Osnabrücks Trainer Koschinat: Mal Antreiber, mal Haltgeber
Die Aufgabe für Uwe Koschinat ist enorm herausfordernd. Der 52-Jährige soll den derzeit abgeschlagenen Tabellenletzten VfL Osnabrück vor dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga bewahren. Dabei versprüht der neue VfL-Coach viel Zuversicht.
Gut sieht das natürlich nicht aus: Nur neun Punkte nach der Hinrunde in der 2. Liga, eine bezeichnende Tordifferenz von minus 23, fünf Zähler Rückstand auf den Vorletzten Eintracht Braunschweig, satte acht auf Hansa Rostock und dem Relegationsrang und neun Punkte gar auf den 1. FC Kaiserslautern und damit auf einen Nichtabstiegsrang. Solche Zahlen können den Glauben ans Erreichen des Zieles Klassenerhalt schon schwinden lassen.
"Ich sehe deutlich mehr die Chancen als das Risiko." VfL-Trainer Uwe Koschinat
Nicht so bei Uwe Koschinat, dem neuen Chefcoach der Lila-Weißen, unter dem es durch zwei Remis (gegen den FC St. Pauli und bei Hertha BSC) in den vergangenen beiden Partien zuletzt einen leichten Aufschwung gab. "Ich sehe deutlich mehr die Chancen als das Risiko", sagte der 52-Jährige dem NDR. Das habe er vor gut drei Wochen auch der Club-Führung des VfL vermittelt, als diese einen Nachfolger für den beurlaubten Tobias Schweinsteiger suchte.
"Ich bin mit dem festen Ziel in die Gespräche gegangen, das auch unbedingt zu wollen. Und ich glaube, das habe ich von der ersten Sekunde an auch ausgestrahlt", sagte Koschinat.
Hinweise auf Vertrag bis Saisonende
Eine Vertragslaufzeit nannte der Club nicht, als der gebürtige Koblenzer Ende November als neuer Cheftrainer vorgestellt wurde. Koschinat gab im Sportclub aber Hinweise darauf, dass es sich womöglich um einen Kontrakt bis zum Saisonende handelt, der sich aber im Erfolgsfall verlängert.
"Mein Fokus lag in den Gesprächen komplett auf der Zeit bis zum Ende dieser Saison und auf der Erfüllung dieser Mission. Darüber hinaus haben wir uns in keine Richtung verständigt", sagte der gelernte Bankkaufmann. "So soll es bei mir auch bleiben, dass ich tatsächlich nur an dieses Ziel ernsthaft glauben kann - ohne Hintertürchen."
"Er ist einfach klar in seinen Aussagen." VfL-Verteidiger Maxwell Gyamfi
Sein Debüt als VfL-Coach ging mit einer 0:4-Klatsche bei Schalke 04 zwar gründlich daneben, doch im Team herrscht Zuversicht, dass es unter Koschinat aufwärts geht. "Er ist einfach klar in seinen Aussagen. Jeder weiß, was er zu tun hat. Wir brauchen die klare Kommunikation, weil uns das einfach gefehlt hat und wir auch viele introvertierte Spieler in der Mannschaft haben", sagte Abwehrspieler Maxwell Gyamfi.
Koschinat zurück zu seinen Trainer-Anfängen
Die missratene Partie gegen Schalke wurde für Koschinat zur Erkenntnis, dass "wir einen völlig neuen Ansatz brauchen - auch ich vielleicht als Trainer."
Gesagt, getan, und so nahm der Coach bei der Ausführung seiner Arbeit einen Zeitensprung vor - zurück um etwa zwölf Jahre. Koschinat: "Mir war klar, dass ich mich so geben sollte wie ich am Anfang war, also sehr emotional, sehr antreibend." Bei Fortuna Köln hatte er damit Erfolg, den Verein führte er in der Saison 2013/2014 in die Dritte Liga.
"Ich möchte der Anker sein"
In Osnabrück versteht er sich auch als Stütze für seine Spieler. "Wir sind keine Mannschaft, die über ganz viel Zweitliga-Erfahrung verfügt. Gerade in einer schwierigen Situation suchst du nach Halt, nach einem Anker - der möchte ich logischerweise sein."
Deshalb sei auch die Ausrichtung verändert worden. Koschinat: "Jeder hat jetzt auf dem Spielfeld klare Aufträge, an denen er sich orientieren kann. Ich habe die Erfahrung, dass das in schwierigen Situationen hilft. Aber das kann nur der Anfang sein, wir müssen auch spielerisch draufpacken."
Und daran werde intensiv gearbeitet, so der Schweinsteiger-Nachfolger. In dieser Woche bis Freitag, und dann wieder vom 2. Januar an. Damit in der Tabelle der Rückstand schmilzt und im Sommer ein Jahr nach dem Aufstieg an der Bremer Brücke die nächste große Party steigen kann - anlässlich eines lange nicht für möglich gehaltenen Klassenerhaltes.