25 Jahre Landtag Mecklenburg-Vorpommern
Mit dem Tag der Deutschen Einheit feiert auch Mecklenburg-Vorpommern sein 25-jähriges Bestehen. Vom 3. Oktober 1990 an gab es zwar das Bundesland, doch wo die künftige Landesregierung arbeiten sollte, wo das Parlament tagt, sollte erst gut drei Wochen später entschieden werden - nach der ersten Landtagswahl auf der ersten Parlamentssitzung. Rostock oder Schwerin standen zur Wahl. Die ersten 66 freigewählten Abgeordneten trafen sich zunächst in Schwerin. Und so wurde aus einem Märchenschloss der Sitz des Landtags.
Der Landtagssitz sucht seinesgleichen
Seit einem Vierteljahrhundert wirbt Mecklenburg-Vorpommern mit dem schönsten Landtagssitz Deutschlands und beruft sich dabei auf Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Der schwärmte bei seinem Besuch im Dezember 1990: "Ich freue mich, in diesem Landtag die erste Gelegenheit zu haben, mich mit Ihnen auszutauschen und Sie zunächst zu diesem Landtagssitz zu beglückwünschen, der ganz ohne Zweifel nicht seinesgleichen in ganz Deutschland hat."
Schloss schlägt Bezirksparteischule
Ungefähr vier Monate zuvor, im Sommer, gab es noch keine endgültige Entscheidung über die künftige Landeshauptstadt, beriet der Aufbaustab in Schwerin darüber, wo ein Parlament überhaupt einziehen kann: "Es gab auch eine Idee: die Bezirksparteischule auf dem Dreesch, weil die Räumlichkeiten ziemlich gut geeignet schienen. Dann kam aber die gemeinsame Erkenntnis, dass wir mit einer ehemaligen Bezirksparteischule in einem Neubaugebiet als zukünftigem Landtagssitz nicht agieren könnten." In einer kleinen Runde entschied der Aufbaustab, dass nur das Schloss für den Landtagssitz infrage kommen würde, wenn die Wahl auf Schwerin fallen sollte.
Zum Bleiben verführt
Irmela Grempler gehörte im Sommer 1990 zum Aufbaustab und kümmerte sich mit darum, das Schloss für einen möglichen Parlamentssitz vorzubereiten. Nachdem sich die noch bestehenden DDR-Kreise im Norden zunächst für Schwerin ausgesprochen hatten, musste zügig ein provisorischer Landtag eingerichtet werden: "Wenn ich mich richtig erinnere, waren zum Anfang insgesamt 53 Räume da. Der Plenarsaal war da, es gab das zukünftige Präsidentenbüro mit Vorzimmer, das zukünftige Direktorbüro mit Vorzimmer und zwei Beratungsräume." Und die Abgeordneten, so Irmela Grempler, benötigten natürlich auch Räume: "Der Aufbaustab hatte ein klares Ziel: Die Abgeordneten sollten sich einen Tag vor der konstituierenden Sitzung alle schon an ihren Schreibtisch setzen können, aus dem Fenster gucken und sagen: Hier will ich nicht mehr weg!" Und die große Mehrheit wollte tatsächlich nicht mehr weg.
Gut auf die Zukunft vorbereitet
Landtagspräsident Rainer Prachtl, ein Neubrandenburger, verlas am 27. Oktober 1990 die Entscheidung: Für Schwerin waren 40 Stimmen abgegeben worden. Bei einer Enthaltung erhielt Rostock nur 25 Stimmen. Damit hatte der Landtag entschieden, dass Schwerin die Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern werden sollte. Das Schloss wurde zum Landtagssitz und gleichzeitig zur Baustelle. Seitdem wurden 120 Millionen Euro in den Umbau investiert. "Die Baumaßnahmen, die in den vergangenen 25 Jahren hier stattgefunden haben, wurden investiert, um diesen Gebäude zukunftsfest zu machen. Der Grund, auf dem das Schloss stand, wurde befestigt, die Dächer wurden erneuert, Fassaden, die jahrzehntelang nicht mehr gepflegt worden waren, wurden instandgesetzt. 2015 sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir allmählich in Nutzung investieren können", so Landtagsdirektor Armin Tebben.
Das hieße eben auch, dass der provisorische Landtag, in dem immer noch die allerersten Stühle und Tische stehen, nach mehr als einem Vierteljahrhundert zu einem modernen Plenarsaal umgebaut werden müsse - im ehemaligen Goldenen Saal des Schlosses. "Wir gehen im Moment weiterhin davon aus, dass wir die ersten Sitzungen nach der Landtagswahl 2016 auslagern müssen und dass wir dann im Januar 2017 die erste reguläre Sitzung im neuen Plenarsaal durchführen können", sagt der Landtagsdirektor.
Von der Bundesgartenschau bis zur Euro-Münze
Ob Zentrum einer Bundesgartenschau, Namensgeber für sommerliches Opernvergnügen, Mittelpunkt politischer Debatten, geprägt auf eine 2-Euro-Münze oder Bewerber für einen Welterbetitel - das Schweriner Schloss und der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern bilden seit 25 Jahren eine untrennbare Einheit.