Kein Sieger im Nordduell Hannover 96 gegen Hansa Rostock
Die sportliche Krise von Hannover 96 hält an. Nach dem 1:1 (1:1) am Sonntag im Heimspiel gegen Hansa Rostock warten die Niedersachsen nun schon seit acht Spielen auf einen Sieg. Die Gäste verbuchten einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf.
Angesichts des Spielverlaufs muss Hannover, das lediglich zu Beginn der Partie überzeugte, sogar froh sein, nicht noch verloren zu haben. Denn Hansa hatte im zweiten Durchgang die deutlich besseren Torgelegenheiten und dürfte sich so über zwei verschenkte Punkte ärgern. Durch das überraschende 2:1 der Regensburger bei Holstein Kiel verringerte sich der Rostocker Vorsprung auf den Relegationsrang auf zwei Zähler. 96 verharrt im Niemandsland des Tabellenmittelfelds.
96-Coach Leitl: "Eine beschissene Situation, ganz klar"
Hannovers Trainer Stefan Leitl sprach nach der Partie von einer "beschissenen Situation", mahnte aber Ruhe und Geduld an: "Wir müssen weiter den Weg der kleinen Schritte machen." Das sah auch 96-Torschütze Max Besuschkow im NDR Interview so: "Verzweiflung ist der falsche Ratgeber. Wir müssen positiv in die Zukunft schauen, Tag für Tag hart arbeiten. Dann bin ich sicher, dass wir uns als Mannschaft auch belohnen."
Für die 96-Fans wäre schon am kommenden Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) die perfekte Gelegenheit dazu: Im Niedersachsenderby bei Eintracht Braunschweig, das auf einen direkten Abstiegsplatz gerutscht ist.
Hansas Trainer Glöckner lobt "Leidenschaft und Mentalität"
Rostocks Trainer Patrick Glöckner sieht trotz des nur einen Punktes einen Auswärtstrend: "Meine Mannschaft hat enorme Leidenschaft gezeigt, viel Mentalität. Schade, dass wir die Führung nicht verteidigen konnten." Ein wenig unzufrieden war auch Hansas Torschütze Dennis Dressel: "Es war von uns ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Es ist aber bitter, dass wir das Spiel nicht heimbringen. Aber letztlich ist ein Punkt auch ein Punkt." Hansa hat am kommenden Sonntag Fortuna Düsseldorf zu Gast.
96 wirbelt Hansas neue Abwehrkette durcheinander
Während Hannovers Leitl nur die verletzten Hendrik Weydandt und Jannik Dehm ersetzen musste, rotierte Glöckner kräftig durch. Unter anderem tauschte er die komplette Vierer-Abwehrkette aus, weil unter anderem Rick van Drongelen (Bänderriss) und Damian Roßbach (gelbgesperrt) fehlten.
Die rund 5.000 Rostocker Fans - die gestrichenen Fan-Kontingente wegen der Ausschreitungen beim 0:1 beim FC St. Pauli greifen erst bei den kommenden Hansa-Gastspielen in Magdeburg und Paderborn - sahen ihre Mannschaft zunächst in die Defensive gedrängt. 96-Youngster Thaddäus-Monju Momuluh schoss knapp über das Tor (6.), dann zählte der Treffer von Maximilian Beier zu Recht nicht, weil Sebastian Ernst zuvor mit gestrecktem Bein gegen Nico Neidhart vorgegangen war (9.). Schließlich scheiterte erneut Momuluh aus kurzer Distanz an Markus Kolke (16.).
Tempo verflacht, aber Rostock trifft
Hansa befreite sich peu à peu vom Dauerdruck und wurde mutiger, ohne allerdings das Tor von Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler ernsthaft zu gefährden. Mehr als ein harmloser Kopfball von John Verhoek (36.) und ein Abschluss von Kevin Schumacher (40.) sprangen nicht heraus. Immerhin stand aber die Abwehr nun gut, sodass auch die Gastgeber nicht mehr so wie in der Anfangs-Viertelstunde zum Zug kamen.
Und als allen ein 0:0-Pausenstand schwante, schlug Hansa Rostock zu: Die 96-Defensive klärte nach einem langen Einwurf von Ryan Malone nicht vernünftig, von der Strafraumlinie nahm Dressel den Ball volley und jagte ihn in den rechten Winkel - Zieler war machtlos (44.).
Hannovers Beier jubelt erneut zu früh
Nach Wiederbeginn versuchte Hannover vergeblich, Hansa unter Druck zu setzen. Es fehlten aber Ideen und Struktur im Spielaufbau, die Gäste verteidigten solide alles weg. Bis zur 61. Minute: Eine Ecke von Sebastian Kerk verlängerte Dressel unglücklich in die Mitte, wo Besuschkow zur Stelle war und den Ausgleich erzielte.
Nur fünf Minuten später lag der Ball nach einem schönen Treffer von Beier erneut im Hansa-Gehäuse, doch wie schon in Hälfte eins zählte das Tor nicht, Vorbereiter Derrick Köhn hatte mit seiner Fußspitze im Abseits gestanden (66.).
Rostocker Chancenwucher
Die Dominanz der Hausherren hielt aber nicht lange an, fortan hatten die Rostocker die besseren Gelegenheiten: Verhoek (69.) und Svante Ingelsson (73.) scheiterten an Zieler. Der frühere Nationalkeeper verhinderte auch gegen Malone mit einer starken Parade den erneuten Rückstand seiner Mannschaft (80.).
Der wäre hoch verdient gewesen, denn Hannover gelang offensiv nur noch wenig. Ein Kopfball von Luka Krajnc (86.) war in der Schlussphase die einzige Torannäherung. Symptomatisch ein Freistoß von Kerk in der siebten Minute der Nachspielzeit, den er nur an den Kopf des vor ihm postierten Rostocker Dong-Gyeong Lee setzte. So dürften die Meinungen über das Remis am Ende auseinandergehen: Es war schmeichelhaft für Hannover und unglücklich für Hansa.