Pleite auf Schalke - VfL Osnabrück enttäuscht bei Koschinat-Debüt
Fußball-Zweitligist VfL Osnabrück hat beim Debüt seines neuen Trainers Uwe Koschinat eine weitere sportliche Bankrotterklärung abgeliefert. Das Kellerduell beim kriselnden Bundesliga-Absteiger FC Schalke 04 verlor das Tabellenschlusslicht am Freitagabend sang- und klanglos mit 0:4 (0:1).
Die Niedersachsen müssen damit weiter auf ihren zweiten Saisonsieg warten. Und sollte Koschinat, der Anfang der Woche als Nachfolger von Tobias Schweinsteiger verpflichtet wurde, nicht rasch das Geheimnis des Misserfolges ergründen, dann dürfte der Rückstand der "Lila-Weißen" auf die Nichtabstiegsplätze wohl schon zum Jahreswechsel sehr, sehr groß sein. Dabei ist es eigentlich gar kein Geheimnis, warum die Präsenz des Aufsteigers im Bundesliga-Unterhaus nach den bisherigen Eindrücken wohl nur eine Saison lang anhalten wird: Dieser VfL Osnabrück ist schlichtweg zu schwach für die Zweite Liga.
Die formverbesserten Schalker hatten jedenfalls wenig Mühe, durch Treffer von Marcin Kaminski (21.), Paul Seguin (49.) und Simon Terodde (63., Foulelfmeter) sowie einem Eigentor von Florian Kleinhansl (70.) zum fünften Saisonsieg zu kommen. Dadurch verdrängten die "Königsblauen" den punktgleichen FC Hansa Rostock (spielt am Sonntag beim Karlsruher SC) vom 15. Tabellenplatz.
Koschinat: "So auf Strecke nicht konkurrenzfähig"
"Wir sind natürlich mit einer ganz anderen Erwartungshaltung in dieses Spiel gegangen. Wenn ich der ganzen Geschichte etwas Positives abgewinnen kann, dann ist es eindeutig die Tatsache, dass dieses Spiel uns heute gezeigt hat, dass wir so auf Strecke nicht konkurrenzfähig sind. Wir müssen sehr, sehr viel verändern", resümierte Koschinat. Er bescheinigte seiner Mannschaft einen "wirklich guten Charakter". Aber: "Wir müssen die Dinge jetzt schonungslos ansprechen."
Osnabrück verschanzt sich in eigener Hälfte
Nachdenklich und mit ernster Miene schritt Koschinat nach dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Tom Bauer in den Bauch des Gelsenkirchener Fußball-Tempels. Seine neue Mannschaft hatte im ersten Abschnitt eine ganz schwache Leistung gegen den Bundesliga-Absteiger gezeigt. In der Vorwärtsbewegung war bei den Niedersachsen nahezu alles Stückwerk geblieben. Die Abwehr stand zwar mit wenigen Ausnahmen einigermaßen sicher. Das gründete jedoch auch auf dem Umstand, dass der VfL sich überwiegend in der eigenen Hälfte verschanzte.
Zur Pause schlug für Schalke eine Ballbesitzquote von 63 Prozent zu Buche. Wohlgemerkt für das Schalke, das in dieser Saison bis dato nun wirklich noch nicht die Sterne vom Himmel gespielt hat. Gegen destruktive Osnabrücker aber durften die "Knappen" kombinieren. Weil sie jedoch viel Breite, aber wenig Tiefe in ihrem Spiel hatten, kreierten die Hausherren nur wenige Torchancen.
Kaminski lässt die "Knappen" jubeln
Eine davon vergab Terodde in der fünften Minute, als der Kapitän nach einem verlängerten Einwurf aus wenigen Metern frei zum Abschluss kam, jedoch verzog. Hatten die Gäste in dieser Szene noch sehr großes Glück, nicht in Rückstand geraten zu sein, trugen sie bald darauf große Mitschuld daran, dass der Ball in ihrem Tor lag. Nach einem Eckstoß von Seguin gingen John Verhoek, Niklas Wiemann und Keeper Lennart Grill nur halbherzig ins Duell mit Kaminski, der per Kopf zum 1:0 traf. Als "total dämmlich" titulierte Koschinat den Treffer.
Mit ein wenig mehr Entschlossenheit und besserer Kommunikation hätte Gegentor Nummer 34 in dieser Serie gewiss verhindert werden können. Doch dem VfL mangelt es eben nicht nur an fußballerischer Qualität, sondern auch an Selbstvertrauen. Nur gut für die verunsicherten Norddeutschen, dass an diesem Abend auch der Kontrahent zunächst nicht mit der breitesten Brust auflief.
Seguin erhöht auf 2:0 für Schalke
Dass der Kader der "Königsblauen" dann aber doch ein bisschen mehr hergibt als bis zu diesem Spieltag Relegationsplatz 16, ist in Fan- und Fachkreisen eigentlich ziemlich unbestritten. Immerhin stehen bei den Gelsenkirchenern viele Akteure mit Bundesliga-Erfahrung unter Vertrag. Beispielsweise Seguin, der im vergangenen Sommer von Union Berlin in den "Pott" wechselte und im zwölften Saisonspiel nun sein erstes Tor erzielte.
Nach einem Spielzug über wenige Stationen war der gebürtige Magdeburger mit einem strammen Rechtsschuss erfolgreich. Die Verteidigungsleistung des VfL genügte auch in dieser Szene wie bereits beim Zustandekommen des 0:1 keinen Zweitliga-Ansprüchen.
VfL ohne Chance auf einen Punktgewinn
Eine Osnabrücker Reaktion auf den zweiten Gegentreffer blieb aus. Das Koschinat-Team war nicht imstande, Ruhe in sein Spiel zu bringen - geschweige denn, Schalke unter Druck zu setzen. Und weil die Offensiv-Abteilung nur sporadisch für Entlastung sorgen konnte, wurden die vielbeschäftigten Defensiv-Akteure mit fortlaufender Spielzeit verständlicherweise zunehmend müder. Das Resultat waren weitere Gegentreffer. Zunächst erhöhte Terodde per Strafstoß auf 3:0 - Wiemann hatte Schalkes Kapitän zuvor gefoult -, dann überwand Kleinhansl seinen eigenen Keeper Grill zum Endstand.
Zwischendurch hatten die Gäste ihre beste Chance vergeben, als Verhoek versuchte, eine Hereingabe von Florian Kleinhansl per Hacke zu verwerten (68.). Es wäre ein Traumtor gewesen - und eines, das so gar nicht zu diesem Albtraum-Abend für den VfL gepasst hätte...