Trabi & Co.: Schätze deutscher Geschichte
Das Sinnbild für die ehemalige DDR ist der Trabant, auch liebevoll Trabi genannt. In Wittingen, an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, hat sich ein neuer Oldtimer-Club gegründet: Der "Fuhrpark Ost-West", in dem alle Autoliebhaber willkommen sind: egal ob Lada-, Trabi-, Mercedes- oder BMW-Liebhaber. Mitglied im Oldtimer-Club ist auch Nils Bock. Er hat einen hellblauen Trabi aus dem Baujahr 1989. Er selbst ist 1987 geboren.
"Ich mag das ursprüngliche Fahren"
"Neue Autos, die sind mir ein bisschen ein Graus. Ich weiß nicht warum, aber die vielen elektronischen Systeme und das Ganze. Ich denke, dass es das ursprüngliche Fahren ist, was ich so gerne mag. Keine Servolenkung, kein ABS, kein ESP und solche Sachen." Bock ist unterwegs mit anderen Mitgliedern des noch jungen Vereins "Fuhrpark Ost-West". Im Lada hinter ihm: der Vorsitzende Rolf Mahlke. "Der ist viel leiser als der Trabi, ne? Der Lada ist natürlich schon ein gehobeneres und schöneres Auto." Auf die Frage, ob das auch die Trabant-Fans so unterschreiben würden, antwortet der Vorsitzende: "Der Lada ist schon etwas hochwertiger in der Technik, wobei natürlich der Trabant auch fast so hochwertig ist."
Ein Blickfang für die Ehre
Weil Bocks Trabi mit seinem süßen DDR-Reisekoffer auf dem Dach generell die Augen aller, die ihn sehen, anzieht, hat sich Mahlke für seinen russischen Lada auch einen Blickfang überlegt. Er hat sich ein Blaulicht und eine Sirene auf das Dach gebaut: "Das ist jetzt ein zumindest nachempfundenes Einsatzfahrzeug der Polizei der damaligen DDR." Bock hat sich seinem Auto entsprechend angezogen. Auf seiner dunkelblauen Jacke steht in dicken weißen Buchstaben "DDR". "Wenn man in so einer alten DDR-Trainingsjacke im Trabi herumfährt und einen ollen Hut trägt, dann fügt man sich in das Gesamtbild ein, oder?"
Einer für alle, alle für einen
Das Ziel des "Fuhrparks Ost-West" ist es, 25 Jahre nach dem Mauerfall alle Liebhaber alter Karossen, egal, ob Westauto oder Ostauto, in ihren Verein zu bekommen. "Diese Aufteilung, hier Trabi, da Käferclub, die wollen wir einfach überwinden", sagt Mahlke. Dabei sei das gar nicht so einfach, denn es gibt, zumindest gegen Trabis, in der Oldtimer-Szene noch so einige Vorurteile. "Der Trabi ist nicht aus Metall, knattert und stinkt", sagen die Gegner des Trabants. "Aber der Charme ist es doch, der ihn ausmacht", sagt Mahlke. Der Charme erinnere an die alten Zeiten, an die Zeit vor der Einheit. Diesem Charme ist auch der 27-jährige Nils Bock verfallen. Er hat die Zeit des Trabis nicht wirklich erlebt, dafür ist er zu jung. Sein Motiv ist, ein Auto zu fahren aus einem Land, das es nicht mehr gibt. Für den Vorsitzenden Mahlke in seinem Lada ist es mehr. Er wuchs in der DDR auf, ist einer der Botschaftsflüchtlinge, die damals über Prag nach Deutschland kamen. Einer, der aus der DDR in die Freiheit floh. Und jetzt wieder Ost-Autos fährt.