Aufstieg perfekt! St. Pauli ist zurück in der Bundesliga
Der FC St. Pauli ist zurück in der Fußball-Bundesliga! Am Sonntag gelang dem Team von Trainer Fabian Hürzeler mit dem 3:1 (1:0) gegen den VfL Osnabrück der letzte Schritt zum vorzeitigen Aufstieg. Schon vor und während der Partie herrschte am Millerntor Partystimmung.
Als Oladapo Afolayan um 14.47 Uhr das 2:0 für St. Pauli erzielte, lösten sich zu den Klängen von Blurs "Song 2" die Reste an Anspannung und wichen einem kollektiven, explosionsartigen Jubelschrei. Da war er, der Roar. Der Roar zur Rückkehr in die Bundesliga. "Olé, olé, olé, olé, super Hamburg, St. Pauli", "Forza St. Pauli" und "St. Pauli, we love you" schallte es im Anschluss minutenlang durch das Stadion.
Um 15.21 Uhr war St. Paulis Aufstieg perfekt
Afolayans zweiter Treffer des Tages in der 58. Minute gegen die bereits abgestiegenen Niedersachsen beseitigte alle Restzweifel am Aufstieg und war der Auftakt zu einer mehr als halbstündigen vorfreudigen Party auf den Schlusspfiff.
Als der um 15.21 Uhr ertönte, war der sechste Bundesliga-Aufstieg des FC St. Pauli endgültig perfekt und es gab kein Halten mehr. Alle, die es mit den Braun-Weißen halten, stürmten auf den Platz, lagen sich in den Armen, fielen übereinander her - und feierten die Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs nach 13 Jahren.
Zu den Klängen von Vicky Leandros' "Ich liebe das Leben" und Marius Müller-Westernhagens "Ich bin wieder hier" wurden Hürzeler, Doppeltorschütze Afolayan und viele andere Spieler auf die Schultern genommen und durch das Publikum getragen.
Hartel will "feiern, bis der Arzt kommt"
"Wir werden heute feiern, bis der Arzt kommt und dann schauen wir weiter", sagte Mittelfeld-Stratege Marcel Hartel nach dem Ende der Partie und äußerte einen kühnen Plan: "Heute wird erstmal das Millerntor abgerissen." Doppeltorschütze Afolayan wusste im NDR Interview vor allem, "dass ich mein Auto heute hier stehen lasse und den Abend genießen werde". Und der sonst so kontrollierte Coach Hürzeler gab zu Protokoll, "dass ich zum Feierbiest werden kann".
Präsident Oke Göttlich, der später von der Tribüne aus per Mikrofon "Die Nummer eins der Stadt sind wir" intonierte, bedankte sich bei Hürzeler, der Mannschaft und Sportchef Andreas Bornemann und freute sich, dass "wir uns für eine wunderbare Saison belohnt haben".
Kapitän Irvine ist stolz auf Mannschaft und Verein
Kapitän Jackson Irvine hatte Tränen in den Augen und rang um Worte: "Meine Emotionen spielen verrückt, so etwas habe ich noch nie gefühlt. Dankbarkeit, Freude, einfach alles. Ich bin vollkommen überwältigt. Das Team hat das so sehr verdient, alle Spieler, alle Staff-Mitglieder." Der Australier sagte: "Ich bin zum Club gekommen, um etwas Besonderes zu erreichen, ich wollte dieser Gemeinschaft etwas geben. Und ich denke, das haben wir heute getan." Es sei eine "große Ehre, Kapitän dieses Vereins und dieser Mannschaft zu sein".
Der gebürtige Hamburger Hauke Wahl - vor der Saison von Mitaufsteiger Holstein Kiel gekommen - musste sich nach dem Abpfiff erstmal in der Kabine sammeln. Zunächst habe er "aufgrund meiner Geschichte mit dem verpassten Aufstieg mit Kiel vor allem Leere gespürt". Mit dem Club aus seiner Heimatstadt nun in die Bundesliga hochzugehen, sei etwas "ganz Besonderes".
Hürzeler bringt Hamburg zurück in die Bundesliga
Mit dem Aufstieg setzen Trainer Hürzeler und die "Kiezkicker" Hamburg in der kommenden Spielzeit nach sechs Jahren wieder auf die Bundesliga-Landkarte. Das Novum: St. Pauli ist erstmals alleiniger Erstligist aus der Hansestadt, da Rivale HSV nach dem 0:1 in Paderborn am Freitag ein siebtes Jahr in Folge zweitklassig bleibt.
"Mich freut es für die Fans, für die Stadt, für die Mannschaft, für meinen Staff", sagte der 31-Jährige, wollte aber auch nicht verhehlen, dass der Druck in den vergangenen Wochen groß geworden sei. Daher spüre er vor allem auch "Stolz und Erleichterung". Der Aufstieg sei das Ergebnis davon, dass jeder über die Saison hinweg "in seinem Bereich perfekt gearbeitet hat. Entsprechend bin ich sehr, sehr happy."
Stolz, die Nummer eins der Stadt vor dem HSV zu sein
Bei dem Erfolg sei ihm aber "wichtig zu betonen, dass die Basis nicht mit meinem Start gelegt wurde, sondern schon davor mit Timo Schultz und Loic Fave", sagte der gebürtige Texaner: "Da haben wir schon die Basis geschaffen, wie wir Fußball spielen wollen. Es ging dann darum Kleinigkeiten anzupassen, und das ist uns gut gelungen." Es mache ihn stolz, dass St. Pauli die Nummer eins der Stadt sei, bekannte er.
Und die Anhänger revanchierten sich nach dem geglückten Aufstieg für die Derby-Schmach der Vorwoche, als der HSV dem Stadtrivalen noch den Aufstieg vermasselt hatte, indem sie den großen Nachbarn mit dem alten Lied "Wer wird Deutscher Meister? H-H-H-HSV" verhöhnten. Dabei waren die ersten Glückwünsche zur Bundesliga-Rückkehr sogar aus dem Volkspark gekommen. "Bei aller Rivalität: Glückwunsch zum Aufstieg", schrieb der HSV via X (ehemals Twitter) unter dem Aufstiegspost St. Paulis.
Afolayan trifft früh ...
Schon Stunden vor der Partie hatte Partystimmung rund um das Millerntor geherrscht. In einem großen Fanmarsch zogen die Fans hüpfend, singend, tanzend zum Stadion. Dort angekommen hatten sie mit lautstarken Wechselgesängen und Anfeuerungen sowie nochmal mehr Konfetti als sonst den emotionalen Steigerungslauf des Tages fortgeführt.
Und sollte noch jemand nervös gewesen sein, Afolayan sorgte mit seinem 1:0 schnell für eine erste Beruhigung. Lars Ritzka und Irvine kombinierten sich auf der linken Seite per Doppelpass herrlich durch und der Engländer brauchte Ritzkas mustergültige Hereingabe nur noch über die Linie drücken (7.).
In der Folge hatte Mittelstürmer Johannes Eggestein zwei Abschlussgelegenheiten, zielte erst aber zu zentral (18.) und wurde dann geblockt (22.). Gefährlicher war bis zur Pause der Tabellenletzte: Erst verfehlte Noel Niemann mit seinem Schuss das Tor von Nikola Vasilj nur um Zentimeter (23.), dann flog eine abgerutschte Flanke des Mittelfeldspielers knapp vorbei (39.).
... und erzielt den Doppelpack
Wirkten die Hamburger angesichts des kurz bevorstehenden Aufstiegs zum Ende des ersten Durchgangs gehemmt und phasenweise fahrig, agierten sie zu Beginn von Hälfte zwei wieder druckvoller - und sorgten für die Entscheidung. Der Schuss von Connor Metcalfe flog noch knapp neben das Tor von VfL-Keeper Philipp Kühn (56.), zwei Minuten später aber löste Afolayans zweiter Treffer des Tages alle Anspannung. Dieses Mal hatte Irvine in die Mitte gepasst und der Engländer eiskalt vollstreckt (58.).
Hartel legte zehn Minuten später nach traumhafter Flanke von Afolayan per Kopf das 3:0 nach und Lars Kehl erzielte per Foulelfmeter in der Nachspielzeit noch Osnabrücks Ehrentreffer (90.+1). Da war die Aufstiegs-Party aber schon lange in vollem Gange.