Nichts geht mehr: HSV verliert in Paderborn und bleibt Zweitligist
Der HSV hat am Freitag mit dem 0:1 (0:1) beim SC Paderborn in der 2. Liga die letzte Chance auf den Bundesliga-Aufstieg verspielt. Durch die Niederlage ist Relegationsrang drei außer Reichweite. Das Team von Trainer Steffen Baumgart bot in Ostwestfalen eine über weite Strecken desolate Leistung.
Sinnbildlich für einen in jeder Hinsicht enttäuschenden HSV-Auftritt war die 69. Minute: Ransford Yebaoh Königsdörffer wurde schön freigespielt, ließ sich aber auf dem Weg zum möglichen 1:1 von Calvin Brackelmann einfach abdrängen, wegblocken, niederkämpfen. Kein Abschluss, Chance vertan, Spiel verloren.
Während sich Brackelmann und seine Paderborner Teamkollegen, für die es nur noch um die bestmögliche Platzierung geht, für die Rettungsaktion abfeierten, als hätten sie einen Titel gewonnen, versteckte sich Königsdörffer unter seinem eigenen Trikot. Hängende Hamburger Köpfe während der Partie, in der Koen Kostons mit einem strammen Schuss in der siebten Minute den am Ende entscheidenden Treffer erzielte, hängende Köpfe nach der Partie. Nichts geht mehr.
HSV-Fußball nahe der Nulllinie
Denn mit dieser emotionalen, körperlichen und fußballerischen Leistung nahe der Nulllinie haben die Hamburger ihre letzte Hoffnung auf Relegationsrang drei selbst beerdigt. Es geht in ein siebtes Jahr in der 2. Liga.
Wie schon in der ersten Zweitliga-Saison des Clubs - 2018/2019 - zerschellten alle Aufstiegsträume erneut mit einer Niederlage am 33. Spieltag in Paderborn: 1:4 damals, 0:1 am Freitag.
"Wir waren ja gefühlt schon vor vier Wochen raus gewesen, haben uns aber selbst wieder die Hoffnung gegeben. Aber die ist heute nun endgültig weg." HSV-Trainer Steffen Baumgart
Baumgart - damals Coach des SCP - war nach der Partie "sehr enttäuscht. Wir haben alle kein gutes Spiel gemacht, dazu zähle ich mich auch. Wir haben ganz viele Fehler gemacht." Man sei "gefühlt schon vor vier Wochen raus gewesen", habe sich "aber selbst wieder die Hoffnung gegeben. Aber die ist heute nun endgültig weg."
Dem schwachen Auftritt seines Teams am Freitag rang der 52-Jährige noch einen etwas eigenwilligen Mutmacher ab: "Wenn ich gesehen habe, wie sich die Jungs den Arsch aufgerissen haben, obwohl sie kein gutes Spiel gemacht haben, ist es das, was du brauchst. Die Jungs haben nicht aufgegeben."
HSV-Kapitän Schonlau: "Es tut weh"
Sebastian Schonlau schmerzte der abermals verpassten Aufstieg: Die Enttäuschung sei "brutal groß". Dass "das große Ziel leider wieder verpasst" wurde, "tut weh". Minutenlang standen der HSV-Kapitän und sein Team nach dem Abpfiff vor der Gästekurve und lauschten den Gesängen ihrer Fans, die das Team auch während des schwachen Auftritts lautstark unterstützt hatten.
Es gab keine Pfiffe und keine nach außen getragene Enttäuschung von den Anhängern: "Unsere Fans sind der absolute Wahnsinn. Die Reaktion nach so einem Moment ist alles andere als selbstverständlich", sagte der 29-Jährige: "Da muss man sich schon fragen, ob wir das überhaupt verdient haben."
Baumgart der agilste Hamburger
Anlass für möglichen Unmut hatte der HSV in den 90 Minuten davor ausreichend gegeben. Eine Woche nach der kämpferisch starken Leistung im Stadtderby gegen den FC St. Pauli (1:0) ließ die Mannschaft in Ostwestfalen zu keiner Phase erkennen, dass es um die letzte Chance ging, Düsseldorf zumindest nochmal unter Druck setzen zu wollen.
Der agilste Hamburger an diesem Abend in Paderborn? Coach Baumgart, der bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte rannte, gestikulierte, schrie. Sein Team aber wirkte über weite Strecken wie gelähmt: langsam in der Spielentwicklung, behäbig in der Ideenfindung, in Zweikämpfen nicht auf der Höhe, ohne jeden Esprit. In Summe: ohne ein erkennbares ultimatives Aufbäumen.
Früher Rückstand durch Kostons
Die Dinge in Ostwestfalen nahmen aus HSV-Sicht schon früh ihren unheilvollen Lauf: Aaron Zehnter flankte in hohem Bogen von der linken Seite auf Kostons, der Miro Muheim zunächst anköpfte, den Abpraller aber humorlos aus spitzem Winkel unter die Latte drosch (7.).
Der SCP agierte so, wie die Baumgart-Elf es hätte tun müssen: Mit schnörkellosem Spiel tauchten die Ostwestfalen immer wieder vor dem Tor von Matheo Raab auf. Kostons (13.), Raphael Obermaier (16.) und Sebastian Klaas (43.) aber verzogen aus aussichtsreichen Positionen.
Demgegenüber war ein Schuss von Außenstürmer Jean-Luc Dompé nach einer Einzelaktion aus halblinker Position das gefährlichste, was die Hamburger in Hälfte eins zu bieten hatten (36.).
Königsdörffer verpasst die große Chance
Baumgart wechselte zu Beginn des zweiten Durchgangs dreimal, besser wurde das Spiel seines Teams aber nur in homöopathischen Dosen. Gefährlich blieben zunächst vor allem die Gastgeber: Der Ex-Hamburger Filip Bilbija setzte einen Schuss an den Pfosten (59.).
Auf der Gegenseite hatten die eingewechselten Bakery Jatta (79.) und Laszlo Benes (82., 90.+3) mit ihren Schüssen noch die besten Gelegenheiten - abgesehen von Königsdörffer in der 69. Minute, der an diesem Abend zum Sinnbild des abermaligen Nicht-Aufstiegs der Hamburger wurde.