Von der Synagoge zum Kulturzentrum
Die Alte Synagoge Hagenow ist einmalig in Mecklenburg-Vorpommern. Dieses Ensemble ist darüber hinaus in Norddeutschland ein besonderes - in Hagenow sind eine Synagoge mit Religionsschule und dem Ritualbad Mikwe komplett erhalten.
"Eine neue Rolle für die Stadt"
Seit dem Holocaust leben in Hagenow keine Juden mehr. Dennoch ist die alte Synagoge bereits seit zehn Jahren ein wichtiges Kulturzentrum für die Stadt. Mittlerweile kommen Besucher aus aller Welt: aus Ungarn, Italien, den Niederlanden, aus Russland, den skandinavischen Ländern, aus den USA, aus Israel, aus Brasilien, aus Kanada und aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands natürlich. Die Welt sei in Hagenow zu Hause, fasst Museumsdirektor Henry Gawlick zusammen.
Puddingfabrik sicherte Bestehen
Ursprünglich bestand das Gebäudeensemble aus einem Gemeindehaus mit Religionsschule, einem Ritualbad, einem Wagenschauer und Stall, bis 1828 die Synagoge im Hof erbaut wurde. Noch bis 1907 wurden in der Synagoge regelmäßig Gottesdienste abgehalten, die Inneneinrichtung fiel 1938 der Pogromnacht zum Opfer. Später beherbergte das Haus eine Puddingfabrik. Wenn das Gebäude bis 1990 nicht weiter genutzt worden wäre, stellt Henry Gawlick fest, wäre es nicht mehr da.
2001 hatte die Stadt das verwahrloste Synagogenensemble erworben. Die heutige Vorsitzende des Fördervereins und ehemalige Bürgermeisterin Gisela Schwarz erinnert sich daran, wie das Kulturzentrum entstanden ist. Die Stadtvertreter seien sich seinerzeit einige gewesen, dass nach der Sanierung etwas Weitergehendes passieren muss.
Neues Leben für alte Gemäuer
Heutzutage präsentiert sich die Alte Synagoge als Konzertsaal, Ausstellungsraum und Ort für Lesungen. Beispielsweise sind die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig zu Gast, gerade erst Ende Juli. Mit besonderen Konzerten lockt das Kulturzentrum Alte Synagoge immer wieder neue Gäste an - insgesamt kommen rund 4.000 Besucher jährlich.
Das Vorderhaus informiert in einer Ausstellung über jüdisches Leben in Westmecklenburg. Es trägt den Namen Hanna-Meinungen-Haus, benannt nach dem Mädchen, das als letztes jüdisches Kind in Hagenow zur Welt kam und 1942 in Auschwitz starb. Sie wurde nur zwei Jahre alt.
Ein unübersehbarer Hinweis
Dass vor allem Touristen den Weg in diese mecklenburgische Kleinstadt finden, liegt auch am Hinweisschild an der Autobahn 24, betont Gisela Schwarz. "Das war uns damals sehr wichtig, dass wir unsere Synagoge und unser Synagogenensemble auch in unserem Umfeld, auch in unserer Region darstellen können." Das Schild an der Autorbahn sei nicht zu übersehen. Es bringe Menschen hierher, "die nie daran gedacht hätten einen Schlenker nach Hagenow zu machen".