HSV: 70 Jahre Volksparkstadion - bleibt es beim geliebten Namen?
Früher verhasste Betonschüssel, ist das Volksparkstadion heute die stimmungsvolle Heimat des HSV. Zum 70-jährigen Jubiläum ist noch offen, wie die Arena künftig heißen wird.
Die Erinnerungen an das alte Volksparkstadion lassen die Herzen der HSV-Fans nur selten höher schlagen. Wehmut mag noch bei Gedanken an günstige Stehplatzkarten und die Möglichkeit des spontanen Besuchs eines Bundesligaspiels angebracht sein.
Und auch an die sportlichen Ereignisse jener Zeit: Dort wurde Uwe Seeler 1964 erster Bundesliga-Torschützenkönig, holte der HSV 1979, 1982 und 1983 jeweils den Meistertitel und feierte große Europapokal-Siege wie das 5:1 gegen Real Madrid am 23. April 1980.
Insgesamt aber überwiegt bei der Besinnung auf alte Zeiten eindeutig das Bild der kargen, hässlichen und zugigen Betonschüssel, in der schon aufgrund der Architektur so gut wie nie Stimmung aufkam.
Volksparkstadion bald wieder mit Sponsorennamen?
Geliebt wird eigentlich nur der Name: Dass Investor Klaus-Michael Kühne 2015 den Titel "Volksparkstadion" zurückbrachte, war ein Geschenk an die Fans. 14 Jahre lang trug die Arena einen Sponsoren im Namen, stattdessen zahlte Kühne jährlich eine Millionensumme.
Aber der Vertrag mit dem 86-Jährigen lief am 30. Juni aus. Der HSV verhandelt zwar noch mit Kühne, diskutiert aber auch Alternativen. Im Raum steht etwa ein Doppelname aus Sponsor und Volksparkstadion.
1925: In Altona steht das größte Stadion
Das Stadion hat eine lange Geschichte: Eröffnet wurde es 1925, als Altona noch eine eigene Stadt war. Mit einem Fassungsvermögen von 40.000 Fans war es größer als alle Stadien auf Hamburger Stadtgebiet - und deshalb trugen Vereine wie der HSV, St. Pauli, Victoria und der Eimsbütteler TV dort schon vor dem Krieg die Spiele aus, bei denen sie besonders viele Zuschauer erwarteten. Unter anderem wurde der HSV dort im Jahr 1928 vor 50.000 Zuschauern deutscher Meister.
1953: Eröffnung des Volksparkstadions
Zwischen 1951 und 1953 wurde dann auf Trümmerschutt ein Arena-Neubau errichtet. Für damalige Verhältnisse war das Stadion mit 400-Meter-Laufbahn ein Prachtstück: 76.000 Zuschauer passten hinein, immerhin 8.000 hatten ein Dach über ihrem Sitzplatz.
1963: HSV zieht vom Rothenbaum nach Bahrenfeld um
Der HSV zog mit der Bundesliga-Gründung 1963 in das Volksparkstadion um. Bei den Fans stieß der Verein damit auf wenig Gegenliebe. Zumindest für die Anhänger aus dem Hamburger Osten war die Anfahrt aufwendiger. Zudem vermissten viele in Bahrenfeld die knisternde Rothenbaum-Atmosphäre, auch weil sie teilweise sehr weit weg stehen mussten.
Daran änderte auch der Umbau vor der WM 1974 wenig, als auf der Gegentribüne Sitzbänke und ein weiteres Dach installiert wurden. Die Kapazität war damit auf 61.300 Zuschauer reduziert. Bei jenem Turnier erlebte das Stadion sein wohl legendärstes Länderspiel: Die DFB-Elf verlor gegen die DDR mit 0:1.
1980er-Jahre: Volksparkstadion immer unbeliebter
Das Hamburger Volksparkstadion gehörte zu den unattraktivsten Spielstätten der Bundesliga und wurde von den Fans mehr und mehr gemieden. Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre häuften sich Spiele mit nicht einmal 10.000 Besuchern, zeitweise hatte Lokalrivale FC St. Pauli mit seinem kleinen, engen Stadion einen höheren Zuschauerschnitt. Als Dauerthema flammte die Diskussion um einen Neubau an verschiedenen Orten immer wieder auf, selbst der Stadtpark stand als Fläche zur Debatte.
Zweijähriger Umbau während des Spielbetriebs
Der Durchbruch gelang schließlich während der Präsidentschaft von Uwe Seeler. Am 23. April 1997 beschloss die Bürgerschaft den Umbau des Volksparkstadions. Offizieller Baubeginn war der 2. Juni 1998. Zunächst wurden die Ostkurve und die Südtribüne abgerissen sowie der Rasen um 90 Grad gedreht. So konnte der Spielbetrieb während des Umbaus aufrecht erhalten werden.
Für die HSV-Fans eine spannende Sache: Von Heimspiel zu Heimspiel nahm das neue Stadion Konturen an. Zwischen dem 20. und 23. Dezember 1998 wurde dann die Westkurve abgerissen, ehe am 29. Dezember 1998 der letzte Flutlichtmast fiel. In der Saison 1999/2000 standen bereits alle Tribünen, im Sommer 2000 war dann auch das Dach fertig. Heute passen 57.000 Fans in die Arena, allerdings ist die Anzahl der Stehplätze mit nur 10.000 etwas dürftig.
Zuschauerschnitt steigt auf mehr als 50.000
Mit dem Stadion-Umbau begann für den HSV eine neue Zeitrechnung. Der Zuschauerschnitt stieg sogleich auf über 40.000 und liegt selbst in der Zweiten Liga bei mehr als 50.000 Fans pro Heimspiel. Sportlich lief es immer schlechter, aber beim HSV wurde die Arena zum Star.