Ashkan Dejagah, ehemaliger Profi des VfL Wolfsburg, als Kapitän Irans beim Asien-Cup. © imago images /Aflosport

Iran erlässt Ausreiseverbot für Ex-Wolfsburger Dejagah

Stand: 19.12.2022 13:01 Uhr

Nachdem der ehemalige Wolfsburger Bundesligaspieler Ashkan Dejagah offenbar in Deutschland an Protesten gegen das Mullah-Regime teilgenommen hatte, wurde dem 36-Jährigen nach seiner Rückkehr in den Iran dort ein Ausreiseverbot auferlegt.

Eine Million Follower hat Dejagah auf Instagram. An eben jene, an die 85 Millionen Menschen in seinem Geburtsland Iran und an die ganze Welt schickte der ehemalige Profi des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg via Social Media in den vergangenen Wochen immer wieder Posts mit klaren Positionierungen zur politischen Lage in der islamischen Republik.

Im Iran war es nach dem Tod von Mahsa Amiri von Mitte September an zu landesweiten Protesten, zu Straßenkämpfen der Demonstrierenden mit Kräften des Mullah-Regimes und zu zahlreichen Verhaftungen gekommen. Die 22-Jährige war von der sogenannten Sittenpolizei wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleiderordnung des Landes erst festgenommen worden, in deren Gewahrsam starb sie dann.

"Every woman in Iran deserves peace.
Every woman in Iran deserves respect.
Every woman in Iran deserves support.
Every woman in Iran deserves joy.
Every person in Iran deserves freedom."
Ashkan Dejagah auf Instagram

Nun ist gegen den 36 Jahre alten früheren iranischen Nationalspieler (58 Länderspiele), der auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und für die U21 des DFB gespielt hat, nach Informationen der Sportzeitung "Khabar Varzeshi" ein Ausreiseverbot erteilt worden. Dejagah dürfe demnach den Iran nicht verlassen, nachdem er bei Protesten in Deutschland gesehen worden sei. Der Offensivspieler, der in der Bundesliga auch für Hertha BSC aufgelaufen war, wechselte im Sommer in die iranische Liga. Dort spielt er für den FC Foolad.

Dejagah gehörte in der Saison 2008/2009 zu jenem Team des VfL Wolfsburg, das unter Trainer Felix Magath deutscher Meister wurde. Er krönte sein erfolgreiches Fußballjahr 2009 durch den Gewinn der U21-Europameisterschaft mit dem deutschen Team. Knapp zwei Jahre zuvor hatte es Kontroversen um ihn gegeben, als er ein Länderspiel in Israel aus "Gründen sehr persönlicher Natur" abgesagt hatte. Er habe dies getan, weil er negative Konsequenzen für seine Familie und im Iran lebende Verwandte befürchtet habe, hatte er später dazu erklärt. Seit der islamischen Revolution 1979 ist es iranischen Sportlern verboten, gegen israelische Teams anzutreten.

Iranische Spieler singen bei der WM die Hymne nicht

Verboten sind auch Proteste gegen die iranische Führung jedweder Art. Das bekamen unter anderem die Nationalspieler zu spüren, nachdem sie aus Solidarität zu den Protestantinnen und Protestanten in ihrer Heimat vor ihrem ersten WM-Gruppenspiel gegen England beim Abspielen der Hymne der islamischen Republik nicht mitgesungen und stattdessen geschwiegen hatten.

Auch Daei und Karimi mit Solidaritätsbekundungen

Vor Dejagah hatten schon andere aktive wie ehemalige Bundesliga-Profis ihre Solidarität mit den Demonstrierenden im Iran bekundet, wie etwa Ali Daei (früher Arminia Bielefeld, Bayern München, Hertha BSC) und Ali Karimi (München, Schalke 04). "Die Konsequenz bei Ali Daei war, dass man seinen Reisepass für wenige Tage eingezogen und ihn dann wieder zurückgegeben hat", hatte Iran-Experte Farid Ashrafian zuletzt im Interview mit dem NDR erklärt. "Ali Karimi drohen hingegen auch härtere Maßnahmen. Er würde ein sehr gefährliches Leben führen, wenn er in Iran wäre."

In welche Richtung es beim ehemaligen Wolfsburger Dejagah gehen wird, ist offen.

Weitere Informationen
Die iranische Nationalmannschaft vor dem WM-Spiel gegen England © IMAGO / AFLOSPORT

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 18.12.2022 | 23:03 Uhr

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