"Alles andere ist ein Extra"
Das Landgestüt Redefin ist weit über die Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns ein Begriff. Die jährlichen Hengstparaden, das Pferdefestival und Veranstaltungsreihen wie die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern tragen jedes Jahr zur Bekanntheit des Gestüts im Landkreis Ludwigslust bei. Die älteste der drei Reithallen, gekrönt von einem klassizistischen Säulenportal, ist in den vergangenen 25 Jahren neu aufgebaut worden.
Mehr als nur historische Kulisse
Der Architekt und Bauforscher Bernd Klinghammer kennt die Geschichte dieses Gebäudes bis ins kleinste Detail: Zwischen 1820 und 1824 wurde der repräsentative Bau von Oberlandbaumeister Karl-Heinrich Wünsch errichtet, der auch das gesamte Gestüt entwarf. Das Säulenportal wird bestimmt von großen Reliefs links und rechts der dorischen Säulen. Links sieht man die Hengste, rechts die Stuten. "Und gekrönt ist dieses klassizistische Portal mit einem mehrstufigen Aufsatz, auf dem als Krone der Schöpfung ein hölzernes Pferd, bronzebeschlagen und mit einem bronzefarbenen Anstrich steht,“ erklärt Klinghammer. Es erinnere an das Brandenburger Tor -"etwas bescheidener, aber nicht weniger auffällig" und "wahrscheinlich nicht weniger bewundert als in Berlin in der Zeit,“ mutmaßt der Bauforscher.
Aber auch diese Bewunderung konnte den späteren Verfall nicht verhindern. In den 1980er Jahren wurde die alte Reithalle abgerissen, nur das Portal konnte gesichert werden. Erst nach der Wende konnte hinter das alte Portal wieder eine neue Reithalle gesetzt werden. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben, den letztlich das Architekturbüro Mikolayczik, Kessler, Kirsten gewann. Realisiert wurde eine zweieinhalb mal breitere Halle, die dennoch die Präsenz des Portals nicht stört.
1998 wurde diese neue Reithalle eröffnet, damit bekam das Landgestüt Redefin ein "neues altes Herzstück" zurück, so die Geschäftsführerin des Gestütes, Antje Kerber. "Das Reithallenportal - ich möchte mal etwas überheblich sagen - ist weltberühmt. Es ist für uns Hauptveranstaltungsort für alle so genannten Indoorveranstaltungen." Dennoch bleibe es im Wesentlichen eine Reithalle, die täglich für die Ausbildung und das Training der Pferde und für Präsentationen der Reit- und Fahrtturniere genutzt werde.
"Alles andere ist ein Extra"
"Alles andere ist ein Extra", sagt Kerber und meint die zahlreichen Kulturveranstaltungen, die auf dem Gut stattfinden. Unterbrochen wird die Arbeit mit den Pferden unter anderem von den Konzerten der Festspiele MV, die Jahr für Jahr viele Tausend Besucher anlocken, mit dem speziellen Pferdeambiente genauso wie mit großen Besetzungen. Die Wiener und die Berliner Philharmoniker waren z. B. hier, wie auch das Deutsche Sinfonieorchester Berlin mit dem Dirigenten Kent Nagano, der mit diesem Konzertort sehr zufrieden ist. Neben einer wunderbaren Akustik sorge die Nähe zwischen Publikum und den Musikern für eine starke Relation.