HSV fertigt Greuther Fürth ab - Wird Polzin jetzt Cheftrainer?
Dem HSV ist in der 2. Fußball-Bundesliga nach einer holprigen Hinrunde ein versöhnlicher Jahresausklang gelungen. Die Hamburger besiegten Greuther Fürth am Sonnabend klar mit 5:0 (3:0). Mit dem phasenweise begeisternden Spiel lieferte das Team weitere Argumente dafür, dass Merlin Polzin vom Interims- zum Cheftrainer aufsteigt. Die Entscheidung soll in den "kommenden ein, zwei Tagen" fallen.
Nach dem Erfolg gegen Fürth hat der HSV unter Polzin in vier Partien acht Punkte gesammelt. Neben den überzeugenden Siegen über die Franken und beim Karlsruher SC (3:1) schlagen auch ein durchwachsenes Heimspiel gegen Darmstadt (2:2) sowie ein enttäuschendes 1:1 bei Aufsteiger Ulm zu Buche.
"Wir haben in den vier Spielen versucht, die Jungs an ihre Stärken zu erinnern", sagte der 34-Jährige nach dem Spiel zu seiner bisherigen Arbeit. "Uns war wichtig, dass wir als Team zusammenstehen, jeder aber auch um die Stärken seines Nebenmanns weiß. Das haben wir mal besser und mal schlechter gezeigt, aber jeder weiß, wo es hingeht."
"Also ich kann ganz ehrlich sagen, von meiner Seite aus, von der Mannschaft aus, wollen wir mit Merlin weitermachen." Doppel-Torschütze Davie Selke
Darf Polzin den "Angriff ab Januar" als HSV-Trainer anführen?
Wie es für ihn persönlich weitergeht, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Vor der Partie gegen die Franken, in der Dennis Hadzikadunic (1.), Davie Selke (11., 59.), Adam Karabec (13.) sowie der eingewechselte Youngster Otto Stange (76.) mit seinem ersten Profi-Tor trafen, hatte Polzin alle Fragen nach seiner Zukunft abgewehrt. Sportvorstand Stefan Kuntz und er würden sich nach der Begegnung zusammensetzen, hatte der gebürtige Hamburger, jahrelang als Fan in der Kurve, gebetsmühlenartig betont.
Mit dem souveränen, in Teilen mitreißenden Erfolg am Sonnabend sammelte der 34-Jährige auf jeden Fall weitere Argumente für eine dauerhafte Anstellung als Cheftrainer - und dafür, den von ihm für das enge Zweitliga-Aufstiegsrennen ausgerufenen "Angriff ab Januar" selbst anführen zu dürfen.
Costa zur Trainerfrage: "Nicht von Emotionen treiben lassen"
"Heute hat man gesehen, wozu die Mannschaft fähig ist. Leider haben wir diese Leistung in der Hinrunde nicht konstant gebracht", sagte HSV-Sportdirektor Claus Costa. Mit Blick auf die anstehende Entscheidung in der Trainerfrage erklärte er, man wolle "sich nicht von Emotionen treiben lassen".
Für Polzin spräche, "dass er die Mannschaft und den Verein sehr gut kennt und eine enge Bindung zu den Jungs hat", so Costa. Er kündigte eine Entscheidung für "die kommenden ein, zwei Tage" an, da "alle Klarheit haben wollen, auch wir". Denn unabhängig davon, wer an der Seitenlinie der "Rothosen" steht: Nach einer kurzen Pause und Winter-Vorbereitung geht es bereits am 18. Januar mit dem Top-Spiel gegen Bundesliga-Absteiger Köln (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) weiter.
HSV-Feuerwerk zu Beginn
Polzin hatte angekündigt, man wolle das Volksparkstadion "anzünden". Und das gelang nach einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg eindrucksvoll: Keine Minute war gespielt, da köpfte Hadzikadunic eine Ecke von Miro Muheim ein. Obwohl in der Rückwärtsbewegung, brachte der Bosnier genug Druck hinter den Ball, der von der Unterkante der Latte ins Tor prallte.
Der HSV blieb dran und erhöhte binnen zwei Minuten auf 3:0: Erst köpfte Selke eine maßgeschneiderte Flanke von Jean-Luc Dompé von der linken Seite vor Fürths Torhüter Moritz Schulze ein (11.), dann sammelte Muheim seinen zweiten Assist des Tages. Der Schweizer bediente Karabec mit einem feinen Pass auf der linken Seite und der Tscheche vollstreckte mit links flach ins lange Eck, nachdem er den ehemaligen Hamburger Gideon Jung ausgetanzt hatte (13.).
Polzin-Team kontrolliert die Partie
Zur Wahrheit dieser fulminanten Anfangsphase der Hamburger gehörte aber auch, dass sie in der achten Minute nur knapp am zu diesem Zeitpunkt möglichen Ausgleich vorbeigeschrammt waren: Fürths Stürmer Noel Futkeu lief alleine auf Torhüter Daniel Heuer Fernandes zu, wurde im letzten Moment aber von Rechtsverteidiger William Mikelbrencis entscheidend gestört.
So konnte es das Polzin-Team mit der Drei-Tore-Führung im Rücken in der Folge deutlich ruhiger angehen lassen und kontrollierte die Partie nach Belieben.
Selke erhöht nach Mikelbrencis-Vorlage
Wie schon zu Beginn der Begegnung starteten die Hamburger auch in den zweiten Durchgang mit viel Tempo - und kamen umgehend wieder zu Torchancen. Emir Sahiti (46.), Immanuel Pherai (48.) und Dompé (49.) verpassten aber zunächst noch das mögliche vierte Tor.
Das gelang schließlich Selke nach schöner Vorlage von Mikelbrencis. Der Franzose wurde auf der rechten Seite freigespielt, lief bis kurz vor die Grundlinie und bediente den Mittelstürmer mit einem Querpass. Selke brauchte nur noch einzuschieben (59.).
Heuer Fernandes spektakulär, Stange mit Premierentreffer
Es passte zum Spiel, dass das Team wenig später auch zwei kuriose Szenen unbeschadet überstand: Erst "rettete" Heuer Fernandes, als er einen Kopfball von Niko Gießelmann aus drei Metern per Kopf klärte (63.), dann hielt er gegen Roberto Massimo. Dompé hatte den eingewechselten Gäste-Stürmer mit einem vollkommen missglückten Klärungsversuch per Fallrückzieher bedient (66.).
Als sich dann auch noch Stange zwei Minuten nach seiner Einwechslung zehn Meter vor dem Tor den Ball schnappte, einen Gegenspieler umkurvte und aus spitzem Winkel traf (76.), war der Nachmittag aus Sicht des HSV perfekt. Was der für Polzin wert ist, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.