Dürre am Dammer Bergsee. © NDR Foto: Claus Dreßler

Hitze, Dürre, Schnee und Sturm: Das Extrem-Wetterjahr 2018

Stand: 23.03.2021 13:06 Uhr

2018 ist ein Jahr der Wetterextreme: Die Norddeutschen freuen sich über einen Traum-Sommer, doch die lange Trockenheit hat ernste Folgen. Viel Schnee und heftige Stürme gehören ebenfalls in die Bilanz dieses Wetterjahres.

Superlang, superwarm, supersonnig: Das Jahr 2018 beschert den Norddeutschen einen Sommer der Superlative. Bereits im Frühling werden die ersten Temperaturrekorde geknackt, in Lingen im Emsland klettert das Thermometer am 19. April auf 29 Grad. Die Sommermonate Juni, Juli, August bringen kaum Regen, jede Menge Sonnenschein und weitere Rekorde, zum Beispiel auf der Greifswalder Oie: 14 Tropennächte, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, sowie mehr als 900 Sonnenstunden werden auf der kleinen Ostseeinsel vor Rügen registriert - so viele wie in keinem anderen Ort in Deutschland.

SH und MV: Wärmster Sommer seit Beginn der Messungen

Es ist ein Traumsommer für Nord- und Ostseeurlauber, für Freibadbesitzer, Eisverkäufer und jeden, der ein bisschen Zeit im Freien genießen kann. Für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) den wärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. In Niedersachsen und Hamburg - sie werden in der Statistik des DWD zusammengefasst - wurden nur in den Sommermonaten 2003 noch höhere Temperaturmittelwerte gemessen.

Mecklenburg-Vorpommern kommt auf 850 Sonnenstunden, Schleswig-Holstein auf 750, Niedersachsen auf 745 und Hamburg auf immerhin noch 720 Stunden Sonnenschein. Der norddeutsche Höchstwert für diesen Sommer liegt bei 37,9 Grad, gemessen am 7. August in Barsinghausen-Hohenbostel (Niedersachsen). Warm wird es bis in den im Oktober, der die Norddeutschen auch noch einmal in Sommerlaune versetzt.

Dürre und Brände - Ein Traumsommer mit Schattenseiten

Da gibt es aber auch die Schattenseiten - und die haben es in sich. Monatelang ist es viel zu trocken, Niedersachsen verzeichnet sogar den zweittrockensten Sommer seit Beginn der Messungen - mit drastischen Folgen für die Landwirtschaft. Erhebliche Ertragsausfälle gibt es etwa bei Getreide und Mais. Allein im Agrarland Niedersachsen stellen 4.000 Landwirte Anträge auf Dürrehilfen bei Bund und Land.

Immer wieder kommt es zu Feld- und Waldbränden. Der am 4. September ausgebrochene Moorbrand im niedersächsischen Meppen breitet sich auf einer Fläche von etwa zwei mal vier Kilometern aus, eher er nach mehreren Wochen gelöscht werden kann. Niedrigwasser bringt enorme Schwierigkeiten für die Schifffahrt, unter anderem im Kreis Dithmarschen wird das Trinkwasser knapp. Menschen, Tiere und Pflanzen leiden unter der Hitzewelle, die den Norden Ende Juli/Anfang August fest im Griff hat.

Jahr der Wetterextreme

Überhaupt war 2018 ein Jahr der Wetterextreme:

  • Orkantief "Friederike" zieht am 18. Januar mit starkem Schneefall und Orkanböen über den Norden hinweg. Der Fernverkehr der Bahn liegt bundesweit lahm, mehrere Menschen sterben. Auf dem Brocken im Harz werden laut DWD Windgeschwindigkeiten von 203 Kilometer pro Stunde gemessen, in den Wäldern richtet das Unwetter die schlimmsten Schäden seit Orkan "Kyrill" vor elf Jahren an.
  • Eine Schneefront zieht am 28. Februar über Teile Schleswig-Holsteins hinweg und führt zu Verwehungen. Der Schnee türmt sich im Raum Bredstedt zum Teil mehr als einen halben Meter. Wegen der andauernd eisigen Temperaturen gibt es Behinderungen bei der Binnenschifffahrt im Norden. Auch auf Nord- und Ostsee bildet sich Eis, der Schiffsverkehr zu den Ostfriesischen Inseln wird zeitweise eingestellt, auf der Ostsee werden Eisbrecher eingesetzt. Vielerorts können sich die Kinder über Schulausfälle freuen.
  • Erneuter Schneeeinbruch am 1. und 2. April: Rekordschneefälle bescheren vor allem den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ein weißes Osterfest. Unter der Schneelast zusammengebrochene Bäume blockieren Straßen und Bahnstrecken, Strom fällt aus, im Vogelpark Marlow stürzen die Volieren ein. Danach führt Tauwetter zu Überschwemmungen.
  • Immer wieder verursachen 2018 Gewitter und Starkregenfälle hohe Schäden, etwa Mitte April im Heidekreis oder am Himmelfahrtstag (10. Mai) in Südholstein und im Großraum Hamburg.
  • Am 21. September beeinträchtigt der erste Herbststurm des Jahres den Schienen- und Straßenverkehr, legt den Schiffsverkehr zu den Nordseeinseln teilweise lahm und lässt im Hamburger Hafen Container umkippen.

"Der Klimawandel hat Deutschland im Griff"

Was bleibt also von diesem Wetterjahr? Laut Jahresbilanz des Deutschen Wetterdienstes DWD war 2018 mit durchschnittlich 10,4 Grad Celsius deutschlandweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetterbeobachtungen im Jahr 1881. Ein "trauriger Rekord", sagte der damalige Vizepräsident Paul Becker damals. Acht der neun wärmsten Jahre seit 1881 fallen in das 21. Jahrhundert. "Diese auffällige Ballung warmer Jahre zeigt ganz klar: Die Erwärmung ist ungebremst, der Klimawandel hat Deutschland im Griff." Für die Zukunft erwarten Experten nicht nur eine weitere Erhöhung der mittleren Temperaturen, sondern auch die Zunahme von Extrem-Ereignissen - mit all ihren Konsequenzen für Natur und Gesellschaft.

Dieses Thema im Programm:

NDR//Aktuell | 13.12.2018 | 22:00 Uhr

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