Osnabrück kämpft bis zum Umfallen: FC St. Pauli lässt Punkte liegen
Der FC St. Pauli hat am Samstagabend ausgerechnet beim Tabellenletzten VfL Osnabrück einen Dämpfer im Kampf um den Aufstieg hinnehmen müssen: Der Spitzenreiter kam an der Bremer Brücke nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus.
Dabei schien es zunächst eine ganz klare Sache zu werden. St. Paulis Kapitän Jackson Irvine hatte schon in der sechsten Minute per Kopf das 1:0 erzielt. Aber die Gäste verpassten einige gute Chancen, um die Führung auszubauen. Und angetrieben vom Osnabrücker Publikum kämpften die Lila-Weißen nach der Pause unermüdlich gegen die drohende Niederlage an. Charalambos Makridis belohnte schließlich die Niedersachsen mit dem 1:1, das am Ende nicht mal unverdient war. Daran änderte auch die Gelb-Rote Karte für Osnabrücks Niklas Wiemann in der Nachspielzeit nichts mehr.
"Osnabrück ist 'All in' gegangen. Wir haben es nicht geschafft dagegenzuhalten." St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler
"Wir haben es nicht geschafft, zu null zu spielen. Wir haben es nicht geschafft, das zweite Tor zu machen. Dementsprechend müssen wir mit dem Punkt leben und uns das ankreiden", ärgerte sich St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler.
St. Pauli nutzt HSV-Patzer nur teilweise
Für das Schlusslicht war es der erste Punktgewinn unter dem neuen Trainer Uwe Koschinat. "Wir haben heute einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Wir sind froh, gegen die stärkste Mannschaft der Liga einen Punkt geholt zu haben", freute sich Torhüter Philipp Kühn, der in seinem ersten Saisonspiel ein Sonderlob des Trainers bekam.
"Wir sind an einem höheren Rückstand vorbeigeschrammt", sagte Koschinat. "Aber wir haben dem Spiel dann die richtige Richtung gegeben. Am Ende ist die Mannschaft für diesen Mut und ihren Einsatzwillen belohnt worden." Der Gegner erkannte die Leistung an. "Ich glaube, es ist am Ende ein faires Resultat. Osnabrück ist mit einer ganz anderen Intensität aus der Pause gekommen und wir sind damit nicht zurechtgekommen", sagte Irvine.
In der Tabelle sieht es für den VfL mit trotzdem noch acht Zählern Rückstand auf den Relegationsrang jedoch weiter düster aus. St. Pauli nutzte den Patzer von Konkurrent HSV (1:2 gegen Paderborn) vom Nachmittag nur teilweise. Und Holstein Kiel könnte mit einem Sieg im Topspiel bei Fortuna Düsseldorf punktemäßig gleichziehen.
St. Pauli setzt früh ein Ausrufezeichen
St. Pauli war in Osnabrück mit der ersten richtigen Chance in Führung gegangen, und die Osnabrücker hatten es ihnen (zu) einfach gemacht: Ecke Marcel Hartel, Kopfball Irvine - 1:0. Der VfL hätte gern ein Offensivfoul gepfiffen bekommen, das robuste Einsteigen des Australiers wurde aber nicht zurückgepfiffen. Nicht ganz auflösen ließ sich allerdings, ob es beim Schuss von Irvine zuvor überhaupt hätte eine Ecke geben dürfen.
Die Lila-Weißen auf dem Feld brauchten genauso wie ihre Fans auf den Tribünen ein bisschen, um den Treffer zu verarbeiten. Die Gäste waren klar spielbestimmend, liefen mehr und gewannen deutlich mehr Zweikämpfe.
St. Pauli legt nicht nach
Johannes Eggestein hatte einige Zeit später gleich zwei gute Chancen, auf 2:0 zu erhöhen. Der Mittelstürmer verfehlte aber erst knapp per Kopf (26.), dann wurde sein Schuss gerade noch geblockt (27.). Auch Elias Saad traf nicht mehr als das Außennetz (48.). Sechs Minuten später strich ein Irvine-Kopfball über das Tor der Hausherren. Die Richtung des Spiels hatte sich verändert, aber auch nur, weil zur Pause die Seiten gewechselt worden waren. In der 67. Minute hatte Oladapo Afolayan eine weitere gute Chance, scheiterte aber genauso wie Hartel (76.) an Torwart Kühn.
Makridis schockt den Tabellenführer
Zunächst blieb es deshalb lediglich vom Spielstand her spannend. Doch je länger es aus ihrer Sicht nur 0:1 stand, desto mehr glaubten die Osnabrücker an ihre Chance. Und Koschinat hatte mit der Einwechslung von Christian Conteh die richtige Idee. Der Ex-St.-Paulianer gilt als schnellster Spieler der Liga und sorgte das eine oder andere Mal für Aufregung in der Gästeabwehr.
Und in der Schlussphase kam der VfL dann auch zu guten Möglichkeiten. Michael Cuisance scheiterte mit der bis dahin besten Chance noch an Vasilj (78.). Vier Minuten später stand es dann wirklich 1:1. Conteh legte vor dem Tor quer und der ebenfalls eingewechselte Makridis schoss unhaltbar für St. Paulis Schlussmann ein (82.).
Am Ende hätte auf beiden Seiten noch ein Tor fallen können. Dichter dran am 2:1 war allerdings St. Pauli. Aber Wiemann hielt Maurides zunächst mit einem Foul, für das er vom Platz musste, vom möglicherweise entscheidenden Torschuss ab. Dann rettete Kühn beim fälligen Freistoß bärenstark mit einer Glanzparade das 1:1, als er Hartels Schuss aus 18 Metern noch über die Latte lenkte (90.+5).