Fabian Hürzeler, Trainer des FC St. Pauli © Imago Foto: Oliver Ruhnke
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AUDIO: Die Rekord-Hinrunde des FC St. Pauli (2 Min)

FC St. Pauli: Es hängt mit Trainer Hürzeler - und auch beim Geld

Stand: 21.12.2023 11:26 Uhr

Fußball-Zweitligist FC St. Pauli will auf der Kommandobrücke für Stabilität sorgen: Der auslaufende Vertrag mit Fabian Hürzeler soll verlängert werden, doch der Trainer zögert. Die Hängepartie gefährdet die sportlichen Ziele der Hamburger.

von Martin Schneider

Sie kommen aus dem gegenseitigen Schwärmen nicht heraus - und doch nicht zusammen. Zumindest vorerst. "Fabian ist ein Glücksfall für St. Pauli", sagte Sportchef Andreas Bornemann jüngst über Trainer Hürzeler. Der spielte den Ball brav zurück und sagte, er wisse, was er am Verein habe. Doch einen neuen Vertrag hat der 30 Jahre alte Übungsleiter bei den Braun-Weißen nach wie vor nicht unterzeichnet.

"Klarheit tut allen gut." Sportchef Andreas Bornemann

Entsprechend erhöhte Bornemann den Druck: "Klarheit tut allen gut", sagte er und ergänzte: "Fabian muss sich mit seinen Leuten, mit denen er sich enger und vertrauter austauscht, klar darüber werden, was für ihn in seiner Karriere sein Weg, seine Idee ist." Doch Hürzeler hält alle Trümpfe in der Hand. Der Erfolg von ihm und dem Team weckt Begehrlichkeiten. Mehrere Bundesligisten sollen sich für die Dienste des 30-Jährigen interessieren.

Hürzeler: "Mir geht es nie um Prestige oder Geld"

Der gebürtige Texaner weicht Fragen zu seiner Zukunft beharrlich aus: "Es ist wichtig, dass wir für beide Seiten die beste Lösung finden", sagte er und ergänzte: "Mir geht es nie um Prestige, um Geld, um die ganzen Themen. Das Wichtigste für mich im Moment ist Entwicklung. Und nicht nur Entwicklung der einzelnen Spieler, der Mannschaft, des Vereins - sondern natürlich auch von mir, dass ich mich persönlich in einem Umfeld befinde, wo ich mich weiterentwickeln kann."

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St. Paulis finanzielle Situation angespannt

Sätze, in die sich angesichts der wirtschaftlichen Situation der Kiezkicker viel hineininterpretieren lässt. St. Pauli schloss das Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Verlust von etwa fünf Millionen Euro ab, das schlechteste Ergebnis seit vielen Jahren. Durch den Beginn der Tilgung der Corona-Darlehen und anderer finanzieller Verpflichtungen muss der Club laut seines neuen kaufmännischen Geschäftsleiters Wilken Engelbracht sechs Millionen Euro pro Jahr zusätzlich aufbringen. "Das bereitet keine schlaflosen Nächte, aber es ist auch nicht das Idealbild, für das der Verein viele Jahre gestanden hat", sagte Engelbracht.

Bei der Generierung von neuem Eigenkapital soll das bei der Mitgliederversammlung vorgestellte Genossenschafts-Modell helfen, das der Verein im ersten Halbjahr 2024 umsetzen will. Ob diese Idee die erhofften Millionen einbringt, wird sich zeigen. Der jüngste Sonderweg des Vereins, der Eigenvertrieb von Trikots, brachte einen finanziellen Verlust ein.

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Egal, ob der Aufstieg in die Bundesliga am Ende der Saison gelingt oder nicht - der Verein wird zukünftig finanziell nicht auf Rosen gebettet sein. Dies wird auch Einfluss auf die Kaderzusammenstellung und damit Hürzelers alltägliche Arbeit haben. Wie entwicklungsfähig wäre ein Team nach wirtschaftlich erforderlichen Verkäufen von Leistungsträgern noch? Diese Frage wird sich Hürzeler bei seiner Entscheidung auch stellen.

Warum wurde der Vertrag mit Hürzeler nicht früher verlängert?

In seiner bisherigen Amtszeit zeigte der 30-Jährige eindrucksvoll, was selbst unter schwierigen Bedingungen möglich sein kann. Binnen eines Jahres formte er aus einer abstiegsbedrohten Elf ein in dieser Saison bisher nicht zu schlagendes Erfolgs-Kollektiv. Warum hat Bornemann nicht schon Anfang des Jahres, als Hürzeler mit seinem Team zehn Siege in Folge einfuhr, mit ihm verlängert? Spricht man mit Personen aus dem Umfeld des Clubs, habe es frühzeitige Versuche seitens des Vereins bezüglich einer Verlängerung gegeben, jedoch ohne Erfolg.

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Für den ungeschlagenen Tabellenzweiten ist die anhaltende Hürzeler-Hängepartie maximal unglücklich, weil St. Pauli nicht planen kann. So ergeben sich für die Braun-Weißen verschiedene Szenarien.

Was passiert, wenn...?

Erstes Szenario: Hürzeler verlängert seinen Vertrag zu deutlich verbesserten Konditionen und alle können in Ruhe weiter am Aufstieg in die Bundesliga arbeiten.

Zweites Szenario: Club und Trainer verbleiben weitere Wochen oder gar Monate im gegenwärtigen Modus, ohne Fakten zu schaffen. Und Hürzelers Vertrag läuft einfach so aus. Dies ist kaum vorstellbar, da das Thema jetzt schon genug Unruhe mit sich bringt. Und es weckt Erinnerungen an die Saison 2021/2022, in der der FCSP in der Rückrunde den Aufstieg verspielte. Auch vor zwei Jahren sorgten von Bornemann nicht-verlängerte Verträge von Spielern und die der damaligen Assistenz-Trainer Hürzeler und Loic Favé für Unmut in der Kabine.

Drittes Szenario: Hürzeler sagt zeitnah von sich aus, dass er seinen Vertrag nicht verlängern und den Verein im Sommer verlassen will. Wie sinnvoll wäre es dann für St. Pauli, mit einem scheidenden Trainer noch ein halbes Jahr weiterzuarbeiten?

Ein "Hintertürchen" zur Bundesliga?

Das realistischste Szenario erscheint aktuell jedoch ein anderes, das Prinzip "Hintertürchen". Dabei würde Hürzeler seinen Vertrag bei den Braun-Weißen verlängern, sich allerdings eine Ausstiegsklausel in seinen Kontrakt schreiben lassen, die bereits im Sommer 2024 greift. So könnte der ehrgeizige Coach auch im Falle eines eigenen Nicht-Aufstiegs nächste Saison auf der Bank eines Bundesligisten sitzen. Jene Option wäre für beide Seiten derzeit die gesichtswahrenste, hätte allerdings auch ihren Beigeschmack.

Egal, für was sich der Verein und sein erfolgsverwöhnter Trainer entscheiden: Es wirkt aktuell nicht so, als ob die Beziehung zwischen "dem Glücksfall" und dem Kiezclub eine längerfristige wird. Gerade wegen der sportlichen Erfolge - und trotz der warmen Worte.

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 17.12.2023 | 23:35 Uhr

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