"Hunderttausende von deutschen Kaufleuten werden aufjauchzen in dem Bewusstsein, dass endlich das deutsche Reich festen Fuß in Asien gefunden hat", jubelte Kaiser Wilhelm II. im März 1898 nach Unterzeichnung eines erzwungenen Pachtvertrags für die Provinz Kiautschou an der Ostküste Chinas. Doch aus geplanten 99 Jahren wurden nur 16.
Der Erste Weltkrieg war gerade drei Monate alt, da nahm Japan den Deutschen ihr "Schutzgebiet" ab. Die deutschen Kaufleute dürften nicht allzu traurig gewesen sein: Profit wurde in Kiautschou nie gemacht. Der "Platz an der Sonne" war in Wahrheit ein Fass ohne Boden. Der Bau der "Musterstadt" Tsingtau hatte Unsummen verschlungen.
Innerhalb weniger Jahre hatten deutsche Ingenieure und Architekten aus einem kleinen Fischerdorf eine Stadt mit 30.000 Einwohnern gemacht, mit einem riesigen Hafen und einer Eisenbahnlinie ins Hinterland.
Noch heute gibt es in der Zwei-Millionen-Stadt Tsingtau viele pompöse wilhelminische Villen und Fachwerkhäuser mit roten Ziegeldächern. Und einen unterirdischen Bunker mit verrosteten Feldbetten, ein Relikt aus den Tagen, da Tsingtau Nebenkriegsschauplatz des Ersten Weltkriegs war.
Autorin: Almut Finck
Redaktion: Ronald Feisel