"One Love": Ittrich findet FIFA-Vorgehen "traurig und unfassbar"
Der Hamburger Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich hat sich in der Debatte um das Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde bei der Weltmeisterschaft in Katar deutlich gegen den Fußball-Weltverband FIFA positioniert.
"Ich suche nach der Regelgrundlage für die Entscheidung seitens der FIFA, das Tragen der OL Binde mit Gelb zu sanktionieren… Ich finde sie nicht", schrieb der 43-Jährige am Montag auf Twitter. "Alle werden instrumentalisiert. Traurig und unfassbar! Auch hier nur indirekt ohne Grundlage für Gelb, oje!"
Merk: "Historische Chance verpasst"
Für den früheren WM-Schiedsrichter Markus Merk haben der Deutsche Fußball-Bund und andere Verbände eine Riesenchance vergeben, indem sie auf die "One Love"-Kapitänsbinde verzichten. Sie hätten "das autoritäre Selbstverständnis" des Weltverbandes FIFA aufweichen können, sagte Merk.
"Es handelt sich um eine Machtdemonstration der FIFA" DFB-Präsident Bernd Neuendorf
Der "gewünschte Glanz des Turniers wäre bei solidarischem Handeln der großen und für eine WM so wichtigen Verbände weiter verblasst", erklärte der 60-Jährige: "Auch wenn ich für den Sport im Vordergrund bin: Es wurde (wieder) eine historische Chance verpasst."
FIFA drohte mit Gelben Karten
Die FIFA hat das Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde mit den von allen Teilnehmern anerkannten WM-Regularien begründet. Zuvor hatten die Verbände aus Deutschland, Dänemark, England, Wales, Belgien, der Schweiz und den Niederlanden mitgeteilt, ihre Kapitäne nicht wie geplant mit der "One Love"-Binde auflaufen zu lassen. Begründet wurde dies mit der Drohung der FIFA, die betreffenden Spieler würden eine Gelbe Karte erhalten. Geldstrafen, wie normalerweise bei solchen Vergehen üblich, hätte man in Kauf genommen.
Die Fifa will den Spielführern der Teams Armbinden bereitstellen, die an jedem Spieltag eine andere Antidiskriminierungs-Botschaft verbreiten sollen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf wies den Vorwurf zurück, dass sein Verband "eingeknickt" sei: "Wir wollen nicht, dass der Konflikt, den wir zweifellos haben, auf den Rücken der Spieler ausgetragen wird. Wir stehen aber zu unseren Werten und werden die auch weiter während des Turniers vertreten."