte. Pfeiffer hoffte in Kiel auf Karriere. Barschel, so behauptet er, habe ihn sogar zum Innenminister ernennen wollen. Doch es kam alles ganz anders: Mit seinen Schweinereien hatte Pfeiffer "ein Riesending gedreht" - und war dann über die Kieler Affäre abgestürzt bis in die Arbeitslosigkeit. Mit dem Verkauf von Versicherungen und als Vertreter für Nachschlagewerke hat er sich über Wasser gehalten. Inzwischen ist Pfeiffer Rentner. Aber die Affäre holt ihn immer wieder ein - trotz aller Heimlichkeiten.

Pfeiffer kann für viele Behauptungen keine Beweise vorlegen

Vielleicht gerade wegen aller Heimlichkeiten - Pfeiffer war und ist ein Mann fürs Doppelspiel. Ob er von Anfang an gegen Barschel agiert habe, wollen wir wissen. "Bei der anonymen Steueranzeige gegen Engholm dachte ich noch, da sei was dran. Das konnte ich noch vertreten. Als dann rauskam, dass das alles nicht stimmte, habe ich Barschel misstraut - und alle weiteren Aktionen so angelegt, dass sie auffliegen mussten." Doch bis heute kann Pfeiffer für viele seiner Behauptungen kaum Beweise vorlegen. Dabei will er jede Menge Belege gesammelt haben - Beweise für die Schuld von Uwe Barschel. Doch sie sind verschwunden. "Mein Schreibtisch in der Staatskanzlei wurde ausgeräumt." Nach 20 Jahren ist diese Behauptung kaum mehr zu recherchieren.

Nach unserem Interview bedankt sich Reiner Pfeiffer, sichtlich erschöpft: "Sie haben hart gefragt, aber es war keine Inquisition." Der Mann, der als Medienreferent getarnt den SPD-Spitzenkandidaten das Fürchten lehren sollte, dieser Mann hat selber Angst - bis heute.

Weitere Informationen
Filmszene aus "Der Fall Barschel" mit der nachgestellten Aufnahme des toten Politikers Uwe Barschel (hier gespielt von Matthias Matschke) in der Badewanne © ARD Degeto / Stefan Rabold

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | 17.09.2007 | 21:00 Uhr

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