Trotz langer Überzahl: Holstein Kiel spielt nur remis gegen Stuttgart
Holstein Kiel hat im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga einen wichtigen Sieg verpasst. Obwohl der Aufsteiger am Sonnabendnachmittag gegen den VfB Stuttgart beinahe die komplette zweite Hälfte in Überzahl spielte, kam das Team von Marcel Rapp nicht über ein 2:2 (1:1) hinaus.
Die KSV konnte gegen den Champions-League-Teilnehmer die Gunst der Stunde nicht nutzen, nachdem Verteidiger Leonidas Stergiou die Rote Karte gesehen hatte. Im Anschluss waren die Schleswig-Holsteiner zwar drückend überlegen, konnten sich aber keine klaren Chancen mehr erarbeiten.
Vor dem Platzverweis hatte Steven Skrzybski doppelt für die "Störche" getroffen (31., 46.), die Tabellen-17. bleiben. Für die Gäste waren Jamie Leweling (15.) und in Unterzahl Ermedin Demirović (55.) erfolgreich. "Ich bin mit der Leistung sehr, sehr zufrieden, mit dem Ergebnis nicht", sagte Rapp im NDR Interview. "Wir hatten genug Chancen, das Spiel für uns zu entscheiden", monierte der Coach.
Holstein mit überzeugender Vorstellung
Holstein wusste von Beginn an durch einen spielerisch sehr überlegten und technisch überwiegend sauberen Auftritt zu überzeugen. Die KSV tat das, was Coach Rapp gemeinhin als "inhaltlich Fußball spielen" tituliert. Immer wieder gelang es den Schleswig-Holsteinern, das Mittelfeld mit wenigen Ballkontakten zu überbrücken.
Hin und wieder scheuten sich die Hausherren auch nicht, das Spielgerät lang nach vorne zu schlagen. In puncto Variabilität überzeugten die Kieler. Was die Entschlossenheit im letzten Dritten des Feldes betraf, hatte der Außenseiter zur Pause noch Luft nach oben.
Skrzybski trifft gegen Stuttgarter Not-Abwehr
Hätten die "Störche" ihre Angriffe konsequenter zu Ende gespielt, wäre für sie mehr als der 1:1-Pausenstand möglich gewesen. Zumal der VfB mit einer Not-Abwehr an der Förde agierte. Gleich sechs (!) Innenverteidiger waren nicht einsatzfähig. Das war auch beim Kieler Ausgleichstreffer zu sehen, als den Schwaben nach einem Einwurf von Shuto Machino und einer Kopfballverlängerung von David Zec die Zuordnung fehlte. Skrzybski konnte den Ball erstaunlich ungestört in die Maschen schießen.
Das 1:1 fiel dabei in einer Phase, in der die Gäste das Geschehen weitgehend unter Kontrolle hatten. Mit der Führung im Rücken - Leweling hatte Keeper Timon Weiner mit einem humorlosen Schuss ins lange Eck bezwungen - hinterließ der Champions-League-Teilnehmer trotz seiner vielen Ausfälle einen sicheren Eindruck. Nach dem Ausgleich brachte die Elf von Coach Sebastian Hoeneß allerdings nicht mehr viel Konstruktives zustande.
KSV führt, ist in Überzahl und kassiert den Ausgleich
Nach dem Seitenwechsel überschlugen sich dann die Ereignisse im Holstein-Stadion. Nicht einmal zehn Sekunden waren in Hälfte zwei gespielt, da überwand Skrzybski VfB-Torsteher Alexander Nübel mit einer Bogenlampe zum 2:1. Kurz darauf sah VfB-Verteidiger Stergiou nach einer Notbremse an Skrzybski die Rote Karte (53.).
Den folgenden Freistoß von Machino lenkte Nübel mit den Fingerspitzen an die Latte (54.). Und statt 3:1 stand es dann nur 60 Sekunden später 2:2, weil die Kieler den Stuttgarter Gegenangriff nicht unterbinden konnten und Demirovic freistehend mit einem Schuss ins lange Eck egalisierte.
Kiel drückend überlegen, aber zu harmlos
Der schnelle Ausgleich fiel in die Rubrik "besonders bitter". Denn nun konnten sich die dezimierten Gäste in der eigenen Hälfte einigeln und ganz auf Umschaltmomente setzen. Das machte es der KSV schwer, hinter die Stuttgarter Abwehr zu kommen. Die Rapp-Elf zog zwar ein Power Play auf, war aber nicht imstande, klare Chancen herauszuspielen. So blieb es am Ende beim 2:2, das sich für Holstein ein bisschen wie eine Niederlage anfühlen musste.
