Stand: 01.04.2012 17:13 Uhr

Als Hamburg über sich hinauswuchs

Hamburg war nicht immer eine Großfamilie. Die heutigen "Familienmitglieder" Altona, Harburg-Wilhelmsburg und Wandsbek sind erst seit dem 1. April 1937 dabei. An dem Tag musste Preußen diese Gebiete an die Hansestadt abtreten. Dies sah das Groß-Hamburg-Gesetz vor, das die Nationalsozialisten einige Wochen zuvor erlassen hatten.

Grenze verlief mitten durch den Hafen

Mit Vollzug des Groß-Hamburg-Gesetzes nach einer zwölfmonatigen Übergangsphase verdoppelte sich die Fläche Hamburgs am 1. April 1938 fast - von 415 auf 745 Quadratkilometer. Die Zahl der Einwohner stieg um knapp 500.000 auf 1,68 Millionen. Die nationalsozialistische Regierung versprach sich von dem Schritt eine Stärkung des Hamburger Hafens - und somit der deutschen Wirtschaft, die schon längst auf den Krieg ausgerichtet war. Denn die Landesgrenze zwischen Preußen und Hamburg, die sich mitten durch das Hafengebiet zog, hatte sich als hinderlich für den Handel erwiesen.

Hamburg gibt auch ab

Luftaufnahme der Insel Neuwerk mit dem alten Leuchtturm © NDR
Neuwerk musste Hamburg gegen die neuen Stadtteile abtreten, seit 1969 gehört die Insel wieder zur Hansestadt.

Allerdings musste Hamburg 1937 auch einige Gebiet an Preußen abtreten - in einer Art Tausch. So gingen Cuxhaven und die Nordseeinsel Neuwerk an die preußische Provinz Hannover - Großhansdorf, Schmalenbeck und Geesthacht an die preußischen Kreise Stormarn und Lauenburg. 1969 ging Neuwerk im Austausch gegen einzelne noch zu Hamburg gehörende Geländestücke in Cuxhaven aus niedersächsischem Besitz wieder zurück an die Hansestadt.

Viele neue Stadtteile unter Hamburger Flagge

Letzten Endes überwog aus Hamburger Sicht der Gebietsgewinn bei Weitem. Aus dem Landkreis Stormarn wurden Bergstedt, Billstedt, Bramfeld, Duvenstedt, Hummelsbüttel, Lemsahl-Mellingstedt, Lohbrügge, Poppenbüttel, Rahlstedt, Sasel, Steilshoop und Wellingsbüttel eingemeindet. Aus dem Landkreis Pinneberg kamen Lokstedt, Niendorf und Schnelsen hinzu und aus dem Landkreis Stade der Stadtteil Cranz.

Bei der Teilung des Landkreises Harburg wurden Altenwerder, Finkenwerder, Fischbek, Francop, Gut Moor, Kirchwerder, Langenbek, Marmstorf, Neuenfelde, Neuland, Rönneburg und Sinstorf der Stadt Hamburg zugeschlagen.

Auf den Spuren der ehemaligen Grenzen

Die früheren Grenzen sind weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden. Mithilfe alter Stadtpläne lassen sich die alten Grenzen aber ablaufen. NDR.de hat sich auf den Weg gemacht.

Weitere Informationen
Eine Mitarbeiterin an der Zollkontrolle am Ernst-August-Kanal © NDR.de Foto: Marc-Oliver Rehrmann

Grenztour zwischen Hamburg und Wilhelmsburg

Seit 1937 gehört Wilhelmsburg zu Hamburg. Kaum jemand weiß heute noch, wo die alte Grenze verlief. Aber etliche Wilhelmsburger fühlen sich bis heute nicht als Hamburger. Bildergalerie

Der Beatles-Platz in Hamburg-St. Pauli. © NDR Foto: Heiko Block

Grenztour zwischen Hamburg und Altona

Altona war früher die zweitgrößte Stadt Dänemarks und Konkurrent Hamburgs. Erst seit 1937 gehört Altona zur Hansestadt. Ein Spaziergang entlang der alten Stadtgrenze. Bildergalerie

Die Galopprennbahn in Hamburg-Horn. © NDR Foto: Heiko Block

Grenztour zwischen Hamburg und Wandsbek

Wandsbek ist mehr als 700 Jahre alt - aber erst seit 1937 gehört die ehemals eigenständige Stadt zu Hamburg. Ein Spaziergang entlang der alten Stadtgrenze. Bildergalerie

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 11.03.2012 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

NS-Zeit

Hamburger Geschichte

Mehr Geschichte

"The Beatles" nach einer Pressekonferenz in der Hamburger Ernst-Merck-Halle zur "Bravo-Beatles-Blitztournee. © ullstein bild Foto:  C.T. Fotostudio

The Beatles: Von Hamburg in die Welt

1960 spielen The Beatles ihr erstes Konzert im Indra auf St. Pauli. Später werden sie Weltstars. Um die Hamburger Jahre dreht sich ein neuer Podcast. mehr

Norddeutsche Geschichte