Nach Aus für Trainer Schultz: Es rumort beim FC St. Pauli

Stand: 09.12.2022 16:11 Uhr

Beim FC St. Pauli brodelt es nach der Beurlaubung von Trainer Timo Schultz. Viele Fans machen ihrem Unmut Luft. Am Freitag war Trainingsauftakt - geleitet vom bisherigen Assistenten Fabian Hürzeler.

von Sebastian Ragoß

Während die Spieler der meisten Zweitliga-Clubs noch Urlaub haben oder von der Öffentlichkeit fast unbemerkt trainieren, ist der FC St. Pauli in Aufruhr. Die für viele Fans überraschende und unverständliche Trennung von Coach Timo Schultz sorgt für Diskussionen - und für laute Kritik an Sportchef Andreas Bornemann.

Beim Trainingsbeginn nach einer längeren Pause war Schultz am Freitag allgegenwärtig, auch wenn er natürlich nicht auf dem Platz stand. Hürzeler leitete die Einheit.

"Schulle muss bleiben": 9.000 schließen sich der Petition an

Doch für Trainingsformen interessierte sich außer den Spielern niemand. Unter den Fans gibt es kaum jemanden, der die Trennung von Schultz gutheißt. In einer Online-Petition ("Schulle muss bleiben") haben sich knapp 9.000 Personen für den geschassten Coach ausgesprochen.

"Die Enttäuschung und Wut waren sehr, sehr groß", sagte Stefan Kasper-Behrs, Initiator der Petition, im NDR Interview: "Man musste etwas machen, weil alle genervt und sauer sind." Zweifel an Schultz' Arbeit gebe es bei den Fans kaum, dafür aber eine klare Position zum Sportchef: "Das Gros ist der Meinung, dass Bornemann gehen muss."

Mitgliederversammlung könnte turbulent werden 

Die Mitgliederversammlung am 17. Dezember dürfte emotional werden. Oder wie Kasper-Behrs es ausdrückt: "Spätestens am 17. wird es ziemlich laut werden."

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Es rumort beim FC St. Pauli - und das nicht nur aufgrund der Trennung von Schultz. Gerüchte über atmosphärische Verstimmungen innerhalb der Geschäftsstelle und den Gremien gibt es seit Monaten. Auch Bornemanns Verhalten beim Abschied einiger Spieler im Sommer sorgte für Unmut bei mehreren betroffenen Akteuren und vielen Fans.

St. Pauli macht zu wenig aus seinen Möglichkeiten

Und wenn sich Präsident Oke Göttlich und Bornemann auf das Leistungsprinzip im Profi-Sport berufen, um Schultz' Entlassung zu begründen, so muss die gleiche Frage auch an sie gestellt werden. Welche entscheidenden Fortschritte hat der FC St. Pauli in den vergangenen Jahren gemacht?

In den vergangenen fünf Jahren hat der Club im Schnitt 47 Zähler pro Saison geholt und Platz zehn belegt. Das ist biederes Mittelmaß und weit unter den Möglichkeiten der Hamburger im Vergleich zur Zweitliga-Konkurrenz.

Was in noch viel stärkerem Maße auf den HSV zutrifft, hat nämlich auch für St. Pauli Gültigkeit: Wenn Mannschaften wie Fürth, Paderborn, Heidenheim, Darmstadt und Co. regelmäßig um den Aufstieg mitspielen oder diesen sogar schaffen, dann muss dies angesichts der finanziellen und strukturellen Möglichkeiten auch für die Kiezkicker machbar sein.

Hürzeler hat Ambitionen, Cheftrainer zu bleiben

In dieser Spielzeit geht es aber - wieder einmal - nur noch um Schadensbegrenzung. Wer dafür als neuer Trainer in der Rückrunde verantwortlich sein wird, ist noch offen.

Hürzeler könnte sich durchaus vorstellen, nicht nur eine Interimslösung zu sein. "Ich will mich mit meiner fachlichen Arbeit auf dem Platz empfehlen. Aber ob ich weiterhin der Cheftrainer sein darf, liegt nicht in meinem Einfluss", sagte Hürzeler nach dem Training am Freitag: "Ich spiele jetzt nicht den großen Zampano und werde alles umwerfen."

Er hat offensichtlich Lust, St. Pauli als Chef in die Zweitliga-Rückrunde zu führen. Aber ob er es auch wird, entscheidet Sportchef Bornemann.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 09.12.2022 | 19:30 Uhr

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