FC St. Pauli: Göttlich übt scharfe Kritik an Pyro-Aktionen der Fans
Fußball-Bundesligist FC St. Pauli hat den massiven-Pyro-Einsatz während der Partie gegen Werder Bremen kritisiert - nicht nur wegen der zu erwartenden hohen Geldstrafe. Die Aktionen seien zudem kontraproduktiv in der Legalisierungs-Debatte, so Präsident Oke Göttlich.
"Wir können immer mehr Kontrollen einführen, was aber keinen Erfolg garantiert - und wir wollen eigentlich auf die Mitverantwortung von allen Fans vertrauen. Leider sind solche Aktionen für unseren Ansatz für Fankultur und einer Versachlichung der Pyrodebatte mit den Verbänden doppelt schädlich: Sie zerstören Vertrauen und sie befeuern eine gesellschaftliche Atmosphäre, in der auf Repression und Strafen gesetzt wird", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme von Club-Präsident Oke Göttlich.
Bornemann: "Für alle schlecht"
In beiden Fanlagern war vor Spielbeginn und kurz nach Anpfiff der zweiten Hälfte viel Feuerwerk gezündet worden. Schiedsrichter Robert Hartmann schickte beide Mannschaften für fast zehn Minuten in die Katakomben des Millerntorstadions.
"Nein, das ist kein Spaß", erklärte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann unmittelbar nach dem Spiel. Er sei nicht "der ganz große Gegner von Bengalos" oder ein Fan von Verboten oder noch höheren Strafen, "aber man muss natürlich auch ehrlich sagen, in der Situation ist es für alle schlecht. Das Spiel ist unterbrochen und die Jungs sind aus dem Rhythmus raus".
"Wir wollen in den Sport investieren, in die Infrastruktur des Vereins, in neue Projekte! Stattdessen lösen sich jährlich hunderttausende Euro in Luft auf." St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich
Trainer Alexander Blessin hatte vor allem "ein bisschen Feingefühl in dem Moment" erwartet. "Ich finde es ja schon auch geil für die Atmosphäre", trotzdem müsse er aufpassen, was er sage. "Das kann schon was Schönes sein, aber in dem Moment ist es einfach jetzt zur Winterzeit, mit dem Wind und der Verletzungsgefahr und gerade, wenn wir ein Rückstand aufholen müssen und alles versuchen, einfach suboptimal."
St. Pauli droht hohe Geldstrafe vom DFB
Präsident Göttlich schmerzt zudem die drohende Geldstrafe seitens des DFB, die vor allem durch die minutenlange Unterbrechung hoch ausfallen dürfte: "Wir mussten bereits massive Strafen zahlen, was uns als mitgliedergeführter Verein, der sich nicht an Investoren verkauft und viel Raum für Mitbestimmung auch der Fans bietet, sehr schmerzt." Man wolle in den Sport investieren, in die Infrastruktur des Vereins, in neue Projekte, "stattdessen lösen sich jährlich hunderttausende Euro in Luft auf".
Göttlich: "Weder nachvollziehbar noch hinnehmbar"
Dass die Partie gleich zweifach gestört wurde, sei "für uns weder nachvollziehbar noch hinnehmbar", so Göttlich weiter. Spätestens nach der ersten Aktion vor Anpfiff des Spiels hätte allen Beteiligten klar sein müssen, wie massiv die Auswirkungen an diesem Abend seien. "Zudem ist ein so massives unkontrolliertes Abbrennen von diversen Fackeln und pyrotechnischen Gegenständen wie zu Beginn der zweiten Halbzeit ein Sicherheits- und Gesundheitsrisiko."