St. Paulis unglaubliche Saison: Vom Abstiegskandidaten zum HSV-Jäger
Der FC St. Pauli darf dank des 3:0 in Darmstadt weiter davon träumen, auf der Zielgeraden der Zweitliga-Saison noch den Stadtrivalen HSV zu überholen und sich Rang drei zu schnappen. Beim Team vom Millerntor freuen sie sich auf "coole Spiele" im Endspurt.
Düsseldorf, Kiel und Karlsruhe - das sind für den FC St. Pauli die letzten drei Stationen auf der Reise durch eine Zweitliga-Saison 2022/2023, die vielleicht sogar noch mit dem Sprung auf Rang drei, dem Relegationsplatz, endet. Und das nach dieser Hinrunde als Viertletzter mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Tabellenletzten SV Sandhausen! Mit dem imposanten 3:0 beim Spitzenreiter Darmstadt 98 hat die Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler zumindest eindrucksvoll gezeigt, wozu sie in der Lage ist.
"Ich bin stolz auf meine Mannschaft." Fabian Hürzeler, Trainer des FC St. Pauli
"Dass du den Tabellenführer so besiegst, spricht für eine Mannschaft, die ganz oben mitspielen möchte und sich das auch verdient", sagte Flügelspieler Leart Paqarada nach der Partie. "Wir schauen nun, was die nächsten Wochen noch bringen. Es werden noch coole Spiele." Vor 17.650 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Böllenfalltor hatte der Darmstädter Phillip Tietz die Gäste per Eigentor (45.) in Führung gebracht. Elias Saad (57.) und David Otto (84.) vermasselten mit ihren weiteren Treffern den Hessen eine vorzeitige Aufstiegsfeier.
Wenn in den kommenden Wochen für die Braun-Weißen wirklich alles perfekt läuft, könnten auch sie und ihre Fans noch in den Genuss einer gewaltigen Party kommen. Vollkommen unrealistisch ist es nicht, dass der Abstiegskandidat des vergangenen Winters in einem Monat die Liga verlässt - und zwar nach oben! Dazu braucht es in jedem Fall sowohl am kommenden Samstagabend im Heimspiel gegen Konkurrent Fortuna Düsseldorf einen Sieg als auch weitere Dreier bei Holstein Kiel und am 34. Spieltag zu Hause gegen den Karlsruher SC.
HSV gegen drei Teams aus der unteren Tabellenhälfte
Und dann müsste auch der Nachbar HSV, wie am Freitag gegen den SC Paderborn, weiter dazu beitragen. Noch liegt das Team von Trainer Tim Walter als Dritter vier Punkte vor dem Stadtrivalen. Allerdings waren es nach der Hinrunde auch schon mal 17 Zähler gewesen. Und so wackelig, wie der HSV in den vergangenen Wochen aufgetreten ist, erscheint es bei weitem nicht als unmöglich, dass er aus den restlichen drei Partien gegen Jahn Regensburg (A), SpVgg Greuther Fürth (H) und dem SV Sandhausen (A) nur maximal vier Punkte einsammelt. Dann würde St. Pauli in jedem Fall mit drei Siegen vorbeiziehen.
Würde der HSV fünf Zähler holen und gleichzeitig die Braun-Weißen dreimal siegen, würde es über die Tordifferenz entschieden. Die ist derzeit für das Walter-Team um vier Treffer besser.
"Jetzt haben wir noch drei Spiele und die wollen wir gewinnen. Wir gucken weiter von Spiel zu Spiel und schauen dann, wofür es reicht", sagte Elias Saad, der Winterzugang vom Regionalligisten SC Norderstedt, der sich zwei Spielklassen höher hervorragend entwickelt hat. In Darmstadt erzielte er sein zweites Saisontor. "Ich habe davon geträumt, hier zu spielen", meinte er.
"Die Spieler können auch die Tabelle lesen." Fabian Hürzeler
Hürzeler schlug nach dem verdienten Sieg seines Teams einmal mehr zurückhaltende Töne an. "Wichtig ist, dass wir bei uns bleiben, dass wir das beeinflussen, was wir beeinflussen können und nicht in irgendwelche Träumereien verfallen. Es ist immer harte Arbeit in der Zweiten Liga", sagte der 30-Jährige dem NDR. Platz drei ist im Team offenbar eindeutig im Fokus. Hürzeler: "Die Spieler können auch die Tabelle lesen. Mehr sage ich nicht dazu."
Darmstadts Coach Torsten Lieberknecht wünschte seinem Kollegen Hürzeler mit einem Schmunzeln "für den weiteren Druckaufbau aus der Position, in der ihr jetzt seid, alles Gute".
Am nächsten Samstagabend (20.30 Uhr) erwarten die Kiezkicker nun die Fortuna aus Düsseldorf, die punktgleich, aber wegen der um einen Treffer schlechteren Tordifferenz auf Platz fünf hinter dem FC St. Pauli liegt. Ein Sieg würde den Druck auf den HSV, der dann erst am Sonntag bei Jahn Regensburg spielt, verstärken. Und die Aussicht, dass die Reise des FC St. Pauli bis in die Relegation führt, verbessern. Wer immer auch nach dem 34. Spieltag in der Zweiten Liga der Tabellendritte sein sollte, trifft dann in zwei Partien auf den Drittletzten Bundesliga. Das ist aktuell der VfB Stuttgart.